Hannah-Arendt-Preis im kleinen Kreis an Masha Gessen übergeben
Die Verleihung des Hannah-Arendt-Preises an Masha Gessen hatte zuletzt für hitzige Diskussion gesorgt. Am Samstag fand die Ehrung dennoch statt - doch anders als geplant.
Die Feier zur umstrittenen Verleihung des Hannah-Arendt-Preises für politisches Denken an Masha Gessen fand nur im kleinen Rahmen statt. Statt im großen Saal des Bremer Rathauses drängten sich gut 50 Gäste in einen kleinen Veranstaltungsraum im Steintorviertel, wohin der Trägerverein nach dem Rückzug der Heinrich-Böll-Stiftung und des Bremer Senats ausgewichen war. Vor der Tür sicherten Polizisten die Veranstaltung ab. Den bereits zuvor gewechselten Veranstaltungsort hatten die Verantwortlichen am Samstagmorgen noch einmal kurzfristig verlegt - aus Sicherheitsgründen, wie es beim Veranstalter hieß.
Trägerverein: "Fruchtbare Form des Dialogs"
Der Trägerverein des Preises zeigte sich am Ende dennoch zufrieden. "Es war eine sehr dichte Veranstaltung im kleinen Format, bei der wir alle froh sind, dass sie stattgefunden hat", sagte Eva Senghaas vom Vereinsvorstand. Es sei eine "sehr fruchtbare Form des Dialogs" gewesen, die gezeigt habe, "dass man sich über strittige Fragen und Einschätzungen auf eine gute Weise auseinandersetzen kann".
Woran sich die Kritik entzündet hat
Die ursprünglich für Freitag im Rathaus geplante Veranstaltung war nach Kritik an Äußerungen Gessens abgesagt worden. Als Erste hatte die Bremer Niederlassung der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft gefordert, die geplante Preisverleihung auszusetzen. Ihre Kritik entzündet sich an einem Artikel von Masha Gessen aus dem US Magazin "New Yorker", unter anderem über die deutsche Israel-Politik, um Gaza. Gessen schreibt: "Seit 17 Jahren ist Gaza ein übermäßig besiedeltes, verarmtes, eingemauertes Lager, das auch nur für kurze Zeit zu verlassen nur ein kleiner Teil der Bevölkerung das Recht hat – in anderen Worten, ein Ghetto." Und weiter heißt es Gaza sei "nicht wie ein jüdisches Ghetto in Venedig oder wie ein innerhalb einer Stadt gelegenes Ghetto in Amerika, sondern wie ein jüdisches Ghetto in einem von Nazi-Deutschland besetzten osteuropäischen Land". In diesem offenen Brief der Deutsch-Israelischen Gesellschaft heißt es, diese Gleichsetzung sei unbegreiflich und die Äußerungen von Gessen stehen "in deutlichem Gegensatz zum Denken Hannah Arendts". Das passe nicht zur Vergabe des Hannah-Arendt-Preises.
Feierliche Preisverleihung abgesagt
Vergeben wird der Preis von einem Trägerverein, der Bremer Regierung und den Heinrich-Böll-Stiftungen in Berlin und Bremen. Bremens stellvertretender Regierungschef Björn Fecker, der die für Freitag geplante feierliche Preisverleihung im Rathaus abgesagt hatte, sagte, man wolle Gessen für solche Aussagen keine Bühne bieten. Er hatte auch den Trägerverein aufgefordert, nicht an Gessen als Preisträgerin festzuhalten. Auch die Heinrich-Böll-Stiftung hatte sich für eine Absage der Preisverleihung ausgesprochen und ihre Teilnahme abgesagt.