Die Figuren der Augsgburger Puppenkiste Lukas der Lokomotivführer, Urmel und Jim Knopf (l-r) © picture-alliance / dpa/dpaweb Foto: Boris Roessler

Thienemann Verlag streicht N-Wort aus "Jim Knopf" und ändert Cover

Stand: 22.02.2024 18:50 Uhr

Michael Endes "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" ist ein Kinderbuch-Klassiker und eines der wenigen deutschsprachigen Kinderbücher mit einem Schwarzen als Helden. Immer wieder wird dem Buch aber auch eine rassistische Sprache vorgeworfen. Der Thienemann Verlag hat in den neuen Ausgaben unter anderem das N-Wort gestrichen und das Cover angepasst.

Die Änderungen am Text seien in Abstimmung mit Michael Endes Erben vorgenommen worden, heißt es in einer Mitteilung des Verlages. Auch die Zeichnung von Jim Knopf wurde in Absprache mit dem Erben von Illustrator F. J. Tripp überarbeitet. Der Verlag habe die Anpassungen nach zahlreichen Gesprächen mit den Nachlassverwaltern vorgenommen, damit "Kinder, die die Bücher jetzt lesen, diese sprachlichen Elemente nicht in ihren Alltagswortschatz übernehmen."

"Wir haben das in mehreren Runden gemacht", sagt Verlegerin Bärbel Dorweiler. "Wir haben zunächst im Lektorat sehr ausführlich gelesen und alle Stellen markiert, über die man unter Umständen stolpern könnte. Dann haben wir uns von einem Sensitivity Reader beraten lassen, also von jemandem, der selber viel Diskriminierung erfahren hat. Dann sind wir sehr ausführlich mit den Erben von Michael Ende ins Gespräch gegangen, um Stück für Stück jede Änderung zu beleuchten und zu entscheiden, ob und wie wir ändern. Wir haben vor allen Dingen einzelne Worte gestrichen und so wenig wie möglich neu hinzu geschrieben oder geändert. Das war ein langer und sorgfältiger Prozess."

Zeichnung von Jim Knopf wird ebenfalls angepasst

Cover "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer © Thienemann Verlag
Links die neue Ausgabe, die am 24. Februar erscheint, rechts die bestehende aus dem Jahr 2015.

Zu den überarbeiteten Darstellungen von Jim Knopf in den Neuauflagen von "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" sowie "Jim Knopf und die Wilde 13" heißt es vom Verlag: "Wie sein väterlicher Freund Lukas hat Jim Knopf ein quergelegtes Oval als Kopf, dieselben kugelrunden Augen, eher abstehende Ohren und einen breiten Mund." Der Illustrator F. J. Tripp habe in seinen Zeichnungen alle Figuren überzeichnet. "Es sind die dicken rosafarbenen Lippen und die schwarze Haut, die ohne Begrenzung in die schwarzen Haare übergeht, die in der heutigen Betrachtung und vor dem Hintergrund der Rassismuserfahrungen Schwarzer Menschen irritieren können."

"Die Diskussion um Jim Knopf wurde immer stärker von der Frage dominiert: Warum ist das N-Wort noch im Text drin?", erklärt Bärbel Dorweiler. "Die Diskussion überlagerte das Gespräch über das Buch an sich, über diese wundervolle Abenteuergeschichte, die eine sehr antidiskriminatorische Geschichte ist. Denn Michael Ende hat ein Buch über Freundschaft geschrieben, über den Mut, auf andere zuzugehen, den Mut, sich selbst zu überwinden und geglaubte Feindschaften zu beenden. Das ist ja eine ganz andere Botschaft."

Die Änderungen werden in den Neuausgaben der 2015 erschienenen, farbig illustrierten Ausgaben umgesetzt. "Wir sind sicher, damit ganz im Sinne von Michael Ende, der bekanntermaßen weltoffen, respektvoll und immer für die Kinder war, zu handeln", meint der Thienemann Verlag. Die Ausgaben mit den ursprünglichen schwarz-weißen Original-Illustrationen seien unverändert lieferbar und werden zukünftig ein einordnendes Nachwort erhalten.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 22.02.2024 | 16:00 Uhr

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