Harry Potter verzaubert noch immer - auch nach 25 Jahren
Aus Anlass seines 25. Geburtstags und nach Millionen verkaufter Bücher und Kinohits sei die Frage erlaubt: Was macht den Zauberlehrling mit dem Namen Harry Potter und seine Geschichte so einzigartig?
Erwachsene, durchaus respektable Menschen, die sich eine Narbe auf die Stirn malen. Die sich in Schuluniformen zwängen, - gut, Schuluniformen einer Zauberschule, aber Faltenrock bleibt Faltenrock. Erwachsene, die mit einem langen Stock zwischen den Beinen einem Mann hinterherrennen, dem ein Tennisball in einer gelben Socke an der Hose rumbaumelt und das Quidditch nennen. Zugegeben, wer keinen Bezug zu Harry Potter hat, findet das vielleicht eher tragisch als magisch.
Wer "Harry Potter" liest, wird verzaubert
Aber wer nicht nur mal einen oder zwei Filme nebenher im Fernsehen gesehen hat, sondern die Bücher liest - der wird verzaubert. Versprochen! Autorin J. K. Rowling zieht einen so in diese magische Welt hinein, dass man die ganze Nacht durchgelesen hat, wenn der neue Harry Potter endlich erschienen war und Rotz und Wasser geheult hat, als - Achtung, Spät-Einsteiger, Spoiler-Alarm! - Schulleiter Dumbledore gestorben ist. Denn es wird ordentlich gestorben in diesen Büchern. Nicht nur Nebenfiguren, auch sehr, sehr lieb gewonnene Superhaupthelden.
J. K. Rowling schont ihre Leserinnen und Leser nicht, sie nimmt sie ernst. Es ist nun mal nicht alles gut auf der Welt. Und gerade die Zauberwelt außerhalb der Zauberschule Hogwarts ist offen rassistisch. Für viele reinblütige Zaubererinnen und Zauberer sind Muggel, also nicht-zaubernde Menschen, und Muggel-geborene Zauberer Wesen zweiter Klasse, die nichts wert sind. Analogien zur realen Welt mehr als gewollt. Aber - und das ist die Botschaft von "Harry Potter": Gegen das Böse kann man gewinnen, wenn man zusammenhält. Mit Freundschaft. Charakterstärke. Mut.
Kinder- und Jugendbuch fördert Toleranz und Leselust
Mittlerweile ist Joanne K. Rowling ja in die Schlagzeilen geraten wegen einiger ihrer Aussagen über Transmenschen. Erstaunlich eigentlich, denn: Harry Potter-Fans sind toleranter gegenüber Homosexuellen, Migrantinnen und Migranten. Das haben Sozialpsychologen 2017 in einer Studie herausgefunden. Harry verbündet sich im Kampf gegen den düsteren Voldemort mit Außenseitern und Minderheiten ohne Ende: Halbriesen, Hauself-Sklaven, Werwölfen, Rothaarigen. Was kann man Hübscheres über ein Kinderbuch sagen, als dass es Toleranz fördert und dass es eine ganze Generation dazu gebracht hat, 600-Seiten-Schmöker zu inhalieren, und das auf Englisch, wenn die Bücher erst später auf Deutsch herauskamen?
Der Traum von einer besseren Muggel-Welt
Und das Schönste: Nix mit schwarz und weiß. Die Figuren sind außergewöhnlich komplex angelegt für eine Buchreihe, die irgendwann mal als Kinderbuch anfing. Harry ist oft wütend, ungerecht bis selbstgerecht. Sein Freund Ron dermaßen eifersüchtig, dass er monatelang nicht mit Harry redet, weil der mal wieder im Mittelpunkt steht. Schulleiter Dumbledore ist auch nicht der allwissend-weise Supertyp, wie sich am Ende rausstellt. Gute handeln böse, Böse sind doch nicht so böse, wie man sechs Bände lang dachte, oder haben zumindest mal einen guten Moment. Daraus entsteht die Spannung.
Es ist eben nicht alles so wie es scheint. Und manche Dinge aus Band eins versteht man erst richtig, wenn man das letzte Buch gelesen hat. Was für eine Leistung, diese Story von Anfang an so durchzukomponieren! Und was für eine Erfolgsgeschichte: 500 Stück- das war die allererste Auflage.
Mittlerweile wurden mehr als 500 Millionen Bücher weltweit verkauft. 500 Millionen Leserinnen und Leser - wenn es bei allen mit dieser Toleranzsache geklappt hätte, dann wäre das doch eine zauberhafte Sache auch für unsere Muggelwelt.