Künstliche Intelligenz in Schulen: Zukunftsvision oder Alltag?
Die Debatte um künstliche Intelligenz (KI) findet jetzt ihren Weg in die Klassenzimmer. Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler könnten von ihr profitieren. Doch es gibt auch ethische Bedenken.
Von personalisierten Lernplattformen bis zur automatisierten Verwaltung von Schulressourcen: Künstliche Intelligenz (KI) bietet vielfältige Möglichkeiten, das Bildungswesen zu optimieren. Das wurde bei der Eröffnung einer zweitägigen Schulleitungstagung am Dienstag in Hildesheim deutlich. "Künstliche Intelligenz ist mit einer Wucht in den Schulen angekommen. Und zwar so schnell, dass sich Schulen anstrengen müssen, um auf dem Zahn der Zeit zu sein", sagte Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne). Man könne KI jetzt nicht mehr aus der Schule heraushalten. Daher sei wichtig, dass Bildungseinrichtungen diese Entwicklung aufgriffen und Schülerinnen und Schülern den kompetenten Umgang mit der KI vermittelten.
Künstliche Intelligenz könnte Schüler besser fördern
"Wir müssen Schülerinnen und Schüler auf eine Welt vorbereiten, in der KI nicht mehr wegzudenken ist", betonte Johanna Fleckenstein, Jungprofessorin für digitales Lernen und Forschen an der Universität Hildesheim. Allerdings müsse dafür die Angst vor KI endlich aus dem Fokus der gesellschaftlichen Diskussion rücken. "In der öffentlichen Debatte stehen nur Angst und Zweifel im Fokus. Viel wichtiger ist doch die Frage: Wie können wir KI sinnvoll nutzen?" Dabei verspricht der Einsatz von KI an Schulen zahlreiche Vorteile: Maßgeschneiderte Lernunterstützung könnte Schülerinnen und Schülern helfen, individuelle Lernwege zu gehen, um ihr volles Potenzial auszuschöpfen. So könnten beispielsweise KI-gestützte Plattformen den Lernfortschritt jedes Schülers überprüfen und Übungen anbieten, die genau auf die Schwächen zugeschnitten sind. Das entlaste auch die Lehrkräfte, erklärte Dr. Elke Richlick, Leiterin des Niedersächsischen Landesinstituts für schulische Qualitätsentwicklung.
Entlastung für Lehrkräfte durch richtigen Einsatz von KI
Laut einer Studie brächten nämlich Lehrkräfte rund 50 Prozent der Zeit für Korrekturen, Vorbereitungen und Feedback auf, erklärte Johanna Fleckenstein. Hier könnten KI-basierte Anwendungen entlasten, indem sie die Organisation von Stundenplänen, Raumnutzung und andere administrative Aufgaben übernehmen. Auch die Auswahl von Lernmaterialien und Büchern könnte mithilfe von KI deutlich schneller umgesetzt werden. Das reduziere nicht nur Stress, sondern räume auch mehr Zeit für individuelle Betreuung und kreative Unterrichtsgestaltung frei, sagte die Jungprofessorin. "Schulleiterinnen und -leiter sind für dieses Thema sehr offen und wollen der Lebenswirklichkeit in Schule Rechnung tragen", ergänzte René Mounajed, Vorsitzender des Schulleitungsverbandes Niedersachsen. "Man merkt schon jetzt, dass einige Lehrkräfte KI für ihren Unterricht nutzen, aber auch kritisch hinterfragen und mit den Schülern ausprobieren."
Hamburg zu KI: "Werkzeug und kein Selbstzweck"
Doch neben einer Vielzahl positiver Aspekte äußerte die Kultusministerin auch klare Bedenken: "Das Thema Datenschutz ist so ein riesiges Thema, das Schulen sehr belastet", so Hamburg. Aber auch Mobbing und Suchtpotenziale bei Schülerinnen und Schülern müsste bei der Nutzung von KI mitgedacht werden. "Künstliche Intelligenz ist ein Werkzeug und kein Selbstzweck", betonte Hamburg und mahnt gleichzeitig einen bedachten Umgang mit den Anwendungen an.