Indiebookday 2025: Bücher und Verlage abseits des Mainstreams
Heute ist Indiebookday. Warum sind kleine, unabhängige Verlage so wichtig? Vor welchen Herausforderungen stehen sie? Verleger Sebastian Guggolz berichtet von Freud und Leid des Verlegerseins.
Unabhängige Verlage stehen für besondere Bücher, für Entdeckungen abseits des Mainstreams - und einmal im Jahr rücken sie beim Indiebookday in den Fokus. Den Tag hat der mairisch Verlag 2013 ins Leben gerufen, um die Sichtbarkeit von kleinen, unabhängigen Verlagen zu stärken. Heute (22.3.) heißt es also: Indie-Bücher kaufen, lesen und weiterempfehlen. Der Bücherpodcast eat.READ.sleep. widmet diesem Thema eine Sonderfolge - mit einem besonderen Gast: Sebastian Guggolz vom gleichnamigen Verlag.
Verlagswesen: Was bedeutet unabhängig?
Unabhängige Buchverlage - sie sind klein, oft spezialisiert und meist mit viel Herzblut geführt. Aber was genau macht einen Verlag unabhängig? "Grundsätzlich bezeichnet man als Independent-Verlag einen Verlag, der unabhängig von einem publizistischen Konzern ist", erklärt Podcast-Host Katharina Mahrenholtz. "Nach dieser Definition wären auch Hanser, Kampa oder Mare unabhängige Verlage. Es gibt allerdings auch Leute, die diese Definition wesentlich enger ziehen, die zum Beispiel eine Grenze beim Jahresumsatz ziehen."
Die Kurt Wolff Stiftung, die Interessensvereinigung der unabhängigen Verlage, zieht die Umsatzgrenze bei fünf Millionen Euro im Jahr. Viele der kleinen Independent-Verlage haben ihre ganz eigenen Schwerpunkte, freut sich der zweite Gastgeber des Podcasts, Jan Ehlert: "Oft sind das wirklich ganz tolle Entdeckungen, gerade wenn man versucht, Bücher zu finden, die nicht aus Europa oder Amerika kommen. Viele dieser Verlage haben eine Spezialisierung, eine Art Unique Selling Point, damit man auch weiß: Zu diesem Verlag gehe ich hin." Einer der Lieblingsverlage des Podcast-Hosts ist der Unionsverlag aus der Schweiz: "Der hat eine ganz tolle 'Reihe fürs Handgepäck'. Für sehr viele Länder der Welt hat er Buchempfehlungen - Tipps fürs Handgepäck, was man mitnehmen kann, um literarisch diese Länder zu erschließen."
Sebastian Guggolz: Klares Profil und Sichtbarkeit für Verlag schaffen
Einer, der sich bewusst für eine sehr spezielle Ausrichtung entschieden hat, ist Sebastian Guggolz vom gleichnamigen Guggolz Verlag: "Die Programmatik des Verlages ist sehr konsequent - es geht um nord- und osteuropäische Bücher in neuer Übersetzung oder Erstübersetzung von vergessenen Klassikern."
Das ist nicht nur eine inhaltliche Entscheidung, sondern auch eine Überlebensstrategie: "Das ist eben als kleiner Verlag deutlich wichtiger als als großer Verlag", so Guggolz. Da versuche man, so erkennbar wie möglich zu sein, dieses Profil so scharf wie möglich zu umreißen. "Der Schritt, den ich mit dem Profil versuche, ist, dass ich bei den Buchhändlerinnen und Buchhändlern in die Köpfe komme, dass die wissen, was sie aus meinem Verlag kriegen. Sobald das Buch eingekauft ist und im Buchhandel liegt, ist der erste Schritt - und das ist der wichtigste - schon geschafft."
Denn dann wird man als Verlag für die Leserinnen und Leser sichtbar. Aber warum macht man sich die Mühe, einen kleinen, unabhängigen Verlag zu gründen? Sebastian Guggolz wollte zum einen Bücher verlegen, die er selbst gern lesen wollte, aber nicht finden konnte; zum anderen hat er mit seinem Fokus auf skandinavische, vor allem aber osteuropäische Literatur eine Nische im Buchmarkt gefunden - und seit nun bald fünfzehn Jahren perfekt ausgefüllt.
Die Buchbranche leidet
Doch unabhängig zu sein, bedeutet auch: Überstunden machen, am Wochenende arbeiten, kaum Urlaub nehmen - und das volle finanzielle Risiko tragen: "Das ist ja wirklich ein massiver Unterschied, ob man als Verleger oder als Programmmacher mit seinem eigenen Geld bürgt", sagt Guggolz. "Wenn ich mal ein Programm total versemmel und keiner die Bücher haben will, dann steht sofort infrage, wie und ob ich weitermachen kann. Die Verantwortung, die ich für meinen eigenen Verlag übernehme, wenn ich ein unabhängiger Verleger bin, wenn ich das Geld gebe und das Programm mache, ist eine ganz andere."
Dazu kommt: Die Buchbranche hat es gerade schwer - steigende Papier- und Produktionskosten setzen vor allem den kleinen Verlagen zu. "Der Druck von Büchern ist heute so unverhältnismäßig teurer, dass ich noch viel mehr Bücher verkaufen müsste", berichtet der Verleger.
Indiebookday: Aufmerksamkeit für Bücher aus unabhängigen Verlagen
Die unabhängigen Verlage müssen heute noch härter kämpfen als ohnehin schon. Umso wichtiger ist der Indiebookday. Die Idee dahinter ist, dass möglichst viele Menschen an diesem Tag in einen Buchladen gehen, am besten in einen unabhängigen, und sich ein Buch aus einem unabhängigen Verlag kaufen. Dann posten sie das in den Sozialen Medien oder erzählen anderen davon.
Damit genau diese Verlage noch mehr Aufmerksamkeit bekommen, widmet sich auch eine Sonderfolge von eat.READ.sleep. diesem Thema. Welche Rolle Indie-Verlage für die Literatur spielen und warum sie immer wieder für Überraschungen sorgen - darüber sprechen Katharina Marenholz und Jan Ehlert mit Sebastian Guggolz in dieser Folge - und stellen natürlich einige lesenswerte Bücher aus kleinen, unabhängigen Verlagen vor. Zu hören in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt:
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