Schauspielerin Jutta Hoffmann: Eine der Besten ihrer Generation
Sie gehörte zu den bekanntesten Schauspielerinnen bei der DEFA, ging 1983 in den Westen und erhielt zahlreiche Auszeichnungen: Jutta Hoffmann feierte am 3. März ihren 80. Geburtstag.
Für ihre bislang letzte Rolle in einem Film erhielt Jutta Hoffmann 2017 sowohl den Grimme- als auch den Deutschen Schauspielpreis. In "Ein Teil von uns" überzeugte Jutta Hoffmann als alkohol- und psychisch kranke Frau, die auf der Straße lebt. Mit ihrer grandiosen Darstellung bewies die Schauspielerin wieder einmal, dass sie zu den Besten ihrer Generation in Deutschland zählt.
1992 als beste Schauspielerin der DDR geehrt
Von den zahlreichen Auszeichnungen, die Jutta Hoffmann während ihrer langen Karriere erhielt, stechen zwei besonders hervor: 1992 wurde sie von Filmkritikern aus Ost und West zur besten Schauspielerin der DDR gekürt. Und bereits 1972 erhielt die damals 31-Jährige den Silbernen Löwen als beste Darstellerin bei den Filmfestspielen Venedig - für ihre Rolle als alleinerziehende Mutter in dem DEFA-Film "Der Dritte".
"Aber wenn mir ein Mann gefällt, wenn ich ihn brauche zum Leben, wenn ich ihn haben will, mache ich mich aller Wahrscheinlichkeit nach immer noch lächerlich, wenn ich ihm das sage. Nein, wenn ich ans Ziel gelangen will, muss ich mein Liebe verheimlichen, mein Verlangen ganz tief verstecken, unkenntlich machen. Denn das stößt ja den womöglich ab. Das darf nur er, er darf sich das erlauben." Film-Zitat aus "Der Dritte"
Drei Jahre später spielte sie erneut unter der Regie von Egon Günther, diesmal an der Seite von Lilli Palmer in "Lotte in Weimar".
"Und Goethe toleriert solches Gebaren - Er drückt ein Auge zu. Leistet im gewissen Grad dem Vorschub. Ich möchte annehmen, weil er das Recht daraus ableitete, sich die Freiheit des eigenen Gefühls zu salvieren." Film-Zitat aus "Lotte in Weimar"
Ein Jahrzehnt zuvor war Jutta Hoffmann gleich an drei Produktionen beteiligt, die dann aber verboten wurden. Unter anderem der Film "Karla", in dem Jutta Hoffmann eine junge engagierte Lehrerin spielt. "Der Film zeigt, wie wir gelebt und gedacht haben, was für Visionen wir hatten, was für Utopien, was für Träume", sagt sie. "Wenn nicht so junge Leute das angucken, sondern Leute meiner Generation, sind sie von dem Film angetan und berührt, weil sie den Verlust betrauern, den Verlust von Utopie und wie es hätte doch werden können, wenn wir es nur richtig angepackt hätten."
"Repräsentantin der verbotenen und versteckten Filme"
Doch es wurde nicht richtig angepackt, und nach den Verboten von "Karla", "Denk bloß nicht ich heule" und "Spur der Steine" (hier synchronisierte Jutta Hoffmann die polnische Hauptdarstellerin) hoffte die junge Schauspielerin auf bessere Zeiten: "So dachten wir, na, wenn das geht, vielleicht geht's ja. Und dann ging's nicht. Ich sage von mir: Ich bin eine relativ coole Person, also bitte sehr, vielleicht geht es halt das nächste Mal. Und dann zieht sich das so. Ich weiß nicht, ob ich vielleicht eigentlich eine Repräsentantin der verbotenen und versteckten Filme bin."
Ihre Filme wurden in der DDR gerade so geduldet
Rückblickend ist Jutta Hoffmann genau das - denn ihre Filme "Die Schlüssel" mit Jaecki Schwarz und "Das Versteck" mit Manfred Krug wurden gerade so geduldet und kaum gezeigt, "Geschlossene Gesellschaft" mit Armin Mueller-Stahl einmal im Nachtprogramm des DDR-Fernsehens versteckt. "Dann wollen sie einen entlassen - fristlos. Lauter so blödes Zeug. Bis einem jemand sagt: 'Wollen Sie nicht nach Salzburg?' - Was soll ich denn ich Salzburg bürgerlichen Scheißdreck machen?' Aber nein, das musst du jetzt machen. Du hast keine Chance in der DDR'. So war das."
1983 aus dem Osten in den Westen
1983 ging dann auch Jutta Hoffmann in den Westen, wie viele Kollegen aus der DDR vor ihr. Sie stand dann Schauspielhaus in Hamburg ebenso auf der Bühne wie an den Münchner Kammerspielen und bei den Salzburger Festspielen. Nach der Deutschen Einheit war Jutta Hoffmann unter anderem in der satirischen ARD-Fernsehserie "Motzki" und um die Jahrtausendwende als Kommissarin Wanda Rosenbaum in vier Polizeiruf-Folgen zu sehen.
Es ist schon bedauernswert, dass diese großartige Schauspielerin in den vergangenen zwei, drei Jahrzehnten nicht öfter im Kino und im Fernsehen präsent war. Denn wie sagte schon Lilli Palmer bei den Dreharbeiten zu "Lotte in Weimar": "Ich wusste also, dass in der DDR genauso gute Schauspieler sind wie drüben in Westdeutschland. Ich weiß nicht, wen ich da herausheben soll. Ich kann mir im Augenblick niemanden denken drüben, den ich mit der Jutta Hoffmann vergleichen könnte - in Können, Technik und der Jugend, die sie doch noch hat."