Ein Mann mit Brille, Schiebermütze und Stoppelbart sitzt an einem Arbeitsplatz. Er schaut in die Kamera und zeigt mit dem Zeigefinger gleichzeitig auf den Bildschirm vor sich, auf dem eine Comicfigur zu sehen ist. © picture alliance/dpa | Axel Heimken
Ein Mann mit Brille, Schiebermütze und Stoppelbart sitzt an einem Arbeitsplatz. Er schaut in die Kamera und zeigt mit dem Zeigefinger gleichzeitig auf den Bildschirm vor sich, auf dem eine Comicfigur zu sehen ist. © picture alliance/dpa | Axel Heimken
Ein Mann mit Brille, Schiebermütze und Stoppelbart sitzt an einem Arbeitsplatz. Er schaut in die Kamera und zeigt mit dem Zeigefinger gleichzeitig auf den Bildschirm vor sich, auf dem eine Comicfigur zu sehen ist. © picture alliance/dpa | Axel Heimken
AUDIO: Brösel: "Ich würde nie machen, was die ganze Masse macht." (6 Min)

Brösel: "Ich würde nie machen, was die ganze Masse macht"

Stand: 18.03.2025 00:01 Uhr

Die Comicfigur "Werner" hat ihn berühmt gemacht: Nun ist Rötger Feldmann alias "Brösel" 75 Jahre alt geworden. Im Gespräch erzählt er von seiner Arbeit und davon, dass er den "Internetquatsch grauenhaft" findet.

Er ist einer der erfolgreichsten Comiczeichner Deutschlands und hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt - so übt er es auch heute noch aus. Zum Beispiel, wenn er die Geschichten von "Werner" wieder in die Hand nimmt und überarbeitet. Aktuell sitzt er an Band 12.

Lieber Brösel, wir haben heute überlegt, was die ersten Assoziationen sind, die uns zu Werner einfallen. Das sind natürlich diese Formulierungen "Tass' Kaff", "Bölkstoff", "Auf die Fresse, Politesse". Sie haben damit zeitweise den Schulhof-Sprech in Deutschland geprägt. War Ihnen das immer recht?

Brösel: Ich habe ein Faible gehabt, kleine Geschichten zu zeichnen und dann habe ich mir das so ausgedacht, wie wir geredet haben. Das war unser Jargon früher. Heute ist es ja ganz anders, da haben die Kids ja ganz andere Sprüche drauf. Aber sie finden es immer noch gut, glaube ich.

Es gibt auch manchmal noch Neuauflagen. Sie haben "Freie Bahn mit Marzipan" kürzlich noch mal inhaltlich überarbeitet. Und Sie sagen, manche Sachen seien Ihnen mittlerweile peinlich. Welche Dinge machen Sie heute anders als vor 20 oder 40 Jahren?

Brösel: Ich habe ja nun über 1.000 Seiten und mehr noch in meinen Büchern gezeichnet. Jedes Jahr Kalender. Jetzt kann ich da nicht genau was rauspicken, was mir peinlich ist. Manche Sachen sind auch nicht mehr zeitgemäß und sind nicht mehr so ganz toll. Das wird dann ein bisschen überarbeitet und auch ein bisschen modernisiert. Ich bin ja gerade dabei am Band 12, es fehlen noch 18 Seiten.

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Sie sind da nach wie vor jeden Tag dran und machen weiter?

Brösel: Ja, das Schlimme ist, da kommen jedes Jahr die Kalender dazwischen, die ich immer mache, die großen Wandkalender. Ein Wandplaner und ein Tischplaner, da sind auch immer 50 Bilder drin in den kleinen, zwölf Bilder in den großen. Das ist schon sehr arbeitsintensiv.

Sie praktizieren richtig alte Schule, was die Ausbildung angeht. Gelernter Lithograf, dann haben Sie gelernt, Figuren ganz schnell mit einem Bleistift aus dem Schwung heraus zu zeichnen. Das sind Dinge, die heute verloren gehen. Andererseits gibt es unglaubliche Möglichkeiten. Sind das goldene Zeiten für gezeichnete Geschichten oder sagen Sie, dass es gerade schwierig ist?

Brösel: Meine Geschichten, die ich mache, sind ja keine aktuellen Geschichten. Band 12 ist mittlerweile auch schon über zwölf Jahre alt. Ich komme immer gar nicht mit mit der Aktualität hinterher, weil ich immer noch an meinem alten Kram arbeite. Ich habe auch schon wieder ein paar neue Sachen auf Lager. Manchmal fällt mir was ein und das wird dann erstmal gescribbelt. Diese Bleistiftzeichnungen sind manchmal sowas von fetzig und lustig. Wenn man jetzt eine Geschichte zeichnet und das in Form bringen will, dann wird das immer krampfiger. Der Computer macht auch viel kaputt. Ich versuche immer noch, jede Zeichnung, die ich mache, einzuscannen und in den Computer zu übertragen. Damit das auch wirklich Handarbeit ist.

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Wenn der Werner heute noch mal geboren würde und auf die Fantasiewelt käme. Was wäre das dann für ein junger Mann?

Brösel: Das wäre derselbe. Ich kann mich ja nicht ändern. Wir waren früher nicht so verdorben von diesem ganzen Internetquatsch. Das ist grauenhaft, was da abgeht. Wenn ich manchmal sehe, was die Leute für Challenges machen, zum Beispiel Seife und Lolli. Die sind doch alle bekloppt. Die lecken an einem Lolli und lutschen an der Seife, das ist dann eine Challenge. Oder die übergießen sich mit Eiswasser. So fing das ja damals mal an. Und dann machen das alle mit. Ich würde nie machen, was die ganze Masse macht. Die machen immer alles nach. Was jetzt auch noch die KI macht, diese ganzen Gesichtsverzerrungen und so weiter, dass du aussiehst wie ein Hund oder ein Baby. Ich finde das sowas von albern. Das ist nicht mehr lustig, finde ich.

Was machen denn die Mopeds? Stehen die in der Garage, oder fahren Sie noch?

Brösel: Die stehen sich die Räder platt. Ich komme vor lauter Arbeit nicht mehr dazu. Ich bin ja auch immer so alte Schüsseln gefahren. Was war das früher immer für ein Angang mit den Behörden mit TÜV und anmelden und abmelden. Das geht mir so auf den Zeiger, dass ich das nicht mehr mache. Außerdem bin ich jetzt auch schon so alt, mir tut schon manchmal das Knie weh, wenn ich meine Harley anschmeißen muss. Ich habe keine E-Starter und muss alles mit der Hand machen, mit dem Fuß. Ist nicht mehr so toll.

Wie und mit wem werden Sie heute den Geburtstag verbringen?

Brösel: Mit meiner Frau. Die kocht schön für mich, macht mir was Schönes zu Essen. Sie macht ja immer alles für mich, sonst würde ich gar nicht zum Zeichnen kommen. Die macht sogar die ganze Bürokratie, all sowas, Steuererklärung zum Beispiel, das würde ich gar nicht schaffen. Ich würde ausrasten, wenn ich das machen müsste. Bürokratie ist ein rotes Tuch für mich. Das macht alles meine Frau für mich. Ich habe da gar keinen Bock drauf.

Das Gespräch führte Mischa Kreiskott.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 17.03.2025 | 06:20 Uhr

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