Kulturpass wird fortgeführt - Zuschuss aber halbiert
Der sogenannte Kulturpass soll junge Leute zur Teilhabe an kulturellen Angeboten ermutigen. Kulturstaatsministerin Claudia Roth sieht das Projekt bislang positiv. Das Angebot wird fortgeführt, allerdings die staatliche Unterstützung auf 100 Euro halbiert.
Die Grünen-Politikerin sprach am Freitag nach der Entscheidung des Haushaltsausschusses von einer "wichtigen und sehr erfreulichen Nachricht für die Kultur wie auch für die jungen Menschen". Der Bundestag muss noch abschließend zustimmen. Seit Juni konnten bis Jahresende rund 750.000 Berechtigte auf das Angebot zugreifen. Alle Jugendlichen des Jahrgangs 2005, die im vergangenen Jahr 18 wurden, erhielten nach einer Registrierung eine Gutschrift von 200 Euro. Damit können etwa Konzerttickets, Bücher, Musikinstrumente und Kinobesuche bezahlt werden.
Mit Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sei nun vereinbart, "dass auch der Jahrgang 2005 dieses Jahr seinen Kulturpass noch benutzen kann", sagte Roth. Damit könnten diese Jugendlichen ihr Budget weiter nutzen "und aktiv an unserem reichen und vielfältigen kulturellen Leben teilnehmen". Auch in diesem Jahr werden rund 750 000 jungen Menschen 18 Jahre alt. Roth verwies auf die angespannte Finanzsituation. "Die Fortführung des Kulturpasses für nun alle 2006 Geborenen war für alle Beteiligten angesichts der allgemeinen Haushaltslage eine große Kraftanstrengung." Deswegen werde das Budget für den Jahrgang 2006 nun nur noch 100 Euro betragen.
Gleichzeitig wird in Roths Verwaltung darauf gesetzt, dass Kulturanbietende verstärkt mit besonderen, vergünstigten Angeboten Jugendliche mit Kulturpass ansprechen und diese damit über die 100 Euro hinaus profitieren können. Der Kulturbereich wurde demnach bereits kräftig unterstützt: Bisher gab es per Kulturpass rund 1,1 Millionen Reservierungen im Wert von rund 22 Millionen Euro.
Buchhandel und Filmwirtschaft sind begeistert
"Ich ziehe wirklich für den Kulturpass eine sehr, sehr, sehr positive Bilanz", sagte Roth. Für die Kulturstaatsministerin war der Start des Angebots, das einem französischen Vorbild folgt, also ein großer Erfolg. Als Beispiel nennt sie fast eine Viertelmillion Kinobesuche, bezahlt mit dem Geld des Kulturpasses. Der ist deshalb auch für Peter Dinges von der Filmförderungsanstalt das richtige Angebot zur richtigen Zeit.
Außerdem nennt Roth rund 100.000 Konzertkarten, mehr als 5.000 Musikinstrumente und mehr als eine halbe Million verkaufter Bücher. Das wiederum freut Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels. "Viele haben den Weg zurück oder erstmals in ein Buchgeschäft gefunden. Und das gibt natürlich schöne Anlässe, auch über Bücher zu reden, Neues zu entdecken und im Grunde seine Stamm-Buchhandlung zu finden", sagt er.
Kritik: Keine substanzielle Kulturförderung?
Kritik hatte es zuvor von CDU-Kulturpolitikerin Christiane Schenderlein gegeben, weil bislang nur gut ein Drittel der Jahrgangsstufe das Angebot genutzt habe. Und sie führte weitere Punkte an: "Es ist keine klassische Kulturförderung. Es ist keine substanzielle Kulturförderung, und so sehen wir das eben ein Stück weit eine Kür." Schenderlein spricht zwar von einer sympathischen Idee, die etwas Positives vermittelt, zugleich hinterfragt sie die Zielgruppe: "Was ist mit Familien? Was ist mit älteren Menschen? Auch all jene haben ja unter Corona sehr gelitten."
Roth strebt deutsch-französische Kooperation an
Die Kulturstaatsministerin will dagegen sogar noch eine Ausweitung, zum Beispiel einen gemeinsamen deutsch-französischen Kulturpass. Der Buchhandel begrüßt das. "So lange es ein ein Geben und Nehmen ist, finde ich, ist das ein sehr guter Vorschlag. Gerade im 61. Jahr des Élysée-Vertrages sollten wir immer wieder sehen, dass die deutsch-französische Freundschaft erhalten und gepflegt werden muss", sagt Peter Kraus vom Cleff.
Wenn das klappt, könnte aus Sicht von Roth am Ende ein noch größerer Wurf stehen. "Ich habe vorgeschlagen, dass es auch ein europäisches Modell sein könnte für die Förderung von jungen Menschen, dass sie überhaupt mal erleben, was Kultur für sie bedeuten kann", so die Kulturstaatsministerin.