Wie gewinnen Kultureinrichtungen junge Menschen für sich?
Wie gewinnen wir junge Menschen für unsere Angebote? Eine Frage, die sich Kultureinrichtungen immer wieder stellen müssen. Eine Möglichkeit, auf die einige Museen setzen: Jugendgremien. Auch die Kunsthalle Bremen ist dabei.
Seit November 2021 gibt es an der Kunsthalle Bremen das Projekt "New Perceptions". Dahinter verbirgt sich ein Jugendkuratorium - also ein Kollektiv aus jungen Menschen, die sich freiwillig und gemeinsam in die Arbeit der Kunsthalle einbringen wollen. Ziel des Projekts ist es, einem breiten Publikum den Zugang zu jungen Perspektiven zu ermöglichen. Bundesweit finden sich ähnliche Ansätze, zum Beispiel ist Achtet Alis das Jugendgremium der Staatlichen Museen zu Berlin. Bei den Berliner Festspielen steht der JuGroBa Jugendlichen offen, die ihre Interessen einbringen möchten. Und auch das Lenbachhaus in München möchte mit dem Kollektiv Crèmbach jungen Menschen ein größeres Forum in der Kulturwelt bieten.
Stellvertretend für die Gruppe haben Schirin (25) und Jumana (19) von "New Perceptions" Fragen dazu beantwortet, wie genau die Arbeit von Jugendgremien eigentlich ablaufen kann.
Was genau ist das Jugendkuratorium „New Perceptions“?
Wir sind eine Gruppe von circa zehn Personen zwischen fünfzehn und 25 Jahren. Wir engagieren uns alle freiwillig und ehrenamtlich. Uns verbindet unser Interesse für Kunst und der Wunsch, den verschiedenen Positionen unserer Generation Sichtbarkeit zu geben. Alle haben "New Perceptions" auf unterschiedlichem Wege gefunden: Über unserer Lehrer, über Freunde oder über einen Aufruf auf Instagram.
Wie sieht eure Arbeit aus?
Wir treffen uns wöchentlich, immer dienstagabends. Unser Büro ist ein Container vor der Kunsthalle, den wir als eigenen Arbeitsraum haben wollten, um uns unabhängig von den Öffnungszeiten des Museums treffen zu können. Mit dabei ist Dina Koper (eine Mitarbeiterin der Kunsthalle Bremen), die uns als Gruppe begleitet, uns bei unserer Arbeit aktiv unterstützt und uns Impulse gibt. Darüber hinaus sind die zwei Kuratorinnen Eva Fischer-Hausdorf und Jennifer Smailes mit dabei. Mit ihnen planen wir derzeit eine Ausstellung. Wir diskutieren viel darüber, welche Themen uns wichtig sind und wie wir sie in der Ausstellung repräsentiert und kontextualisiert haben möchten. Dies ist die Grundlage für die klassischen kuratorischen Abläufe wie Ausstellungstitel formulieren, Leihgaben auswählen oder Raumgestaltung. Diese Treffen sind ein Safer Space, wo wir sehr offen und respektvoll miteinander sprechen können.
An welchen Projekten arbeitet ihr zurzeit?
Aktuell planen wir die Ausstellung „Generation*. Jugend trotz(t) Krise“ (13. Mai bis 10. September 2023): Die Ausstellung gibt Einblick in das Weltbild unserer Generation, das maßgeblich durch die globalen Krisen unserer Zeit geprägt ist. Wir haben uns in der Gruppe auf drei Themenschwerpunkte geeinigt: Körperbilder, Rückzugsräume und politisches Engagement.Wir möchten mit der Ausstellung für Verantwortung plädieren und uns für eine nachhaltige und gerechtere Welt einsetzen. Das Sternchen im Titel ist programmatisch: Es transportiert unsere Haltung, dass wir gegen Abgrenzung und für Inklusion sind.
Wer kann mitmachen?
Die Arbeitsgruppe für die Ausstellung ist derzeit nicht flexibel, da wir mit der Planung nun in einer heißen Phase sind. Ab Eröffnung ist "New Perceptions" offen für alle Personen bis 25 Jahre. Wer mitmachen möchte kann sich per DM auf Instagram bei uns melden.
Warum ist es euch wichtig, dass ihr euch als Jugendliche in die Arbeit der Kunsthalle Bremen einbringt?
Wir möchten das Museum neu denken, uns einmischen und mehr Diversität ins Museum bringen. Und wir möchten unsere eigene junge Perspektive einem breiteren Publikum zugänglich machen. All das machen wir beispielsweise durch die kommende Ausstellung „Generation*“.