Judith Schalansky: Lesung in Lüneburg
Dinge wie Menschen vergehen, sind in ihrer Lebens- und Erscheinungszeit endlich. Damit diese Verluste nicht allzu sehr schmerzen, suchen wir uns oft Erinnerungsstützen, Magazine der Rückbesinnung, Verzeichnisse und Museen. Solche Institutionen der Erinnerung geraten gerade in schnelllebigen Zeiten wie der unsrigen ebenso leicht in Vergessenheit wie die Exponate, die sie eigentlich bewahren sollen.
Von untergegangenen Südsee-Inseln und verlorenen Liebesliedern
Folglich haben in Judith Schalanskys Welt auch Gegenstände und Naturphänomene Geburts- und Todesdaten. Voller Akribie und Phantasie spürt die Autorin in ihrem "Verzeichnis einiger Verluste" den "Löchern in der Geschichte" nach - untergegangenen Südsee-Inseln, dem abgebrannten mecklenburgischen Gutshaus oder den verlorenen Liebesliedern der griechischen Dichterin Sappho.
Sie gibt ihnen und uns zum Trost eine Geschichte zurück, einen literarischen Ort der Erinnerung und des Festhaltens. Ihr wunderbares "Verzeichnis" ist eine Liebeserklärung an Vergangenes und ein poetisches Memento Mori.
Gibt ihren Geschichten auch grafisch Gestalt: Judith Schalansky
Die 1980 in Greifswald geborene Judith Schalansky ist gleichermaßen Gestalterin wie Autorin. Ihre Bücher (unter anderem "Atlas der abgelegenen Inseln" von 2009 und "Der Hals der Giraffe" von 2011) werden nicht nur als literarische Werke von Publikum und Kritik gefeiert, sondern auch als buchgestalterische Kunstwerke ausgezeichnet.