Lesung: Emma Braslavsky und Aiki Mira in Hildesheim
Zukunftsvisionen, KI und Literatur – mit Emma Braslavsky, Aiki Mira, Andra Vahldiek, sowie Schauspielerin Camila Cordero am 5. Dezember in Hildesheim
Algorithmen beobachten uns beim Shoppen und empfehlen Musik, während unser Smartphone das Wetter voraussagt und der Staubsauger-Roboter leise brummt. Wir leben mit Technologien, die früher Science-Fiction waren - Aldous Huxley und George Orwell lassen grüßen. Immer schon hatte die Literatur einen besonderen Sinn für das Kommende. Wir fragen deshalb: Wie stellen sich heutige Autor*innen die Zukunft vor, und welche Technologien halten uns auf Trab?
In "Ich bin dein Mensch" hat Emma Braslavsky einen Androiden erfunden, der alle Wünsche seiner Partnerin erfüllt (verfilmt von Maria Schrader). Aiki Mira schreibt in "Proxi" über virtuelle Realitäten und neue Identitäten. Und im Rahmen einer Ausschreibung von NDR Kultur innerhalb der Reihe "Der Norden liest - Die Herbsttour", die sich an Schreibstudierende der Universität Hildesheim richtete, wurde nach erzählender Literatur gesucht, die sich kreativ mit Künstlicher Intelligenz (KI) auseinandersetzt. Aus den Einsendungen wählte die Jury,. bestehend aus Alexander Solloch (NDR Kultur), Emma Braslavsky (Autorin), Sarah Patzak (Literaturhaus St. Jakobi) und Barbara Heine (Kulturveranstalterin) zwei Einsendungen aus, die mit ihren visionären und sprachlich eindrucksvollen Texten überzeugten.
Junge Autorinnen in Hildesheim
In Nina Andresens Text "Life Could Be A Dream" beeinflussen "Traumtaucher" die öffentliche Moral und den gesellschaftlichen Diskurs: Sie hacken sich in die Träume der Menschen, und ihr Wissen, das sie aus der Deutung von Träumen beziehen, muss in die "Great AI" gespeist werden. Phantasievoll und gewitzt entwirft Nina Andresen eine geheimnisvolle Welt, die nicht nur auf eine beängstigende Zukunft verweist, sondern auch für uns Heutige hohes Identifikationspotenzial birgt. Ein Text, der neugierig auf mehr macht, befand die Jury. Da Nina Andresen an diesem Abend leider persönlich nicht anwesend sein kann, wird die Schauspielerin Camila Cordero vom Theater für Niedersachsen (tfn) ihren Text lesen. Auf das Publikum wartet ein inspirierender Abend mit Lesungen, Diskussionen und Einblicken in die literarische Zukunft.
Andra Vahldiek erzählt in ihrem Text "Stundenglasknochen" von einer zukünftigen Welt, die gleichzeitig wie ein gesellschaftliches Passepartout unserer Gegenwart wirkt: Eine hochtechnisierte Zukunft, in der Gehirnchips der älteren Generation systematisch vernachlässigt werden. Durch die Gedankenschleifen der betagten Ich-Erzählerin nehmen wir teil an der desolaten Wirklichkeit der alten Menschen. Ein wirklich berührender und extrem gut komponierter Text, lautet die Begründung der Jury.
Eine Veranstaltung der Reihe "Der Norden liest - Die Herbsttour" von NDR Kultur. Unter der Schirmherrschaft der Stiftung Lesen. In Kooperation mit dem Literaturhaus St. Jakobi, der Universität Hildesheim, dem Science Fiction Club Deutschland e.V., dem Landesverband Niedersachsen im DBV, der Büchereizentrale Niedersachsen, dem Landesverband der vhs Niedersachsen und der vhs Hildesheim.