Kulturwissenschaftler Jan Assmann mit 85 Jahren gestorben
Der Kulturwissenschaftler Jan Assmann ist tot, wie die Universität Heidelberg bestätigte. Er starb in der Nacht zum Montag in Konstanz nach langer Krankheit mit 85 Jahren. Zusammen mit seiner Frau Aleida prägte er das Konzept des kulturellen Gedächtnisses.
Das Graben in der Vergangenheit, das Auswerten hinterlassener Spuren und die Suche nach ihrer Bedeutung für die Gegenwart und Zukunft - so ließe sich die Arbeit von Jan Assmann beschreiben. Als Ägyptologe hat er die Theorie des "kulturellen Gedächtnisses" entwickelt. Er forschte außerdem zur Entstehung des Monotheismus und zur Rezeption Ägyptens in der europäischen Kultur. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) würdigte Assmann als einen "der führenden Ägyptologen unserer Zeit, der weit über sein eigenes Fachgebiet hinauswirkte und als herausragender Religions- und Kulturwissenschaftler galt."
Das kulturelle Gedächtnis
Gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Literaturwissenschaftlerin und Anglistin Aleida Assmann, brachte Jan Assmann ab 1978 Vertreter verschiedener Disziplinen und Kulturfächer wie Sumerologie, Indologie, Afrikanistik und Sinologie zusammen. In der gemeinsamen Forschung ging es unter anderem um "Schrift und Gedächtnis" und die Frage, wie Medien Kulturen organisieren. Aleida und Jan Assmann formulierten aus diesen Ansätzen das Konzept des kulturellen Gedächtnisses, das sie als institutionalisierte Form kollektiven Erinnerns vorstellten und vom subjektiven Erinnern abgrenzten. Bei diesem spielen Tradition und Wiederholung eine große Rolle.
2018: Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Assmann wurde 1938 in Langelsheim bei Goslar geboren und wuchs in Lübeck und Heidelberg auf. Als Professor für Ägyptologie lehrte er von 1976 bis zu seiner Emeritierung 2003 an der Universität Heidelberg. 2018 erhielt er zusammen mit seiner Frau den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Zur Begründung hieß es, dass Assmann internationale Debatten um Grundfragen zu kulturellen und religiösen Konflikten angestoßen habe. Mit seinen Schriften zum Zusammenhang von Religion und Gewalt habe er einen unverzichtbaren Beitrag zum Verständnis der Friedensbereitschaft und Friedensfähigkeit der Religionen von heute geleistet.