Mehrere Gemälde in Hamburger Kirchen schwer beschädigt
In den Hamburger Kirchen St. Petri und St. Jacobi sind mehrere jahrhundertealte Gemälde in den vergangenen Tagen und Wochen schwer beschädigt worden. Die Polizei geht von einem scharfen Gegenstand aus, mit dem die Kunstwerke zerschnitten wurden.
Eine Weihnachtsdarstellung aus dem 17. Jahrhundert, Küster Martin Meier zeigt auf einen Schnitt quer durch das Christuskind, ein Bild des Christus mit Dornenkrone - im Brustbereich wild zerkratzt, die Porträts ehemaliger Pastoren der St.-Petri-Kirche - tiefe Schnitte in den Leinwänden. In St. Jacobi sind zwei Porträts der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon mit Schnitten durch das Gesicht und den Halsbereich beschädigt worden. Hauptpastorin Astrid Kleist ist schockiert: "Es ist, als ob der Riss durch das eigene Herz geht, es erschreckt und es tut weh."
Symbolische Schäden?
Die Schäden in St. Jacobi wurden am Mittwoch zufällig durch den Leiter der Restaurierungswerkstatt entdeckt. Die Schnitte sehen sehr zielgerichtet aus. Als wolle da jemand nicht einfach Vandalismus betreiben, sondern ein bestimmtes Gottesbild verstümmeln, meint Kleist. Sie spricht sogar von einem "symbolischen Schnitt durch die Kehle". Auch Martin Meier, der Küster von St. Petri, hat die Vermutung, es handele sich um einen Täter mit einem klaren Feindbild: der Darstellung Gottes und seiner Vertreter.
Müssen Kirchen künftig abgeschlossen werden?
Martin Meier befürchtet, dass das Konzept der offenen Kirche auf dem Spiel steht: "Wenn die Beschädigungen weitergehen, dann hat das letztendlich zur Folge, dass man die Kirchen zumacht." Überwachungsmaßnahmen wie Videokameras kommen für Astrid Klein nicht in Frage: "Das gehört sich nicht für einen Kirchenraum. Hier muss man auch das Gefühl haben, sicher zu sein vor Überwachung."
Noch tappen alle im Dunkeln, wer die Bilder beschädigt hat. Die Polizei sucht jetzt nach Zeugen: Wer irgendetwas gehört oder gesehen hat, kann sich beim Hinweistelefon der Polizei Hamburg oder einer Polizeidienststelle melden.