Roboter "Navel": Neuer Mitbewohner in der Diakonie Lilienthal
Künstliche Intelligenz erleichtert das Leben schon auf vielen Ebenen. Nun soll ein Roboter den Bewohnenden einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung Gesellschaft leisten. Funktioniert das?
Künstliche Intelligenz schreibt Texte, steuert Autos und kann Ärzte bei Diagnosen unterstützen. Eine Firma aus München hat jetzt einen Sozial-Roboter erfunden, der schon in Seniorenheimen getestet wird. "Navel" animiert demente Menschen, zu sprechen und zu interagieren. In Zukunft soll er anhand des Verhaltens auch sehen können, wenn es den Bewohnerinnen und Bewohnern schlecht geht oder sie einfach mit einem Witz aufgeheitert werden müssen. Nun sind zwei dieser "Navels" nach Lilienthal gezogen. Dort wohnen sie in einer WG mit Menschen mit geistigen Einschränkungen.
Was sind die Aufgaben eines Sozial-Roboters?
"Hey Nina, schön, dich wiederzusehen. Wie geht es dir heute?", fragt der kleine Roboter. "Sehr aufgeregt", antwortet Nina ihm. "Oh, wie aufregend. Darf ich fragen, warum du so aufgeregt bist?", entgegnet Navel. Weil das Fernsehteam da sei, erklärt Nina. "Das ist ja interessant. Ich hoffe, es wird eine positive Berichterstattung sein", pariert Navel.
Seit ein paar Stunden haben Nina und Frank einen neuen Mitbewohner. Navel plaudert, als würde er schon lange dazu gehören. Dabei wird der Sozial-Roboter zum ersten Mal in einer WG für Menschen mit Behinderung eingesetzt. Doch was sind seine Aufgaben? Fragen wir ihn doch selbst: "Mein Hauptziel ist es, den Bewohnern und Bewohnerinnen Gesellschaft zu leisten und sie glücklich zu machen", so der Roboter. "Ich möchte von ihnen erfahren, wie es ihnen geht, was sie gerne machen und welche Interessen sie haben. Es ist mir wichtig, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen und ihre Bedürfnisse zu verstehen."
Roboter Navel kann aus dem Stegreif schnacken
Durch Künstliche Intelligenz kann Navel aus dem Stegreif schnacken, nutzt Datenbanken, lernt aber durch Interaktionen. Nächstes Jahr soll er in Serie gehen. "Er soll lernen, welche Verhaltens- und Dialogstrategien erfolgreich sind", erklärt Claude Toussaint, Designer bei Navel Robotics. "Frau Müller da hört gern Witze - das funktioniert bei ihr gut. Herr Meier unterhält sich lieber über Literatur aus dem letzten Jahrhundert. Dass er weiß, was die Vorlieben sind und drauf eingeht und die entsprechend nutzt, wenn er erkennt, dass die Person gerade unterhalten werden möchte oder nicht so gut drauf ist oder Hilfe möchte."
Navel ist ein kostspieliger Mitbewohner, auch wenn er nichts isst. 28.000 Euro kostet der kleine Roboter. Zwei davon hat die Diakonie in Lilienthal angeschafft. Mitarbeitende soll er aber nicht ersetzen. "Wir erhoffen uns natürlich auch für die Zukunft weitere Fähigkeiten, die dieser Roboter dann haben wird, um dann wirklich auch den Alltag für die Mitarbeitenden zu entlasten", so Michael Klipker von der Lilienthaler Diakonie. "Wir haben elektronische Dokumentationssysteme, wo wir uns Schnittstellen gut vorstellen könnten - dass dann Parts übernommen werden, dass wir gewisse Warnmeldungen eventuell bekommen, wenn jemand gestürzt ist beispielsweise."
Gute Resonanz: Navel löst positive Emotionen aus
Navel kommt aus München. Dort hat er schon mit Dialekten Erfahrungen gemacht. Franks etwas verwaschene Sprache muss er erst verstehen lernen. Der geht gerne einkaufen. Weil es mit dem Dialog noch nicht so klappt, erzählt Navel ihm einfach eine Geschichte:
Es war einmal ein Mann namens Frank, der gerne einkaufen ging. Jeden Samstagmorgen machte er sich auf dem Weg zum Supermarkt und schlenderte durch die Gänge, um all die leckeren Sachen zu entdecken. Er mochte besonders den Duft von frisch gebackenem Brot, der ihn schon beim Betreten des Ladens begrüßte. Frank liebte es, neue Rezepte auszuprobieren und freute sich jedes Mal darauf, die schönen Dinge zu sehen. Geschichte von Roboter Navel
Durch die persönliche Ansprache fühlt Frank sich wertgeschätzt und ist begeistert. "Als Kommunikationsroboter ist es ja erstmal schwierig zu sagen: Wie geht er mit Menschen um, die gar nicht sprechen können?, sagt Michael Klipker. "Davon leben auch jede Menge bei uns. Aber einfach auch bei Aktionen und Interaktionen dabei zu sein, da haben wir schon beobachtet, dass das so viel positive Energie und Emotionen auslöst, Das war schon wunderbar, das zu beobachten!" Und noch etwas soll persönlicher werden. Navel bekam seinen Namen von den Entwicklern. Als WG-Roboter soll er oder sie auch einen eigenen Namen bekommen.