Harbour Front Literaturfestival fällt 2024 aus
2024 wird das Harbour Front Literaturfestival in Hamburg nicht stattfinden. Das gaben die Veranstalter am Donnerstag in einer Pressemitteilung bekannt. Seit 15 Jahren gibt es im Herbst das mehrwöchige Lesefest rund um den Hamburger Hafen.
Nach dem 15. Festival im vergangenen Jahr wolle man sich "organisatorisch, personell und finanziell" neu aufstellen, so die Veranstalter. Da ein solcher Prozess bei laufendem Betrieb nicht umsetzbar sei, wurde beschlossen, das Festival in 2024 ausfallen zu lassen. Das Festival will die Zeit nutzen, um mit Förderern und möglichen Kooperationspartnern Gespräche über die zukünftige Struktur und finanzielle Absicherung des Harbour Fronts zu führen.
"Mich hat das überrascht", kommentiert NDR 90,3 Redakteur und eat.READ.sleep-Bücherpodcast-Host Daniel Kaiser. "Alle Büchermenschen, die ich heute getroffen habe, sagten nach einer Sekunde des Erstaunens alles von 'Oha!' bis 'Krass!'". Bei etwas längerem Nachdenken erinnere man sich aber schon daran, dass es in den vergangenen Jahren immer wieder auch ein Ringen und Rechnen ums Geld war.
Seit dem Kühne-Rückzug sucht das Festival nach Sponsoren
Nachdem sich der Milliardär Klaus-Michael Kühne zurückgezogen hat - der auch den HSV unterstützt und ein neues Opernhaus in Hamburg bauen will - hat das Festival nach neuen Sponsoren gesucht. Lange war er beim Festival Hauptgeldgeber und hatte bereits vor Jahren gesagt: Es müssten sich hier auch andere engagieren. "Das hatte er sogar mal bei einer Eröffnung des Festivals gesagt - haarscharf am Eklat vorbei.", so Kaiser. Übrig blieben die Hapag Lloyd Stiftung, die Clouds Hill Group und die Kulturbehörde mit 100.000 Euro.
Die Kulturbehörde ist nun mit den Festivalmachern im Gespräch. Kultursenator Carsten Brosda (SPD) sagt: Ziel müsse es sein, ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, damit das Harbour Front 2025 wieder kraftvoll loslegen könne. Man wolle die 100.000 Euro als Behörde gern weiter beisteuern, aber auch nicht mehr. Das sei die größte Literaturförderung in Hamburg.
Zeit für einen Generationswechsel?
Die Frage, wie es personell weitergeht, sei interessant, so Kaiser. "Niko Hansen und Heinz Lehmann sind die Urgesteine des Festivals. Da hörte man schon öfter - vielleicht täte dem Ganzen ein Generationswechsel gut. Petra Bamberger ist als jüngerer und weiblicher Part auch schon im Leitungsteam. Ich kann mir denken, dass das im nächsten Jahr auch eine Rolle spielen wird."
Das Besondere am Festival: Die Veranstaltungen sind "weit weg von Wasserglaslesungen". So gab es immer spannende Begegnungen zweier Autoren wie Robert Seethaler mit Dörte Hansen. Im letzten Jahr gab es Abende mit Westernhagen - oder Clueso trifft Stuckrad-Barre. All das an urigen Orten - nicht nur in der Elbphilharmonie - auch mal in der St. Pauli Kirche und auf dem Schiff Cap San Diego. Kaiser sagt: "Die haben Literatur ins Event-Zeitalter getragen - mit einem Herz für Nischen. Es gab einen Preis für das beste Romandebüt", wo auch Kaiser selbst mit anderen für den NDR in der ehrenamtlichen Jury gearbeitet hat. Auch "Orchideenthemen" hätten dort eine Bühne gefunden. "Die sind also nicht einfach nur auf Publikumsknüller gegangen. Insofern ist die Absage schon ein Alarm."