US-Autor Richard Ford lächelt im schwarzen Jackett mit blauem Hemd bei einer Veranstaltung in Deutschland © picture alliance / Geisler-Fotopress | Robert Schmiegelt/Geisler-Fotopr Foto: Robert Schmiegelt
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AUDIO: Richard Ford liest aus "Valentinstag" im Schauspielhaus Hamburg (4 Min)

Richard Ford liest aus Roman "Valentinstag" in Hamburg

Stand: 31.10.2023 12:32 Uhr

von Jens Büchsenmann

Einer der großen amerikanischen Schriftsteller dieser Zeit ist der bald 80-jährige Richard Ford. Sein halbes literarisches Leben hat er einer einzigen Romanfigur gewidmet: Frank Bascombe heißt der, ein bisschen auch Alter Ego seines Autors. Beide sind zusammen älter und reifer geworden im Verlauf der mittlerweile fünf Romane, die Richard Ford diesem Frank Bascombe gewidmet hat - in denen er amerikanische Gegenwart ebenso nüchtern wie plastisch erzählt. Die Lesung beim Literaturfestival Harbour Front im Malersaal des Hamburger Schauspielhauses am Montag in Hamburg war schon lange ausverkauft. Ein Besuch der Lesung mit den glücklichen Fans, die noch Karten bekommen hatten.

"Valentinstag" Held Frank Bascombe bilanziert sein bisheriges Leben

Richard Ford: "Valentinstag" © Hanser Berlin
Richard Fords fünfter Roman "Valentinstag" mit dem Helden Frank Bascombe ist (Deutsch von Frank Heibert) beschreibt die amerikanische Gegenwart ebenso nüchtern wie plastisch.

Es war wirklich proppenvoll, bis auf den letzten Platz besetzt. Viele hielten schon die Bücher fürs Signieren hinterher bereit. Ein Fan hielt aber kein Buch, sondern einen kleinen weißen Lederball in der Hand. Er erklärt: "Vor zehn Jahren hat Richard Ford am Broadway in New York die 'Long night of the shorts' moderiert. Ich habe danach ein Autogramm auf dem Baseball geholt. Zehn Jahre später würde ich mir wünschen, dass er auf der anderen Seite unterschreibt."

Der Wunsch wurde erfüllt, knapp zwei Stunden später, denn der Autor war ganz bei seinem Publikum, signierte, und genoss jedes Gespräch.

Richard Ford las auf Englisch, es wurde nichts übersetzt, man musste schon gut hinhören. Gleich im ersten Kapitel, überschrieben mit dem Titel "Happiness" bilanziert der Ich-Erzähler Frank Bascombe sein bisheriges Leben: den schmerzlichen Tod seines jüngsten Sohnes, zwei Scheidungen. Jetzt ist sein ältester Sohn unheilbar krank - mit ihm wird der 74-jährige Vater eine letzte Reise quer durch Amerika machen. Glück ist für seinen Helden oft erfolgreiches Verdrängen. 

Vater und Sohn kommen sich mit Galgenhumor näher

Mit Galgenhumor kommen sich beide, Vater und Sohn, auf dieser letzten Reise näher. Richard Ford findet, dass Humor sein Weg ist, mit dem Tod und überhaupt den letzten Fragen nach dem Sinn des Lebens beizukommen. Ein Kritiker lobte schon früh diesen Sinn für Situationskomik bei dem Autor, erzählt Ford im Gespräch mit dem Publikum. "Du hast einen fantastischen Sinn für Humor. Du musst ihn so oft wie möglich auf deinen Seiten festhalten", habe dieser Kritiker ihm attestiert.

Seitdem versucht Richard Ford, auf jeder Seite so viel wie möglich unterzubringen. Vieles ist komisch, wenn er die Banalitäten hier im Mittleren Westen übergenau beschreibt, Detail-versessen triste Reklametafeln aufzählt, schäbige Motels und Autowerkstätten entlang dem Highway. Und dabei versucht, auf der allerletzten Strecke ein guter Vater zu sein.

Denn Paul hat ALS, seine Muskeln reagieren immer schlechter, er wird bald sterben, aber den Mount Rushmore wollen sie unbedingt noch sehen, diese absurd in den Berg gesprengten Riesenköpfe amerikanischer Präsidenten.

Publikum ist hin und weg von der Lesung

"Es war ein großartiger Abend, weil er so amerikanisch gesprochen hat und weil er so gut erklärt hat, warum seine Bücher lustig und ernst zugleich sind", sagt ein Besucher. "Das war ein ganz toller Abend", berichtet eine Besuchern. "Wir waren zu viert und überhaupt nicht vorbereitet, aber das was wir erlebt haben war super weil die Art und Weise wie wir ihn hier erlebt haben einfach umwerfend war. "Ich fand Richard Ford großartig. Eine beeindruckende Erscheinung. Ich habe ihn zum ersten Mal live gesehen und hab jetzt gemerkt, wie sehr ich seine Sprache liebe", so ein weiterer Besucher. Er fand es "sehr ermutigend", dass man "in dem Alter" so eine Lebendigkeit haben könne.

80 wird Richard Ford im nächsten Jahr. Und so, wie man ihn bei der Lesung erleben konnte, wird es nicht sein letzter Roman gewesen sein. Ob mit oder ohne seinen Überlebenskünstler Frank Bascombe.

Die Berliner Lesung mit Richard Ford ist in voller Länge zu sehen und zu hören:

 

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