"Die weiße Iris": Neuer Asterix persifliert übertriebene Achtsamkeit
Im neuen Asterix gibt es im gallischen Dorf eine ganz neue Achtsamkeit. "Die weiße Iris" ist der erste Comic aus der Feder des französischen Comicautors Fabcaro.
Obelix hat schlechte Laune. Alles, was ihm im Leben Spaß macht, soll plötzlich übel sein: Römer verkloppen, Wildschweine essen und auch die Hinkelsteine seien zu nichts nutze. Seine Welt steht Kopf und das liegt an Visusversus, dem neuen Chefmediziner der römischen Armee. "Die römischen Truppen sind demotiviert, Cäsar ist ratlos. Da kommt dieser Arzt Visusversus, der ihm verklickert, er könne die Truppen wieder aufrichten", erklärt Autor Fabcaro. Und zwar mit seiner neuen Achtsamkeitsdenkschule "Die weiße Iris": weniger Fleisch, mehr Umsicht, Konflikte mit Worten lösen statt mit Backpfeifen. Dummerweise verfängt das auch im Dorf von Asterix. Eine neue Nachhaltigkeit greift um sich: Salat und Gemüse statt Wildschweinbraten und das Verkloppen dummer Legionäre weicht einer nie gekannten Achtsamkeit.
Asterix als lebendes Gendersternchen
Klaus Jöken übersetzt seit langem schon die Asterix-Hefte ins Deutsche. Da liegt es nahe, den deutschen Übersetzer nach Asterix‘ eigentlicher Bedeutung zu fragen: denn der kommt vom französischen Wort Asterisk, mit dem Typographen ein Sternchen im Text bezeichnen. "Nein, in Frankreich denkt man nicht so über das Gendern nach. Das geht auch in der französischen Grammatik gar nicht", sagt Jöken. "Eigentlich ist das Gendersternchen der Asterix - also wenn Asterix auf dem Bild ist, wird sowieso gegendert."
"Die weiße Iris" bringt das gallische Leben durcheinander
Was die römischen Soldaten untereinander wieder zusammenschweißt, richtet im gallischen Dorf Verheerendes an. Plötzlich ist nichts mehr, wie es war. "Gutemine ist diesem Guru Visusversus total verfallen. Sie stellt ihre Beziehung zu ihrem Mann Majestix in Frage", schildert Fabcaro. "Majestix versteht die Welt nicht mehr. Es war doch alles so prima: Er hing mit seinen Freunden ab, trank und aß während Gutemine den Haushalt machte." Visusversus ist nicht nur äußerst charismatisch, sondern auch verschlagen und heuchlerisch. Ein Bösewicht, dessen Antlitzzeichner Didier Conrad einiges Kopfzerbrechen bereitet hat. "Er musste überzeugend sein und verführerisch und er musste Erfahrung haben", sagt Conrad. Zuerst habe er ihn zu jung gezeichnet. "Dann habe ich mich an großen Männern und Denkern orientiert." Ein bisschen eitel, sehr schlau und selbstbewusst sieht dieser Visusversus aus.
Fabcaro stellt Übersetzer Jöken vor viele Herausforderungen
Visusversus' Philosophie, die weiße Iris, sorgt im Dorf für wilde Wortgefechte und die haben Übersetzer Klaus Jöken ins Schwitzen gebracht. Der neue Texter Fabcaro hat einen anderen Stil als sein Vorgänger Jean-Yves Ferri. "Ferri macht eher so den Super-Gag, den er vorbereitet und der explodiert wie eine Bombe. Fabcaro baut dagegen eher Kaskaden von Wortspielen auf", erklärt Jöken. "Da sind viele Wortspiele, die ineinandergreifen. Das muss man dann versuchen im Deutschen nachzukonstruieren."
Weil Jean-Yves Ferri beschlossen hat, eine Pause einzulegen, durfte dieses Mal Fabcaro ran. Der französische Comicautor, Romancier und Musiker konnte sein Glück nicht fassen. "Ich hab mich unendlich gefreut, ich musste sofort an meinen ersten Asterix als Kind denken", erinnert sich der Texter. "Jetzt allerdings steigt der Druck doch ganz schön."
Der neue Band wird eine Auflage von fünf Millionen Exemplaren haben und in 20 Sprachen übersetzt. Wie das Abenteuer um "Die weiße Iris" ausgeht? Das wird natürlich nicht verraten. Nur so viel: Es endet wieder mit einem Bankett.
Die weiße Iris
- Seitenzahl:
- 48 Seiten
- Genre:
- Jugendbuch
- Verlag:
- Egmont Ehapa Media
- Veröffentlichungsdatum:
- 26.10.2023
- Preis:
- 7,99 €
- FSK:
- ab 8 Jahre
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