Zerocalcare: Italienischer Star im Comic-Kosmos
Michele Rech, alias Zerocalcare, hat bisher über 2,6 Millionen Bücher verkauft - genauer gesagt Comics. Der 39-Jährige ist ein Star in Italien. Nun ist er zu Gast beim Harbour Front Festival in Hamburg.
Rom ist ruhelos. Rom ist leidenschaftlich und das ist Zerocalcare auch. Seit seiner Kindheit lebt der italienische Comic-Zeichner im Norden der Hauptstadt. Aufgewachsen bei seiner Mutter in Frankreich, besucht er in Rom die französische Schule und macht Abi, schlägt sich anfangs als Nachhilfelehrer und Übersetzer für Französisch durch. Neben dem Job hängt er in der linken Szene ab, liebt Musik, besonders Punk, aber auch das Zeichnen. Musikmachen klappt nicht so - dafür das Zeichnen, umso mehr.
Riesen-Erfolg mit Netflix-Serie in Italien
Geschichten über seinen Alltag treffen in seinem Comic-Blog den Nerv vieler Italiener - nicht nur bei den Jungen. Der heute 39-Jährige erzählt von seinem Leben, seinen Schwächen und seinen Ängsten. Dabei helfen ihm sein Alter Ego, ein Gürteltier, und sein Humor: verschmitzt, intelligent, bissig - oft auch sarkastisch und zynisch, aber immer ehrlich. Seine Sprache ist immer auf den Punkt, genau wie seine erfrischenden, cartoonhaften Zeichnungen.
Das hat wohl auch Netflix überzeugt. Zwei Serien hat der Streaming-Dienst mit ihm produziert, die auch gleich zu den meistgesehenen italienischen Serien im Land avancierten. Hierzulande taucht man mit deutschem Untertitel in die Zerocalcare-Welt ein. Wie auf einer Vespa im römischen Berufsverkehr, geht es wild und wendig durch das Leben des Comic-Zeichners.
"No Sleep till Shingal": Zerocalcares Comic-Reportage aus dem Nordirak
Aber es sind nicht nur die Alltagsgeschichten, die Zerocalcare so auszeichnen. Schon immer schaut der Zeichner auf gesellschaftliche Veränderungen. Spricht globale Konfliktherde an, wie den im türkisch-syrisch-irakischen Grenzgebiet. 2014/15 reist er mit einer Gruppe dorthin. Im Fokus: Das Leben der Kurden und deren Kampf um Autonomie. Daraus entsteht sein Buch "Kobane Calling", das in den Bestsellerlisten Italiens landet.
Frisch im Buchhandel liegt nun der Nachfolger vor: "No Sleep till Shingal". Zerocalcare dokumentiert darin eine erneute Reise in den Nordirak. Aus seinen politischen und moralischen Ansichten macht er darin keinen Hehl - erhebt sich aber dennoch nicht zum Moralapostel. Er verbindet die Wucht des Krieges mit der Leichtigkeit eines Cartoons. Den Beklemmungen der permanenten Todesangst setzt er Witz und Ironie entgegen - Lachen und Betroffenheit als Achterbahnfahrt und das über eine Strecke von rund 200 Seiten. Jede Seite ist dicht, komplex und detailliert wie ein Drei-Gänge-Menü aus der Molekularküche.
Comic-Zeichner bringt Lächeln in den oft belastenden Alltag
Zerocalcare ist ein Unikum im Comic-Kosmos. 1,2 Millionen Follower hat der Italiener auf Instagram. Mit seiner erzählerischen Art und seinem Zeichentalent schafft der Italiener es, den oft belastenden Alltagsthemen mit einem Lächeln zu begegnen. Das tut vielen gut, egal ob auf den Straßen Roms oder sonst wo auf der Welt.