Star-Fotograf Peter Lindbergh gestorben
Der Fotograf Peter Lindbergh ist im Alter von 74 Jahren gestorben. Der als Peter Brodbeck im ehemals deutsch besetzten Wartheland in Polen geborene und im Ruhrgebiet aufgewachsene Modefotograf arbeitete für berühmte Modeschöpfer wie Giorgio Armani und Jean-Paul Gaultier. Im Jahr 1990 schoss er das berühmte "Supermodel-Cover" für die Vogue, das Naomi Campell, Cindy Crawford, Linda Evangelista, Tatjana Patiuz und Christy Turlington zusammen zeigt.
Er selbst mochte es nicht, fotografiert zu werden - außer von seinem drittältesten Sohn. Denn der schaffte es, so erinnerte sich Peter Lindbergh, dass der Papa sich ganz natürlich vor der Kamera verhielt. Und das sei schließlich das Geheimnis. Der Mann, der die Crème de la Crème der Modewelt abgelichtet hat, galt als offenherzig, ehrlich und entwaffnend bodenständig. Über seine Arbeit und sein Leben sagte er: "Ich hatte immer einen natürlichen Respekt vor Frauen und eine große Abneigung gegen den Einfluss, den man auf Leute ausüben kann, nur weil man jemand bestimmtes ist oder getan hat. Die Leute sagen immer zu mir: 'It's an honour to meet you' und dann antworte ich: 'Bist du eigentlich bekloppt? It's an honour to meet you!' Honour, was soll denn das?"
Peter Lindbergh: Schöpfer der Supermodels
Handball war eine große Leidenschaft in seiner Jugend, als er mit der Kunst noch nicht viel am Hut hatte. "Ich hatte mit 17 oder 18 Jahren noch nicht einmal ein Buch", erzählte Lindbergh einmal. Bilder kannte er demnach nur aus dem Lexikon. Später belegte er einen Zeichenkurs in Berlin und studierte schließlich Freie Malerei in Krefeld. Erst mit Ende 20 kam Peter Lindbergh zur Fotografie, die schließlich sein Leben bestimmte und ein neues Frauenbild in Modemagazinen schuf. Ohne Peter Lindbergh hätte es die Ära der Supermodels vermutlich nicht gegeben. Manche sagten über ihn, er sei ein Workaholic gewesen. Er selbst sag das ein wenig anders: "Es stimmt und es stimmt auch nicht. Ich hab mein ganzes Leben lang versucht, eine menschliche Perspektive zur Arbeit zu bekommen, weil ich immer arbeite. Aber ich sehe das, was ich tue, nicht als Arbeit an. Was soll ich denn sonst machen?"
Oft hatte Peter Lindbergh kleine Geschichten in seinen Fotografien inszeniert. Von retuschierten Plastikgesichtern hielt er nichts. Das ist eindrucksvoll in dem Bildband "Shadows on the Wall" zu sehen, im dem er große Schauspielerinnen in Szene setzte.
Lindbergh: "Die großen Meister, die braucht kein Mensch mehr"
Im Gespräch war Peter Lindbergh charmant und redselig. Und machte sich Gedanken darüber, dass er in Zukunft nicht mehr so viel Neues machen wollte, oder sich dem, was er bereits geschaffen hatte, in Sammlungen widmen wolle: "Ich wüsste auch nicht, ob das, was ich heute machen würde, für irgendjemanden noch interessant wäre. Es passieren viel Sachen, die toll sind, zum Beispiel durch Instagram und all so etwas. Alles hat sich geändert. Die großen Meisterwerke und die großen Meister, die braucht kein Mensch mehr."