"Im Dienst der Nachricht": Rückblick auf 75 Jahre dpa
Die Deutsche Presse-Agentur feiert ihr 75-jähriges Bestehen. Anlässlich des Jubiläums stellt sie gemeinsam mit Autor Hans-Ulrich Wagner ihr neues Buch "Im Dienst der Nachricht" zur Historie der dpa vor.
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Am 1. September 1949 schreibt eine kurze Meldung vom Hamburger Mittelweg ein Stück deutsche Mediengeschichte. Es ist die Geburtsstunde der heute größten Nachrichtenagentur Deutschlands. Die westlichen Besatzungsmächte der Nachrkiegszeit hatten als Ziel, einen zentralen und vor allem unabhängigen Informationskanal in der jungen Bundesrepublik zu schaffen, der verlässliche und geprüfte Nachrichten liefert - der Beginn einer Arbeit, der die Presse- und Rundfunklandschaft in Deutschland nachhaltig verändern sollte.
Neues Buch beleuchtet dpa im Wandel
Die Geschichte der dpa reicht 75 Jahre zurück. Nun erscheint zum ersten Mal eine wissenschaftlich fundierte und umfassende Darstellung der Historie des Unternehmens. Das Ergebnis aus über zwei Jahren Forschung: das Buch "Im Dienst der Nachricht - die Geschichte der dpa". Der Historiker Hans-Ulrich Wagner vom Hamburger Leibniz-Institut für Mediengeschichte ist dem Lebenslauf der Nachrichtenagentur auf den Grund gegangen und hat seine neue Publikation am Dienstag (16. Juli) im Berliner Newsroom der dpa vorgestellt.
Bei seiner Recherche hat sich der Autor durch die Archive der dpa gearbeitet. Doch beim alleinigen Durchsuchen des Archiv-Bestandes ist es nicht geblieben: Wagner hat Zeitzeugeninterviews geführt, hat mit aktuellen wie ehemaligen Beschäftigten der dpa gesprochen und lässt in seinem neuen Werk Fachleute zu Wort kommen. Auf rund 350 Seiten präsentiert er spannende journalistische Zeitgeschichte.
75 Jahre Faktentreue und Unabhängigkeit
Bereits vor 75 Jahren wurden die Prinzipien der Agentur in den Grundstatuten festgelegt, die noch heute genau so gelten. "Die DNA der dpa besteht aus den Themen Faktentreue, Unabhängigkeit und wirtschaftlicher Stärke. Das sind die drei Elemente, die zusammenspielen", betont dpa-Geschäftsführer Peter Kropsch.
Die Einzigartigkeit der dpa ergibt sich auch aus ihren Eigentumsverhältnissen: Rund 170 Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, Medienhäuser, öffentlich-rechtliche und private Radio- und TV-Sender sind Gesellschafter - darunter auch der NDR. So wird die Unabhängigkeit der dpa gewahrt. Heute erhalten nicht nur Medien in Deutschland Hunderte oder gar Tausende Nachrichten pro Tag über den Ticker der Agentur, die Meldungen gehen in die ganze Welt hinaus.
Einblicke in die dpa-Geschichte
In der neuen Chronik werden die Anfänge der Nachrichtenagentur sowie das politische Weltgeschehen und die journalistische Arbeit im Wandel der vergangenen 75 Jahre beleuchtet, bis hin zur umfassenden digitalen Transformation. Dazu gehören unter anderem die Geschichte der "dpa-Villa" in Hamburg, ein Porträt des ersten Chefredakteurs und Geschäftsführers der dpa Fritz Sänger oder der Fernsprechnachrichtendienst der 1970er-Jahre.
Der Medienhistoriker hat die damalige Arbeitsatmosphäre eingefangen: "Ich habe mir erzählen lassen, wie ein Redaktionsraum aussieht, wie er riecht mit dem Zigarettenqualm, wie er sich anhört. Es war ein irrsinniger Lärm, diese Ticker haben natürlich Geräusche von sich gegeben", berichtet Wagner eindrücklich von seiner Recherche.
Paradigmenwechsel durch Internet und Social Media
Mittlerweile liefert die Nachrichtenagentur nicht mehr nur noch Text- und Bildmaterial, sondern versorgt mit ihrem Audiodienst inzwischen auch vor allem private Radiosender. Neben den neuen Verbreitungswegen hat sich auch auf dem Informationsmarkt etwas geändert. Durch die vereinfachte Verbreitung von Nachrichten durch Laien sind Nachrichtenagenturen nicht mehr die einzigen Informationsquellen, sagt dpa-Geschäftsführer Peter Kropsch.
"Der Paradigmenwechsel kam dann mit Internet und vielleicht noch mal mit Social Media, da war diese Kanal-Exklusivität weggeblasen worden. Jeder konnte im Prinzip publizieren, es konnten sich neue Peergroups bilden, die untereinander kommuniziert haben", schaut Kropsch auf die Entwicklung auf dem Informationsmarkt in den letzten Jahren zurück. Das habe die Nachrichtenagentur vor die Anforderung gestellt, so wie alle anderen Medienunternehmen auch, die eigenen Funktionen zu definieren.
Sorgfalt vor Schnelligkeit
Zu den eigenen Funktionen zählt das Bereitstellen einer wahren und faktengestützten Berichterstattung, besonders in der aktuellen Flut von Meldungen und Falschinformationen. Wagner stellt deshalb noch einmnal deutlich die unabdingliche Überprüfung von Informationen in den Vordergrund: "Das oberste Prinzip einer Agentur ist 'Be first, but first must be right'. Natürlich will man schnell sein, man muss schnell diese Information liefern, aber sie muss ja überprüft sein", hebt der Historiker hervor. Um genau dies zu gewährleisten, hat die Deutsche Presse-Agentur eine Faktencheck-Abteilung eingerichtet, die in den letzten Jahren besonders stark gewachsen ist.