Dmitry Glukhovsky © TT NYHETSBYRÅN Foto: Henrik Montgomery/TT
Dmitry Glukhovsky © TT NYHETSBYRÅN Foto: Henrik Montgomery/TT
Dmitry Glukhovsky © TT NYHETSBYRÅN Foto: Henrik Montgomery/TT
AUDIO: Dmitry Glukhovsky veröffentlicht "Outpost - Der Aufbruch" in deutscher Sprache (3 Min)

"Outpost - Der Aufbruch": Russland zerfällt - und ist vom Westen isoliert

Stand: 16.05.2023 07:28 Uhr

Der russische Bestseller-Autor Dmitry Glukhovsky wirft in seinem Roman einen düsteren Blick in die Zukunft. "Outpost - Der Aufbruch" erscheint nun auch auf Deutsch.

In seiner Heimat ist Glukhovsky zur Fahndung ausgeschrieben. Er lebt an einem unbekannten Ort im Ausland. In Abwesenheit wird ihm derzeit in Russland der Prozess gemacht. Glukhovsky hat sich mehrfach klar gegen den russischen Angriffskrieg positioniert und ist jetzt wegen Diskreditierung der russischen Armee und der Verbreitung von Fake-News angeklagt.

Ein grausamer Virus führt zum Bürgerkrieg in Russland

Sein Werk "Outpost - Der Aufbruch" entstand bereits vor Beginn des Krieges. Jetzt wird der zweite Band in deutscher Sprache veröffentlicht. Der Bestseller-Autor wirft darin einen düsteren Blick in die Zukunft: Russland ist nach einem Bürgerkrieg zerfallen - vom Westen isoliert steht im neuen Zarenreich Moskowien die Heiligsprechung des verstorbenen Zaren an, der das Reich einst groß gemacht hat. Aber am Rande von Moskowien erfasst eine Art Virus die Menschen. Ein seltsames Kauderwelsch steckt jeden an, der es gehört hat und führt zu einem Blutrausch.

"Es geht um die Folgen der Propaganda-Vergiftung", sagt Glukhovsky. "Es geht um einen neurolinguistischen Virus, der die Leute verrückt macht." Und zwar derart, dass sie in einen Blutrausch verfallen und sich in bizarren Ritualen gegenseitig zerfleischen und umbringen. Zar Arkadi Michailowitsch schickt einen Spähtrupp an die Grenzen seines Reiches, wo das Virus auf grausame Art wütet. Doch niemand kehrt zurück, da sich alle Soldaten selbst infizieren, töten und getötet werden. Jura und Michel, die den Horror vor Ort selbst miterleben, machen sich auf den Weg nach Moskau, um die Menschen dort zu warnen. Doch niemand will sie hören, sie bringen sich sogar in Gefahr. Zu brisant ist das, was sie zu berichten haben.

Dmitry Glukhovsky © picture alliance TT NYHETSBYRÅN Henrik MontgomeryTT Foto: picture alliance TT NYHETSBYRÅN Henrik MontgomeryTT
AUDIO: Dmitry Glukhovsky über Putins Krieg in der Ukraine (55 Min)

Glukhovsky: "Diese Leute werden irgendwann Russland selber von innen zerstören"

"Outpost - Der Aufbruch" weist gleich in mehrfacher Hinsicht Parallelen zum heutigen Russland auf. Zum einen der Aspekt der russischen Hass-Propaganda, die Ukrainer zu Faschisten und Europäer zu willenlosen Perversen erkläre, so Glukhovsky: "Diese Leute, die von Propaganda, von Hassrede vergiftet und angesteckt sind, werden irgendwann Russland selber von innen zerstören. Vielleicht versteht das Regime nicht, dass sich die Dämonen, die es losgelassen hat, gegen Putin und seine Nachfolger wenden werden", sagt Glukhovsky.

Glukhovsky glaubt, dass dies spätestens dann passieren wird, wenn traumatisierte russische Soldaten, die im Krieg sämtliche Tabus in Bezug auf das Töten fallengelassen haben, nach Russland zurückkehren: "Diese Leute haben keine Angst mehr vor dem Töten, und sie haben keine Angst mehr vor dem Sterben. Das kann sehr gefährlich werden - nicht nur für Putins Regime, sondern für das ganze Land. Dann können wir den Geist eines Bürgerkriegs sehen." Glukhovsky geht davon aus, dass seine Bücher schon bald in Russland verboten werden. Auch deswegen bietet er sie über seine Telegram-Kanäle kostenlos als Download an. Man müsse jetzt jede Möglichkeit nutzen, der russischen Propaganda etwas entgegenzusetzen.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | NDR Kultur à la carte | 15.05.2023 | 14:40 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Romane

Biografie

Ein Latte Macchiato, eine Brille und eine Kerze liegen auf einem Buch © picture alliance / Zoonar | Oleksandr Latkun

Bücher 2024: Das waren die interessantesten Neuerscheinungen

Unter anderem gab es Neues von Martina Hefter, Frank Schätzing, Markus Thielemann, Isabel Bogdan oder Lucy Fricke. mehr

Logo vom NDR Kultur Podcast "eat.READ.sleep" © NDR Foto: Sinje Hasheider

eat.READ.sleep. Bücher für dich

Lieblingsbücher, Neuerscheinungen, Bestseller – wir geben Tipps und Orientierung. Außerdem: Interviews mit Büchermenschen, Fun Facts und eine literarische Vorspeise. mehr

Eine Grafik zeigt einen Lorbeerkranz auf einem Podest vor einem roten Hintergrund. © NDR

Legenden von nebenan: Wer hat Ihren Ort geprägt?

NDR Kultur erzählt die Geschichte von Menschen, die in ihrer Umgebung bleibende Spuren hinterlassen haben - und setzt ihnen ein virtuelles Denkmal. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mehr Kultur

Porträtbild des Hamburger Kultursenators Carsten Brosda. © picture alliance/dpa Foto: Marcus Brandt

11 Prozent mehr Geld für Kultur - Brosda zufrieden mit Hamburger Haushalt

Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda spricht im NDR Interview über die Kultur-Förderung, die "Kühne-Oper" und die Beatles. mehr