Nachgedacht: Donald Trump und sein Heilsversprechen
Königskinder werden in ihr Amt geboren. Präsidenten werden gewählt. Am 5. November wird sich zeigen, wer künftig in den USA an der Spitze steht. Donald Trump macht sich große Hoffnungen, nicht ohne Grund - beunruhigend, findet Claudia Christophersen.
Wenn Prinzen oder Prinzessinnen heiraten oder gekrönt werden, dann sind das besondere Momente, glanzvolle Momente, die das Wir-Gefühl festigen, die für einen kurzen Augenblick das Tor zu einer sonst verborgenen Welt ein Stück weit öffnen. Richtige Royalisten lassen sich von der Sogkraft solcher Ereignisse mitreißen, fiebern, wenn geheiratet, gestorben, geschieden oder gekrönt wird.
Könige werden ein Leben lang auf ihr Amt vorbereitet
Das jüngste Königsereignis hat sich gerade in Dänemark abgespielt. Königin Margrethe II., beliebt, taff, immer mit eigenwillig modischer Attitüde, hatte kurz vor dem Jahreswechsel verkündet, sie fühle sich mit 83 Jahren reif für die Abdankung. Mutter Margrethe sprach, Sohn Frederik folgte. Für die Vorbereitung auf dieses Amt hatte der 55-jährige offiziell nur gut zwei Wochen Zeit. Aber, wurde er nicht sein Leben lang auf die Regentschaft hintrainiert?
Als König wird man in sein Amt hineingeboren. Glück gehabt oder Pech. Tertium non datur. Dänemarks König Frederik X. wird seine Sache gut machen. Größere Skandale oder Gerüchte sind längst vergessen, zumindest verziehen. Und das Buch zu seiner Geschichte hat der König von Dänemark jetzt auch frisch veröffentlicht, alles also in bester Vorbereitung, keine Aufregung wegen Frederik in Kopenhagen oder anderswo.
Donald Trump bereitet sich selbst auf Rolle vor
Aufregung gibt es aber anderswo wegen eines Mannes, der sich längstens auf seine Rolle vorbereitet, innerlich, äußerlich, wohlüberlegt mit einem Riesenapparat, der strategisch Details plant und Eventualitäten auslotet oder antizipiert. Donald Trump will wieder Präsident werden. Obwohl er einen meterhohen Belastungsberg von "Sex and Crime" vor sich herschiebt. Er glaubt fest daran, dass mit ihm das Land, die USA, die Welt besser werden wird. Seit dem Vorwahl-Start der Republikaner am Montag in Iowa ist er diesem Wunsch auch tatsächlich ein großes Stück nähergekommen.
Das Wetter konnte zum Auftakt nicht sinnbildlicher sein: spiegelglatt, eisiger Wind, Schneesturm, arktische Kälte. Extremwetter, das nur in Extremsituationen nach draußen, erst recht an die Wahlurne lockt. Donald Trump war dort zu sehen, sonnengebräunt mit luftig offenem Hemd als wäre er unter Palmen gelandet. "Nasty" war immerhin sein Kommentar zu den Temperaturen im klirrendkalten Iowa. "Ungemütlich" war aber ganz im Gegenteil die Stimmung dort nicht. Die Leute ließen sich vom Wetter nicht abhalten, sie kamen und wählten Donald Trump haushoch mit über 50 Prozent, Konkurrenz ist erst einmal in die Defensive gedrängt.
Heilsversprechen trotz Gerichtsverhandlung
Und so trat Trump selbstbewusst vor Kameras, nicht polternd, sondern verbindlich, ruhig, womöglich besonnen mit Sätzen wie: "Wir sollten zusammen die Welt in Ordnung bringen. Die Probleme lösen. Es wird schon bald soweit sein." Heilsversprechungen eines Mannes, der sich seiner Sache sicher glaubt. Nur wenige Stunden später war Trump in New York vor Gericht geladen. Vor den Kameras hat er sich hier lieber nicht gezeigt. Nur Gerichtszeichnungen bildeten seine Gemütslage ab: zornig, wütend, unbeirrbar.
Und da stand er wieder unverrückbar im Raum, der Trumpsche Belastungsberg. Die mobilisierungsfähige Gemeinde scheint das alles nicht zu erschüttern. Im Gegenteil. Man hat den Eindruck: Trump-Wähler lieben ihn, gerade auch wegen seiner Skandale. Abwarten. Überraschende Wendungen hat es immer gegeben. Am kommenden Dienstag sind die nächsten Vorwahlen in New Hampshire.