Vatikan erlaubt Segnung homosexueller Paare, lehnt Ehe weiter ab
Papst Franziskus hat den Weg für die Segnung homosexueller Paare geebnet. Zugleich wird die Ablehnung gleichgeschlechtlicher Ehen betont. Die Segnung dürfe keinem Hochzeitsritus ähneln und nicht in Verbindung mit einer standesamtlichen Hochzeit stattfinden.
Der Vatikan hatte eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare bis vor kurzem noch ausgeschlossen. Franziskus hatte allerdings bereits zu Beginn seines Pontifikats 2013 gesagt: "Wenn jemand homosexuell ist und guten Willens nach Gott sucht, wer bin ich, darüber zu urteilen?" In der am Montag veröffentlichten Erklärung "Fiducia supplicans" des römischen Dikasteriums für die Glaubenslehre heißt es nun, dass ein Geistlicher der Bitte gleichgeschlechtlicher Paare um Segnung stattgeben darf.
Vatikan: Ehe ist Verbund zwischen Mann und Frau
Gleichzeitig hält die Katholische Kirche an der Ablehnung der Ehe gleichgeschlechtlicher Paare fest. Die Segnung dürfe keine Elemente enthalten, die auch nur im Entferntesten einem Hochzeitsritus ähneln. Die Ehe begreift der Vatikan weiterhin als "ausschließliche, dauerhafte und unauflösliche Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau, die von Natur aus offen ist für die Zeugung von Kindern." Die Segnung eines gleichgeschlechtlichen Paares dürfe auch "niemals im direkten Zusammenhang mit einer standesamtlichen Feier oder sonst in irgendeiner Verbindung damit erteilt werden", heißt es in dem Papier.
Was wird für gleichgeschlechtliche Paare möglich und was nicht?
Florian Breitmeier, Redakteur bei NDR Kultur für Religion und Gesellschaft, hat das neunseitige Papier "Fiducia supplicans" geprüft und analysiert. "Es ist kein Freifahrtsschein für gleichgeschlechtliche Paare, die auf einen sakramentenähnlichen Gottesdienst hoffen", schildert Breitmeier. "Es geht um Paare, die sich eine Fürsprache erhoffen oder in einer spontanen Situation um einen Segen bitten. Allem, was in einer rituellen Form gebunden ist oder auch liturgisch in Gottesdiensten eingebunden ist, da schiebt der Vatikan weiterhin einen Riegel vor."
Beispielsweise wolle der Vatikan im Rahmen einer solchen Segensfeier nicht sehen, dass Ringe getauscht werden, sich die Eheleute ein Versprechen geben oder die Predigt auf die Eheleute ausgerichtet ist. Sein Fazit: "Es ist keine Revolution, aber ein deutlicher Kurswechsel weg von einem kategorischen Nein."