Leichen über Leichen: Neue Krimis im April
In unseren Krimitipps stellen wir Ihnen ein neues skandinavisches Meisterwerk vor. Außerdem einen Roman über Inselurlaub der besonderen Art und den neuen Krimi von Stephan Ludwig, in dessen Mittelpunkt ein ganz feiner Mensch steht.
"Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller" von Stephan Ludwig
Stephan Ludwig ist vor allem bekannt für seine Krimireihe um Kommissar Zorn, die für die ARD auch verfilmt wurde. In seinem neuen Roman steht der titelgebende nette Herr Heinlein im Mittelpunkt. Der ist Inhaber eines Delikatessengeschäftes, das - freundlich ausgedrückt - nicht mehr besonders gut läuft. Aber Heinlein liebt seinen Laden und stemmt sich gegen den Untergang. Jeden Tag backt er aufwendige Pasteten und bewirtet seinen neuen Stammkunden, den etwas halbseidenen Adam Morlok. Blöderweise verstirbt der durch ein Versehen und Heinlein versucht panisch, den Unglücksfall zu vertuschen. Dabei spielt sein altes Kühlhaus im Keller eine nicht unwesentliche Rolle. Was Heinlein zu diesem Zeitpunkt nicht ahnt: Morlok wird nicht die letzte Leiche sein, die dort verschwindet...
Obwohl es an Leichen nicht mangelt, ist Stephan Ludwigs Krimi weder brutal noch blutrünstig. Die Geschichte ist skurril, der Ton sanft sarkastisch. Und der nette Herr Heinlein steckt voller Überraschungen.
"Stranded - Die Insel" von Sarah Goodwin
Maddy hatte eine schwierige Kindheit mit übergriffigen Eltern und leidet unter sozialen Phobien. Um sich davon zu befreien, macht sie bei einem verrückten Experiment mit: Mit sieben anderen Teilnehmern muss sie mit minimaler Ausrüstung ein Jahr auf einer schottischen Insel überleben, immer bewacht von unzähligen Fernsehkameras. Am Ziel angekommen, bilden sich schnell Allianzen innerhalb der Gruppe und bald haben sich alle gegen Maddy verschworen. Sie wird ausgeschlossen und muss ganz allein überleben. Als nach einem Jahr niemand kommt, um die Gruppe wieder abzuholen, eskaliert die Situation auf der Insel. Und schon bald gibt es die ersten Toten...
Sarah Goodwin ist eine hervorragende Beobachterin und beschreibt die Gruppendynamik, die immer brutaler wird, perfekt. Ihre Geschichte ist so spannend und überraschend, dass man sie keinesfalls vor dem Einschlafen lesen sollte.
"Nachtjagd" von Jan-Erik Fjell
Als an einem norwegischen See eine verstümmelte Frauenleiche gefunden wird, kommt schnell ein Verdacht auf. Hat der flüchtige Serienmörder Stig Hellum wieder zugeschlagen? Der ermittelnde Kommissar Anton Brekke steht unter großem Druck. Ein weiterer Handlungsstrang führt in ein Gefängnis nach Texas. Dort erzählt der frühere CIA-Agent Nathan Sudlow kurz vor seiner Hinrichtung eine Geschichte, die sich vor Jahren in Norwegen zugetragen hat und die ihn bis heute nicht loslässt.
Immer wieder springt Autor Jan-Erik Fjell zwischen den Erzählsträngen und Zeitebenen hin und her und lange bleibt offen, wie alles zusammenhängt. Fjell schreibt sehr lebendig und bildhaft, sein Plot ist komplex und voller Wendungen. Er hält die Spannung immer unterschwellig am Kochen und am Ende fügt sich alles perfekt.