Regentenzeit der Queen: Ein neuer Rekord
Ein neuer Rekord: Queen Elisabeth II. saß zum Zeitpunkt ihres Todes seit 25.782 Tagen auf dem Thron. Im Juni überholte sie den thailändischen König Bhumibol Adulyadej. Rekordhalter ist Ludwig XIV..
Platz eins im 21. Jahrhundert: Die britische Königin Elisabeth II. war die am zweitlängsten auf dem Thron sitzende Monarchin der Moderne. Am 13. Juni 2022 regiert sie seit genau 25.696 Tagen. Wie der Sender "Sky News" und die Boulevardzeitung "Daily Express" ausgerechnet haben, überflügelt die 96-Jährige damit den thailändischen König Bhumibol Adulyadej. Der war bis zu seinem Tod für 70 Jahre und 126 Tage Regent seines südostasiatischen Landes.
Getoppt wird die Queen damit in der Liste der Monarchen souveräner Staaten nur noch von Ludwig XIV. Der französische "Sonnenkönig" saß nach seiner Krönung als Vierjähriger im Jahr 1643 stolze 72 Jahre und 110 Tage auf dem Thron. Ihn würde die Königin somit erst 2024 einholen.
Vier Tage Feierlichkeiten zum 70. Thronjubiläum
Im Juni 2022 feierte die Queen ihr 70. Thronjubiläum. Vier Tage lang stand im Vereinigten Königreich alles im Zeichen dieses beispiellosen Jubiläums. Nach so vielen Jahren im Dienst können die dienstälteste Königin Europas auch Turbulenzen beim Landeanflug auf London nicht aus der Ruhe bringen. Vor den Feierlichkeiten hatte sich die 96-Jährige nach Schloss Balmoral in Schottland zurückgezogen, um Kraft zu tanken. Paraden, Konzerte und ein Gottesdienst zum Platinjubiläum - ein strammes Programm für Elizabeth II., die zuletzt etwas kürzer trat und sich des öfteren vertreten ließ.
Thronjubiläum: Ein Festessen zum Abschluss
Zum Abschluss der Feierlichkeiten fanden am 5. Juni 2022 überall in Großbritannien Festessen unter freiem Himmel statt. Millionen Gäste kamen zu den von mehr als 70.000 Gastgebern ausgerichteten Picknicks. Auch Thronfolger Prinz Charles und seine Frau Camilla nahmen in London an einem dieser "Big Jubilee Lunches" teil. Mehr als 600 Festessen fanden zudem in den Commonwealth-Staaten und anderen Ländern statt.
Höhepunkt des Tages war ein großer Festumzug im Zentrum von London, der zum Buckingham-Palast führte. Musiker, Artisten, Tänzer und Schauspieler stellten die zahlreichen historischen Veränderungen dar, die sich seit der Thronbesteigung von Elizabeth II. im Jahr 1952 ereignet haben. Am Ende der Parade wurde vor dem Palast, angeführt von Popstar Ed Sheeran, die Nationalhymne "God Save the Queen" gesungen.
Auf ein Marmeladenbrot mit Paddington
Bereits am Sonnabend, dem 4. Juni hatten zahlreiche Pop-Größen und zehntausende Zuschauer bei einem Konzert vor dem Buckingham Palast das Thronjubiläum gefeiert. In einem kleinen Film, der zu Beginn des Konzerts eingespielt wurde, begrüßte die Queen den Kinderfilm-Star Paddington Bear zum Tee und enthüllte, dass sie immer ein Marmeladenbrot in ihrer Handtasche bei sich trägt, so wie Paddington immer eins unter dem Hut aufbewahrt.
Musikalisch eröffnet wurde das Konzert von der Rockband Queen. Gitarrist Brian May stand dabei zu Füßen von Queen Victoria auf dem Denkmal mit deren Statue. Zu den weiteren Künstlern zählten Motown-Legende Diana Ross, der britische Sänger Rod Stewart, die 80er-Jahre-Kultband Duran Duran, die US-Sängerin Alicia Keys und der italienische Tenor Andrea Bocelli.
Feierlichkeiten haben mit "Trooping the Colours" begonnen
Elizabeth II. hatte am 6. Februar 1952 den britischen Thron bestiegen. Die landesweiten Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag fanden wegen des besseren Wetters aber erst im Juni statt. Einen großen Auftritt hatte sie bereits bei der Militärparade "Trooping the Colour", bei der Zehntausende Menschen ihr zujubelten.
Queen Elizabeth II. - Monarchin mit eiserner Disziplin
Kritik an der Monarchie, ein Fremder im königlichen Schlafgemach, Familien-Krisen - es scheint kaum etwas zu geben, das Queen Elizabeth II. so richtig aus der Fassung bringen könnte. Aussitzen und Haltung bewahren, lautet ihre Devise. Und darin ist die britische Königin geübt. In den vielen Jahren auf dem Thron hat Elizabeth so manche Krise durchgestanden - immer gut gekleidet im Kostüm mit farblich abgestimmtem Hut und beherrschtem Gesichtsausdruck. Dabei sind es meist nicht ihre eigenen, sondern die Skandale ihrer Familienmitglieder, mit denen sich die Königin herumschlagen muss. Dass sie - zumindest nach außen hin - stets Ruhe bewahrt, verdankt Elizabeth nicht zuletzt ihrer eisernen Disziplin.
Kronprinzessin nach Abdankung Edward VIII.
Als die Princess of York am 21. April 1926 zur Welt kommt, rechnet kaum einer damit, dass Elizabeth Alexandra Mary eines Tages Königin von Großbritannien werden würde. Während ihr Großvater Georg V. regiert, steht Elizabeth nur an dritter Stelle der Thronfolge. Nach seinem Tod besteigt 1936 ihr Onkel Edward of Wales wie geplant den Thron. Doch nach nicht einmal einem Jahr als König dankt er aus Liebe zu einer Amerikanerin ab. Elizabeths Vater Georg VI. löst ihn auf dem Thron ab - seine älteste Tochter wird damit automatisch Kronprinzessin. Ein Leben in der Öffentlichkeit beginnt.
Ausbildung als Automechanikerin
In ihrer neuen Rolle als "Heiress Presumptive" - voraussichtliche Thronfolgerin - findet sich Elizabeth schnell zurecht. Mit 14 Jahren hält sie ihre erste Rundfunkansprache im Kinderprogramm der BBC. Als sie 18 Jahre alt ist, schließt sich Elizabeth dem Heimatshilfsdienst ATS an und leistet als "Nummer 230873" ihren Dienst, um ihr Land im Zweiten Weltkrieg zu unterstützen. Die Prinzessin beweist, dass sie sich für nichts zu schade ist. Sie macht den Führerschein und wird zur Automechanikerin und Kraftfahrerin ausgebildet. Elizabeth begleitet ihre Eltern auf vielen offiziellen Reisen. Ihren ersten großen internationalen Auftritt absolviert die Prinzessin 1947 bei einem Staatsbesuch in Südafrika. Dort hält sie eine Rundfunkansprache, in der sie sich zum Dienst am Commonwealth verpflichtet, dem Bund ehemaliger britischer Kolonien.
Prunkvolle Krönung im Jahr 1953
Mit dem Tod ihres Vater George wird sie am 6. Februar 1952 zur Königin proklamiert. Noch immer ist der Tag, an dem sie Königin wurde, Insidern zufolge für sie persönlich eng mit dem Tod ihres geliebten Vaters verbunden. Sie verbringt das Jubiläum ihrer Thronbesteigung üblicherweise ohne öffentliche Termine, in Ruhe auf ihrem ostenglischen Landsitz in Sandringham.
Ein Jahr später wird sie am 2. Juni 1953 in Londons Westminster Abbey zur Königin gekrönt. Elizabeth besteht darauf, dass die Krönungszeremonie im Fernsehen übertragen wird. Ein zwiespältiges Verhältnis zu den Medien beginnt. Von nun an gibt es die private Elizabeth so gut wie nicht mehr - auf Schritt und Tritt wird die Queen von Kameras begleitet. Die Schattenseiten bekommt Elizabeth schnell zu spüren: Das Privatleben der königlichen Familie gerät immer mehr ins Rampenlicht, Skandale werden breitgetreten. Doch die Queen wäre nicht die Queen, wenn sie jeden Skandal ihrer Familienmitglieder - ob Ehebruch, Scheidung oder Streitigkeiten - nicht stoisch ausgestanden hätte. Dabei immer an ihrer Seite: Ehemann Prinz Philip.
Verheiratet mit Jugendliebe Philip
Elizabeth lernt ihre große Liebe bereits im zarten Alter von 13 Jahren kennen, als sie dem Royal Naval College in Dartmouth einen Besuch abstattet. Philip ist Kadett an der königlichen Marineschule und zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre alt. Einige Zeit später kommt es zu einem Wiedersehen, die beiden verlieben sich und werden ein Paar. Am 20. November 1947 geben sich die Prinzessin und der Marineoffizier das Jawort - es ist die erste Adelshochzeit überhaupt, die im Fernsehen übertragen wird.
Etwa ein Jahr später kommt ihr erstes Kind Charles zur Welt, seine Schwester Anne wird zwei Jahre später geboren. Die Söhne Andrew und Edward folgen 1960 und 1964. Die Königin gilt als strenge Mutter. In der Liebe ist sie wie in anderen Lebensbereichen auch: beständig. Die Queen und ihr Prinz waren bei den zahlreichen Klatschgeschichten um gescheiterte Beziehungen im britischen Königshaus fast die einzige Konstante.
Die Nachfolge von Queen Elizabeth II. ist gesichert
Um den Fortbestand des Stammbaums der Familie Windsor muss sich Großbritannien keine Sorgen machen. Die folgenden Generationen haben für weitere "starke Äste" gesorgt. Schon lange steht Prinz Charles in den Startlöchern, um die Nachfolge auf dem Thron anzutreten. Ihrem im Wartestand befindlichen Sohn überließ die Queen mit der Zeit immer mehr Aufgaben. Und auch ihr Enkel Prinz William und dessen Frau Kate vertreten Elizabeth häufig bei offiziellen Terminen.
Thronjubiläen und 90. Geburtstag
Im Juni 2002 feiert die Monarchin ihr goldenes Thronjubiläum. Queen-Gitarrist Brian May spielt zu Ehren seiner Königin "God Save The Queen" auf dem Dach des Buckingham Palace. Die Feierlichkeiten zum 60-jährigen Thronjubiläum beginnen am 3. Juni 2012 mit einer großen Schiffsparade auf der Themse und enden zwei Tage später mit einem Kutschen-Korso durch die Londoner Innenstadt. Im gleichen Jahr übernimmt sie zum ersten Mal in ihrem Leben eine kleine, aber spektakuläre Filmrolle. Anlässlich der Eröffnungsfeier der XXX. Olympischen Spiele posiert sie für eine Action-Szene an der Seite des britischen Geheimagenten James Bond (gespielt von Daniel Craig). "Vor 30 Jahren wäre so eine Geschichte undenkbar gewesen. Und es ist immer noch unvorstellbar, dass es passiert ist", erinnert sich Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert an diesen spektakulären Auftritt.
"Auch ihre Enkel hätten ihr das nicht zugetraut. Aber man weiß eben nie, welche Freiheiten sich ältere Damen erlauben", so der Journalist. Auch, dass sie sich von ihren Enkelkindern ein Handy habe schenken lassen, um besser mit ihnen kommunizieren zu können, gehört zu der neuen Lockerheit der Queen. "Sie möchte ihren Enkeln nah sein", erklärt Seelmann-Eggebert, "so war sie als Mutter nie, aber als Großmutter ist sie es." Zu ihrem 90. Geburtstag am 21. April 2016 jubeln Tausende Schaulustige Elizabeth in Windsor zu, Menschen im ganzen Land entzünden ihr zu Ehren Leuchtfeuer. Doch das ist nur ein Vorgeschmack auf das eigentliche Festprogramm: Mit einem Gedenkgottesdienst, der Militärparade Trooping the Colour und dem Patron's Lunch folgt vom 10. bis 12. Juni ein wahrer Feiermarathon für die royale Jubilarin.
Brexit, Corona und der Megxit
Das Weltgeschehen macht vor dem hohen Alter der Monarchin nicht Halt. Die Corona-Pandemie trifft Großbritannien besonders hart. In einer Fernsehansprache ruft Elizabeth II. ihr Volk am 5. April 2020 zu britischer Selbstdisziplin und stiller Entschlossenheit auf. Einen Großteil des Jahres verlebt die Queen mit Ehemann Philip weitgehend isoliert auf Schloss Windsor. Ende 2020 ist Elizabeth Teil eines weiteren einschneidenden Ereignisses: Nach der Billigung durch das britische Parlament unterzeichnet sie den Vertrag, der Großbritanniens Austritt aus der EU besiegelt.
Für erneuten familiären Wirbel sorgen Prinz Harry und Ehefrau Meghan, Duke and Duchess von Sussex. Im Frühjahr 2020 zieht sich das Paar aus dem Königshaus zurück - und zieht nach dem "Megxit" mit Sohn Archie in die USA. In einem Interview mit Talkmasterin Oprah Winfrey erhebt Meghan Rassismusvorwürfe gegen das britische Königshaus. Die Königin nehme die Vorwürfe "sehr ernst", heißt es in einem Statement. Mehr dringt - typisch für Elizabeth - nicht an die Öffentlichkeit. Noch schwerer wiegen die Anschuldigungen gegenüber Prinz Andrew, der in einen Missbrauchsskandal verwickelt ist, das wohl auf eine außergerichtliche Einigung hinausläuft.
Tod von Prinz Philip und 96. Geburtstag
Immer an ihrer Seite: Ihr Mann Prinz Philip, der sich erst mit 95 Jahren im Jahr 2017 von seinen royalen Verpflichtungen zurückzieht. Mehr als 73 Jahre sind Elizabeth und Philip verheiratet - länger als alle britischen Königspaare vor ihnen. Am 9. April 2021 stirbt Prinz Philip und damit die wichtigste Stütze der Königin. "Er war ganz einfach mein Halt und meine Stärke in all diesen Jahren", so Queen Elizabeth II. über ihren Ehemann. Seitdem musste die Königin ihren Weg allein weitergehen. Nun ist sie im Alter von 96 Jahren gestorben - nach 25.782 Tagen auf dem Thron.