Bildband "Pompeji": Großartige Fotografien der antiken Ruinenstadt
Eine Reise in die Vergangenheit, knapp 2.000 Jahre zurück in die Antike - das ist möglich mit einem Besuch von Pompeji. Oder mit einem kiloschweren Bildband mit tollen Fotos des Italieners Luigi Spina.
Als der Vesuv im Jahre 79 ausbrach, begrub ein Ascheregen die Stadt vollständig. Heutzutage sind rund zwei Drittel Pompejis wieder ausgegraben. Doch der erneute Verfall durch Regen oder Erdbeben stellt die Archäologen vor große Probleme. Umso schöner, dass der italienische Fotograf Luigi Spina in einem voluminösen Bildband den jetzigen Zustand der Ruinen, Wohnräume und Innenhöfe festgehalten hat. Fotos, die auch Buchliebhabern eine Reise in die Vergangenheit ermöglichen.
Pompöse Villen und einfache Wohnhäuser
Ich betrete das Atrium, den Hauptraum, wo der Lichtspot aus der Dachöffnung - dem Compluvium - eine Art Theaterkulisse erzeugt. Es dauert einen Moment, bis sich meine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt haben. Ich rühre mich nicht. Und warte, bis das Haus vor mir zum Leben erwacht. Dann, plötzlich, nehme ich sie wahr, die Rot-, Gelb- und Grüntöne. Und das Blau. Eine Flut aus Farben ergießt sich in meine Pupillen, sodass ich Mühe habe, geometrische Formen, Säulen, Girlanden, Kapitelle, Menschen, Tiere und Sagengestalten zu erkennen. Leseprobe
Luigi Spina hat nicht nur die Häuser Pompejis großartig fotografiert, er kann seine Wahrnehmungen auch gut in Worte fassen. Seine Bildauswahl reicht von aufwändig gestalteten Villen mit feinsten Mosaikfußböden bis zu einfacheren Wohnhäusern, deren Besitzer dennoch Wert auf bemalte Wände und ein Peristyl legten; einen Säulengang, der einen kleinen Garten im Inneren des Hauses umschließt.
So wie bei der Casa des Priesters Amandus, dessen inzwischen moosüberwuchertes Gärtchen von schlichten dorischen Säulen umgeben ist. Die rotgetünchten Wände des von Sonnenlicht gestreichelten Säulengangs finden sich im Innern des Gebäudes wieder. Dort aber, im Atrium, schweben kleine golden-geflügelte Figuren auf dem roten Wandputz. Und wie heutzutage auch in modernen Wohnzimmern, wo Bilder an der Wand hängen, prangen einzelne Wandgemälde im Raum: Mythologische Szenen aus Ovid, ein über wuchtigen Stadtmauern abstürzender Ikarus, der gleich in den stadtumfließenden Fluss fallen wird.
Nebenan, in der Casa dell‘Efebo, haben die Wandmaler Fische abgebildet, die sich geschickt flossenschlagend durch eine starke Strömung voranbewegen. Ein scheinbar steinerner Sims ist in täuschend echter dreidimensionaler Trompe-l’œil-Optik aufgemalt. Und die Marmorintarsien auf dem Boden deuten blau, gelb, rot und grün ein ganzes Blumenbeet an.
Vom Zahn der Zeit zernagt
Unglaublich viel ist erhalten in Pompejis Wohnhäusern - und doch ist auch Vieles zerstört oder wird vom Zahn der Zeit zernagt: Die Fotografie eines offenen Raumes der Casa dell’Efebo, der unvermittelt auf eine Art Terrasse oder einen kleinen Vorhof übergeht, zeigt das Problem: Offensichtlich ist die filigran gepinselte kleine Menschengruppe auf dem Wandbild in Bewegung; ein Ausfallschritt hier, schwingende Arme dort - doch Genaueres lässt sich nicht erkennen, zu viel Farbe ist abgeblättert, verwischt, verwaschen von der Witterung, die ungeschützt in den offenen Raum wehen kann. Abgebröckelte Wände, tiefe Risse im Mauerwerk prägen die antiken Gebäude ebenso wie prachtvolle Ornamentik, lebensecht aufgemalte Vögel, an Wänden lehnende Amphoren.
Fotos voller Details
Luigi Spinas Fotografien heben einzelne Details hervor; selten zeigen sie einmal einen Raum oder gar ein Gebäude in der Totalen. Gerade dadurch aber wirken sie, als ob die Betrachter einen Schritt näher herantreten, um ein Täubchen mit Blatt im Schnabel oder einen Lyra-spielenden Orpheus genauestens zu mustern.
Der deutsche Direktor des Archäologischen Parks von Pompeji, Gabriel Zuchtriegel, verleiht Spinas Arbeiten den Ritterschlag, wenn er im Vorwort schreibt:
Ich bin der festen Überzeugung, dass man diesen wunderbaren Bildband zukünftig nicht nur seines künstlerischen Wertes wegen schätzen wird, sondern auch, weil er von einer besonders intensiven Phase der Forschung und Denkmalpflege in Pompeji Zeugnis ablegt. Leseprobe
Pompeji
- Seitenzahl:
- 480 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Verlag:
- Elisabeth Sandmann Verlag
- Bestellnummer:
- 978-3-949582-22-6
- Preis:
- 150 €