Buxtehude: Privatbibliothek von Hans-Uwe Hansen aufgelöst
Der SPD-Politiker Hans-Uwe Hansen hatte eine rund 80.000 Bücher umfassende Privatbibliothek in Buxtehude. Nun wurde der Nachlass verschenkt - gegen eine Spende.
"Herzlich willkommen in der Bibliothek von Hans-Uwe Hansen. Und ich hoffe, sie finden ganz tolle Sachen hier. Herr Hansen wird sich hoffentlich irgendwo da oben darüber freuen." Mit diesen Worten startet der Leiter der Buxtehuder Volkshochschule Dirk Pohl die Nachlass-Auflösung. Der Andrang ist enorm. Rund 100 Männer, Frauen und Kinder sind gekommen, um im Bibliotheksanbau des Hauses Hansen nach Herzenslust zu stöbern.
Zuerst dürfen die Mitarbeiter von Schulen, Universitäten und Second Hand-Buchhandlungen reinschauen. So wie Tanja Drecke: "Herr Hansen hat sehr, sehr viele Kunstbände gesammelt und alte Postersammlungen. Richtig tolle Schätze und skurrille Dinge, die da gesammelt wurden." Nur wenige Buxtehuder wussten oder ahnten, dass sich eine deratige Sammlung in einem unscheinbaren alten Haus in ihrer Stadt befindet.
Bis zur Zimmerdecke ist jedes Thema vertreten
Dirk Pohl betreut die private Bibliothek seit Hans-Uwe Hansens Tod. Auch er ist sichtlich beeindruckt von dem, was hier ein einziger Mensch alles archiviert hat: "Wenn man das Haus sieht, dann denkt man nicht, dass hier 80.000 Bücher gelagert sind - Freunde wussten das natürlich. Die SPD oder andere haben unheimlich profitiert, weil er viel Wissen hatte. Er hat auch viele Bücher gelesen. Er sagte immer: Er hat nicht alle gelesen, aber er hat immer mal reingeguckt."
Von Jean-Paul Sartre, Max Frisch und Heinrich Böll bis zu Salman Rushdie und der SPIEGEL-Gesamtausgabe seit 1955, von den lustigen Hägar- und Micky Maus Taschenbüchern bis zur Gesamtausgabe von Marx und Engels - in dieser Bibliothek findet sich zu jedem Thema etwas. Auch Filme auf VHS-Kassetten, Münzsammlungen und Sammelalben von Zigaretten- und Margarinefirmen hat Hans-Uwe Hansen in seinen vielen Regalen bis zur Zimmerdecke gehortet und auf Karteikarten akribisch aufgelistet.
Endstation Altpapiersammlung?
Was geschieht allerdings mit all den Büchern und anderen Dingen, die jetzt keine neuen Besitzer finden? Müll- oder Altpapiersammlung? Dirk Pohl erklärt: "Ja, die erleiden das traurige Schicksal, das viele private Büchersammlungen jetzt erleiden müssen, in Zeiten in denen Menschen ihre Bücher abgeben möchten und selbst Antiquare abwinken und sagen: Wir können das nicht gebrauchen, wir werden es nicht mehr los. Das ist eben auch eine Folge der Digitalisierung." Falls es einen Himmel gibt, dann dürfte Hans-Uwe Hansen es mit Genugtuung gesehen haben, wie sich die Buxtehuder um seinen Nachlass gerissen haben.