Lesung: Felicitas Hoppe erfindet die Nibelungen Saga neu
Zum Auftakt der Herbsttour der Lesereihe "Der Norden liest" hat Felicitas Hoppe ihre Adaption der Nibelungensage vorgestellt, den Roman "Die Nibelungen. Ein deutscher Stummfilm", mit dem sie für den Deutschen Buchpreis nominiert war.
Was für eine Geschichte - ein Bad in Drachenblut, Gold, Liebe und Mord: Das Lied der Nibelungen, die Sage von Siegfried, der schönen Kriemhild und dem düsteren Gegenspieler Hagen. Schriftstellerin Felicitas Hoppe erzählt den alten Stoff spielerisch ganz neu - in einem sprachmächtigen und assoziationsreichem Roman. In der Reihe "Der Norden liest" präsentierte sie ihr Buch im Gespräch mit Ulrich Kühn von NDR Kultur.
Die Geschichte der Nibelungen gehört zu den wichtigsten Stoffen der europäischen Literatur und wird immer adaptiert und in neuen Versionen erzählt: Friedrich Hebbel hat daraus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein großes Drama in zwei Teilen geformt. Fast zur gleichen Zeit hat Richard Wagner an seinem Hauptwerk geschmiedet, dem bedeutenden Opern-Zyklus "Der Ring des Nibelungen", dessen Aufführung noch immer zu den großen Herausforderungen für Opernregisseur*innen gehört. Regisseur Fritz Lang hat 1924 den Stummfilmklassiker "Die Nibelungen" gedreht. Bei den Nibelungen-Festspielen in Worms kommt der Stoff jedes Jahr auf die Bühne.
Die Handlung variiert in den verschiedenen Fassungen, aber im Mittelpunkt steht immer Held Siegfried. Der hat im Kampf einen Drachen geschlagen, in dessen Blut gebadet und wurde so fast unbesiegbar. Nur eine kleine Stelle seines Körpers, die durch ein Blatt bedeckt war, ist verwundbar geblieben. Siegfried wirbt in Burgund um die Königstochter Kriemhild und hilft ihrem Bruder Gunter, Brunhild zu erobern. Doch nach der Doppelhochzeit wird Siegfried von Hagen ermordet, Kriemhilde rächt seinen Tod.
Schriftstellerin Felicitas Hoppe hat eine ganz eigene Neufassung des legendären Stoffes geschrieben, in der sie nicht nur Geschichte neu erzählt, sondern auch von einer fiktiven Theateraufführung. Auch wenn sie ihren Roman als "deutschen Stummfilm" untertitelt, ist es im Gegenteil ein virtuoser und sprachlich überbordender Text. Zwischen den Episoden des bekannten Stoffes fügt sie noch zwei weitere Kapitel ein, beide mit "Pause" überschrieben, in denen die Schauspieler einer fiktiven Nibelungen-Aufführung zu Wort kommen, sie werden in der Umkleide interviewt. Ein literarisches Spiel mit verschiedenen Ebenen, mit Kritik am Kulturbetrieb. Ein Text voller Assoziationen und Bezügen aus Literatur und Kultur.
Eine Veranstaltung der Reihe "Der Norden liest" des Kulturjournals im NDR Fernsehen und von NDR Kultur. Unter der Schirmherrschaft der Stiftung Lesen. In Kooperation mit dem Literaturhaus Hannover.