Singer-Songwriter Conor O'Brien über sein neues Album "That Golden Time"
Am 10. Mai erscheint das neue Album von Conor O'Brien, der seine Songs unter dem Bandnamen Villagers veröffentlicht. Im Interview spricht der irische Singer-Songwriter über sein "verletzlichstes Album". Zwei Songs hat er bei NDR Kultur auch gespielt.
In seinen Songs erzählt Conor O'Brien davon, wie er die Welt um sich herum wahrnimmt, wie zerrissen er sich oft fühlt, und pickt sich dafür kleine, feine Details raus, die er in seiner Wahrnehmung verschwimmen lässt. "Er fiebert ganz leicht" - so hat die "ZEIT" mal seine Musik beschrieben. Auch sein sechstes Album, das im Mai erscheint, klingt wieder ein bisschen fiebrig und heißt passenderweise "That Golden Time".
Du hast sehr lange alleine an diesem Album herumgetüftelt. Jetzt ist es fertig, und Du gehst jetzt raus damit. Wie fühlt sich das an?
Conor O'Brien: Es fühlt sich sehr aufregend an. In den letzten Jahren ist viel passiert. Vielleicht ist es auch das Älterwerden, keine Ahnung. Aber ich habe das Gefühl, dass ich diese Songs, an denen ich seit zwei oder drei Jahren gearbeitet habe, jetzt endlich in die Öffentlichkeit bringen kann. Das ist so unglaublich, dass ich mich hin und wieder selbst kneifen muss.
Der Titel "That Golden Time" fühlt sich wie eine Einleitung von einer Geschichte an. Um welche "goldenen Zeiten" geht es da?
O'Brien: Der Titel "The Golden Times" knüpft an einige der Themen auf der Platte an. Das ist einmal die Nostalgie, also das Gefühl, von einer anderen Zeit oder einem anderen Ort zu träumen. Das kann in der Vergangenheit, aber auch in der Zukunft liegen. Dieser Ort oder diese Zeit können idealerweise gut oder schlecht sein. Gleichzeitig geht es um den Wert von Gold selbst: Die Macht des Geldes zieht sich ja durch unsere gesamte Zivilisation. Diese beiden Themen sind im Prinzip die Hauptthemen in den Songs.
Du veröffentlichst Deine Songs nicht als Conor O'Brien, sondern unter dem Bandnamen Villagers. Du suchst Dir immer wieder neue Musiker, die Dich auf Deiner Tour begleiten. Warum trittst Du lieber im Kollektiv auf?
O'Brien: Villagers ist für mich eher ein Projektname. Er steht für die Charaktere in den Songs, aber auch für die Charaktere in meiner Live-Band. Mich hat früher sehr stark die Filmmusik von John Williams und Danny Elfman inspiriert und dann später Debussy und Ravel. Dieses Arrangieren von vielen Instrumenten fasziniert mich bis heute, und ich versuche auch so etwas zu machen. Aber wenn ich die Songs schreibe, dann brauche ich dafür nur meine Stimme und meine Akustikgitarre.
Im Booklet steht, es sei Dein verletzlichstes Album. Was macht es denn so verletzlich?
O'Brien: Ich habe mich verletzlich gefühlt, als ich die Texte geschrieben habe. Ich habe beim Schreiben oft gedacht: Kann ich das so sagen? Ist das okay? Denn ich greife in meinen Texten etwas auf, was ich im Internet beobachte: Da finden eine Menge seltsamer Machtspiele an seltsamen Orten statt. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das im Internet so etwas wie eine archaische Gesellschaft ist, in der alle herumschreien und sich gegenseitig mit Dingen bewerfen. Wir sind noch nicht an dem Punkt angelangt, an dem sich das alles organisiert hat. In meinen Texten benenne ich diesen Zustand, und damit mache ich mich angreifbar. Aber ich denke, Musik und Kunst sind ein guter Ort, um genau diese Grauzonen zu thematisieren. Und das ist es, worum es auf meinem Album letztlich geht.
Das Interview führte Jan Wiedemann.