Haruki Murakami wird 75: Neuer Roman erscheint auf Deutsch
Pünktlich zum 75. Geburtstag veröffentlicht der japanische Autor einen neuen Roman auf Deutsch: "Die Stadt und ihre ungewisse Mauer". Haruki Murakami liebt Katzen, Laufen, Jazz, Bücher - und hat ein eigenes Museum. Ein Porträt.
Sechs Jahre hat sich Haruki Murakami Zeit gelassen für seinen neuen Roman und dafür auch nicht alles neu erfunden. Der erste von drei Teilen seines 600-Seiten starken Werks ist eine neu aufgelegte Novelle von 1980. Entstanden ist der Roman vorwiegend während der Corona-Pandemie. An seiner Arbeitsweise dürfte sich jedoch auch da kaum etwas verändert haben. "Ich habe drei Dinge, die mir helfen: Katzen, Bücher und Musik", sagte er vor einigen Jahren einem spanisch-asiatischen Kulturforum bei einem seiner seltenen Interviews.
2023 mit Prinz-von-Asturien-Preis für Literatur ausgezeichnet
Nicht nur die Deutschen, auch die Spanier lieben den Japaner. Im vergangenen Jahr wurde er dort mit dem renommierten Prinzessin-von-Asturien-Preis für Literatur ausgezeichnet. Vor Jahrzehnten betrieb Murakami gemeinsam mit seiner Frau einer Jazzbar, heute legt er gelegentlich bei einem lokalen Radiosender auf. Er sagt: "Ich mag jede Form von Musik, Jazz, aktuelle ebenso wie klassische Musik." Außerdem ist der Bestsellerautor bis heute ein passionierter Läufer.
Verfilmung seiner Bücher wie "Naokos Lächeln"
Viele seiner Werke wurden verfilmt - wie zum Beispiel "Naokos Lächeln": Ein junger Student kann sich nicht zwischen zwei Mädchen entscheiden. Es geht um Liebe und Verlust, zwei wiederkehrende Themen bei Haruki Murakami. Seine Protagonisten sind oft Einzelgänger.
Er selbst ist sich nicht nur in dieser Hinsicht treu geblieben. Vor einigen Jahren spendete der Autor Bücher und persönliche Dinge der Waseda-Universität in Tokio, wo er einst studiert hatte. Als Dankeschön baute sein alter Freund und Stararchitekt Kengo Kuma ihm dort ein kleines Museum.
Yuriko ist ein echter Murakami-Fan. Sie sagt: "Er hat eine originelle Sichtweise, einen einzigartigen Stil, den niemand nachahmen kann. Manchmal kann er auch schwierig sein, manchmal überraschend - das ist seine Anziehungskraft." Nobuhiro findet, Murakami schreibe schlicht und habe Feuer. Die zwei bis drei Romane, die er gelesen habe, seien ein Genuss gewesen. Er würde den Meister gern mal persönlich kennenlernen: "Ich würde gerne mit ihm Sushi essen gehen! Und Bier trinkend einfach mit ihm quatschen."
Student Shirokata:para findet zwar andere Schriftsteller besser, zollt ihm aber Respekt: Er habe viel für die Anziehungskraft der japanischen Sprache getan und die japanische, intellektuelle Literatur sehr beeinflusst.
Haruki Murakami: Ein kritischer Geist
Murakami ist im inzwischen eher unpolitischen Japan ein wacher Geist geblieben. So kritisierte er jüngst nicht nur ein Neubauvorhaben in einem Tokioter Park, sondern äußerte sich auch distanziert zu immer weiter steigenden Militärausgaben seiner Heimat.
Ganz im Sinne seines neuen Buchtitels "Die Stadt und die ungewisse Mauer" habe er den Eindruck, dass jeder in diesen Zeiten eine Entscheidung treffen müsse: "Entweder man bleibt innerhalb der Mauern, um Sicherheit und den Status quo zu erhalten oder man geht vor die Mauer, im Wissen um die Risiken, und um nach liberaleren Werten zu streben."