Wörter und Füllwörter des Jahres 2024
Während der Feiertage gab es sicher Zeit für den einen oder anderen Smalltalk. Gewürzt mit Ausdrücken oder Worten, die einen vermeintlich besonders zeitgemäß oder gewitzt erscheinen lassen. Eine Bestandsaufnahme.
Wenn man sich am Ende eines Jahres damit beschäftigt, wir wir so miteinander sprechen, kommt man um ein Wort nicht herum: "Ampel-Aus". Die Liste der alljährlich besonders gefeierten Wörter in verschiedenen Disziplinen ist lang: Das plattdeutsche Wort des Jahres 2024 ist übrigens: Tauversicht. Dies spiegele eine "große Sehnsucht der Menschen nach einem friedlichen Miteinander und die Hoffnung auf bessere Zeiten" wider, so begrünndet der Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern die Wahl.
In Worten: "Reto-Tato-To-Tato" - so klingt ein verschriftlichter Trompetenstoß aus dem antiken Pompeji und dieser ist das Lateinwort des Jahres 2024. Gewählt von den Macherinnen und Machern des Thesaurus linguae Latinae (TLL), das als maßgebliches Wörterbuch des antiken Lateins gilt. Und nicht zu vergessen, der Klassiker, der alljährlich Erwachsene und gelegentlich auch Jugendliche verdutzt - denn deren Sprache hat eine nicht immer duden- oder mediengerechte Halbwertzeit: Das Jugendwort 2024 lautet Aura. Es beschreibt die persönliche Ausstrahlung. Ein Hamburger Schüler erklärt: "Also meistens, wenn größere Medienhäuser über die Wörter berichten, sind sie gar nicht mehr so aktuell. Das Jugendwort des Jahres wird ja nicht das ganze Jahr benutzt, eher nur so ein paar Monate."
Homage auf den Füllwort-Klassiker - Genau!
Neben den schnelllebigen Spitzenreitern der besonderen Wörter eines Jahres, gibt es aber noch die Klassiker, die kleinen Wörter, die jeden Sprachtrend zu überdauern scheinen. Sogenannte "Füllwörter" zum Beispiel, mit denen sich ein Moment des nach Worten-Ringens schon immer gut überbrücken ließ … alsoooo … ähm, ja genau.
Der Wahlberliner Steven Paul Taylor steht mit seinem ikonischen Diskokugel-Helm, Skibrille, silberner Pailletten-Hose seit Jahren sonntags im Berliner Mauerpark, tingelt mit seinen Synthi-Pophits durch die angesagtesten Clubs. Seit er mit "Genau" einem der beliebtesten deutschen Füllwörter in diesem Jahr ein musikalisches Denkmal gesetzt hat, hat er den ganz großen Durchbruch geschafft.
Gelassenheit beim Gebrauch von Füllwörtern
Der Sprachwissenschaftler Oliver Niebuhr von der Universität Süddänemark rät zur Gelassenheit, auch wenn man sich selbst bei übermäßigem Gebrauch von Füllwörtern ertappen sollte, denn sie "bringen eine bestimmte Würze rein", sagt Niebuhr, "indem sie den Sprecher in einer bestimmten Weise charakterisieren, eben als bodenständig, als authentisch, auch als ausstrahlungsstark, als spontan, sozusagen als einer von uns."
Und dafür braucht es manchmal auch Modewörter, Redewendungen, die gerade im Trend sind, oder den sogenannten Branchen-Sprech, mit dem man in Meetings mit viel Achtsamkeit ganz easy - und ergebnisoffen, versteht sich - je nach Gemengelage, das Narrativ noch mal ganz neu denken kann. Denn eigentlich wollen wir halt, also genau genommen, ähm, ja doch irgendwie echt nur so, also, irgendwie alle irgendwo dazu gehören. Ja genau!