"Kunstverbrechen": Die krummen Geschäfte des Helge Achenbach
In einer neuen Folge "Kunstverbrechen", dem True-Crime-Podcast von NDR Kultur blicken Lenore Lötsch und Torben Steenbuck auf die krummen Geschäfte des Kunstberaters Helge Achenbach.
Es sind die 2000er und der Kunstmarkt boomt! Einer, der damals besonders hoch fliegt, ist der Kunstberater Helge Achenbach. Er war Deutschlands bekanntester und am bester vernetzter Kunstberater, pflegte gute Kontakte zu Künstlern wie Gerhard Richter oder Jeff Koons. Er stattete Banken und Versicherungen, die deutsche High Society und sogar das Teamquartier der Fußballnationalmannschaft mit Kunst aus. Doch die Geschäfte liefen nur scheinbar rund. Deshalb baute Achenbach ein Betrugssystem auf, bei dem es um Millionenbeträge ging.
Helge Achenbach wird 1952 geboren und wächst in einer kleinbürgerlichen Provinz auf. Er studiert Sozialpädagogik, ist Mitglied des Sozialistischen Hochschulbundes und AStA-Vorsitzender, absolviert ein einjähriges Praktikum in der Justizvollzugsanstalt Siegburg. Nichts in seinem Lebenslauf deutet in diesen Jahren daraufhin, dass er irgendwann im maßgeschneiderten Anzug und mit Bentley bei Bankern, Versicherungsmanagern und reichen Familienclans vorfahren wird, um sie beim Kunstkauf zu beraten.
Goldgräber der westdeutschen Kunstszene
1977 gründet er die erste Firma in Deutschland, die sich mit Art Consulting (Kunstberatung) beschäftigt. Achenbach klappert Baustellen ab, um Kontakte zu Architekten zu bekommen. Die Ausstattung von Firmenzentralen mit Kunst ist sein Geschäft. Er ist ein Schnacker und Verkäufer, der Vorstandsvorsitzende nach nur einem Gespräch zu Kunstkäufern macht. Gute Kontakte zu Künstlern hat er schon während seines Studiums in Düsseldorf geknüpft und verkauft Kunstwerke von Gerhard Richter und Günther Uecker, später auch Jörg Immendorff, Andreas Gursky oder Jeff Koons. Ab dem Jahr 2000 berät er vor allem private Sammler und vermögende Familien beim Aufbau einer Kunstsammlung. Helge Achenbach konstruiert ein verzweigtes Firmengeflecht und schafft etwas in Deutschland, was es bisher nur in Amerika gab: den Job des Kunstvermittlers.
Frisierte Rechnungen und zu hohe Provisionen
Als er mit der Berenberg-Bank in Hamburg die Berenberg Art advidce, eine Kunstberatungsfirma gründet, lautet das Werbeversprechen: Transparenz für die Kunden in den Kunstmarkt zu bringen bei gleichzeitiger größtmöglicher Diskretion. Doch 2013 wendet sich ein Mitarbeiter von Helge Achenbach an die Bank und berichtet von frisierten Rechnungen. Sein schlechtes Gewissen ist so groß, dass er seinen Bonus, den er von Achenbach bekam - 200.000 Euro - zurückgibt. Im Juli 2013 wird Achenbach in der Bank zum Vorwurf befragt. Er gibt den Betrug zu. An die Polizei wendet sich die Bank nicht und lässt die Öffentlichkeit wissen: Berenberg Art advidce ist Geschichte, weil es zu wenige Interessenten gab. Doch dafür informiert der Chef-Justiziar der Bank Babette Albrecht. Sie ist die Ehefrau von Theo Albrecht, Gründer von Aldi und einer der reichsten Menschen Deutschlands.
Eigentlich ist die Familie Albrecht diskret und öffentlichkeitsscheu. Doch diesmal nicht. Babette Albrecht lässt das Konstrukt Helge Achenbach mit einer Anzeige in sich zusammenfallen. Was sie genau zur Anzeige bringt und welche Spielchen Helge Achenbach mit der Aldi-Familie getrieben hat, erfahrt ihr in einer neuen Folge Kunstverbrechen, dem True-Crime-Podcast von NDR Kultur.