Florian Werner  Foto: Moritz Küstner

"Die Raststätte": Florian Werner liest in Hannover

Stand: 06.12.2021 17:31 Uhr

Wer in Deutschland eine Autobahn nutzt, ist hier in der Regel schon einmal eingekehrt: Die Raststätten - Tag und Nacht geöffnet, Orte kurzer Aufenthalte am Rande des Verkehrsstroms.

Beliebt sind sie nicht, das Essen ist umstritten, aber sie sind nicht wegzudenken aus der deutschen Verkehrslandschaft. Etwa 430 Autobahnraststätten gibt es heute in Deutschland. Der Autor Florian Werner erzählt in seinem Buch "Die Raststätte. Eine Liebeserklärung" Geschichten vom Aufeinandertreffen und Weiterkommen. Und wer wissen will, warum ein Motelzimmer immer kalt ist oder was am Fernfahrer-Mythos stimmt, lernt so einiges dazu.

Raststätte Garbsen-Nord bei Hannover

Für sein Buch hat Werner im Sommer 2019, also vor Corona, rund um die niedersächsische Raststätte Garbsen-Nord recherchiert. Sie liegt an der A2 und wurde 1954 eröffnet. Werner sprach mit den zahlreichen Durchreisenden und mit den Menschen, die dort arbeiten: Servicekräfte, Beamte der Autobahnwache und ein Notfallseelsorger. Werner entwickelte Toilettenphilosophien und traf sogar einen Raststättenbotaniker an der Bordsteinkante. Der analysiert die Fauna in Garbsen-Nord -und wie sie sich verändert durch Fernverkehr und fremde Pflanzen. Werner schaut auch in das Gästebuch von Garbsen Nord: Politiker Herbert Wehner bedankt sich "für die Gastlichkeit" und TV-Legende Alfred Biolek "für den guten Pudding". Auch Udo Jürgens, Klaus Lage oder Uwe Seeler haben die Raststätte und schreiben Dankesworte an die frühere Chefin Anne Kathrin Münnich.

Geschichte der Raststätten

Ein Mann signiert ein Buch.  Foto: Moritz Küstner
Im Anschluss an die Lesung signierte Florian Werner noch geduldig zahlreiche Bücher.

In seinem kurzweiligen Buch schreibt Werner auch über die Entstehungsgeschichte und Entwicklung der deutschen Raststätten. Die erste deutsche Rastanlage wurde Mitte der 1930er Jahre eröffnet, am Chiemsee - zwischen München und Hitlers Domizil am Obersalzberg. Nach der Machtergreifung ging es dann richtig los: Die Autobahn war ein Staatsziel und die dazugehörenden Versorgungsbetriebe sollten bauliche "Werke der Kultur" sein, so Werner. Nach Kriegsende wurde in der Bundesrepublik die "Gesellschaft für Nebenbetriebe der Bundesautobahnen" gegründet, im der DDR kümmerte sich die Mitropa. Die Architektur auf beiden Seiten der Mauer: nicht immer kulturell wertvoll. Heute verpachtet ein privater Konzern rund fünfundneunzig Prozent der deutschen Raststätten.

Autor trifft Raststätten-Betreiber

Eine der wichtigsten Figuren im Buch war bei "Der Norden liest" dabei: der heutige Raststätten-Betreiber Marc Münnich. Er ist in Garbsen-Nord quasi aufgewachsen, denn er ist Autobahngastronom in dritter Generation, und das hat ihn natürlich geprägt. Als Kind machte er in der Raststätte seine Hausaufgaben, fuhr mit dem Fahrrad auf dem Parkplatz herum, und natürlich lernte er die Kinder vieler Reisender kennen, auch wenn die nach kurzer Zeit meist wieder mit ihren Eltern auf die Autobahn mussten. Garbsen-Nord ist für ihn eine Art Heimat. Bei der Lesung in Hannover erkundete und erklärte er mit Autor Florian Werner das besondere Raststätten-Gefühl. Moderiert wurde die Reise zu den magischen Orten des Individualverkehrs von Christoph Bungartz vom NDR "Kulturjournal".

Eine Veranstaltung der Reihe "Der Norden liest" des Kulturjournals im NDR Fernsehen und von NDR Kultur. Unter der Schirmherrschaft der Stiftung Lesen. In Kooperation mit dem Sprengel Museum Hannover, dem Literarischer Salon der Leibniz Universität Hannover, der Büchereizentrale Niedersachsen und dem dbv Landesverband Niedersachsen.

Dieses Thema im Programm:

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