Paul-Lincke-Ring: Goslar prüft NS-Verstrickungen des Komponisten
Der Musikpreis der Stadt Goslar, der Paul-Lincke-Ring, wird in diesem Jahr vorerst nicht verliehen. Vor einer erneuten Vergabe soll die mögliche NS-Vergangenheit des Namensgebers untersucht werden.
Deshalb habe man die Verleihung für dieses Jahr zunächst ausgesetzt, teilte die Stadt am Dienstag mit. Die Jury und die Stadt Goslar hätten sich entschieden, die Haltung Paul Linckes in der Zeit des Nationalsozialismus kritisch und offen von Fachleuten aufarbeiten zu lassen. Es sei schon länger bekannt, dass Paul Lincke ein Profiteur der Nationalsozialisten gewesen sei, dennoch sei er kein Mitglied der NSDAP gewesen, sagte eine Stadtsprecherin. Lincke (1866-1946) war von 1933 an Mitglied und im Vorstand der von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels gegründeten "Kameradschaft der Deutschen Künstler". Lincke gilt als Vater der "Berliner Operette" und wurde bekannt durch das Lied "Das ist die Berliner Luft".
Sven Regener befürwortet die Aufarbeitung
Zur Erinnerung an den Komponisten verleiht die Stadt Goslar seit 1955 den Paul-Lincke-Ring an Künstlerinnen und Künstler, die sich um die deutsche Unterhaltungsmusik und neue musikalische Bühnenwerke verdient gemacht haben. In diesem Jahr wäre die Auszeichnung zum 70. Mal verliehen worden. Anfang Januar hatte die Stadt den Autor und Sänger Sven Regener als Preisträger benannt. Regener sei über den Vorgang informiert, er halte die Klärung für unerlässlich, so die Stadt. Vorherige Preisträger waren unter anderem Udo Lindenberg, Max Raabe, Udo Jürgens, Peter Maffay, Wolfgang Niedecken, Johannes Oerding, Ina Müller und Helge Schneider sowie zuletzt Annett Louisan.