Historisches Museum Hannover: Ein Umzug der Superlative
Das Historische Museum in Hannover wird in großem Stil saniert und modernisiert. Für den Umzug von mehreren Millionen Exponaten und Fotos sind eine spezielle Logistikerin und professionelle Kunstpacker verantwortlich.
Karim Karlinski ist einer von ihnen. Der Hamburger hat schon in ganz Deutschland Museen und Galerien unterstützt. Bei einer Hamburger Spedition hat er mal angefangen und Umzugserfahrungen gesammelt. Seit 15 Jahren verpackt er nur noch Kunst, sagt Karlinski dem NDR Niedersachsen. Und jetzt also Ausstellungsstücke des Historischen Museums Hannover. Aktuell sind Bronze-Büsten hannoverscher Stadtgrößen und aus dem Hochadel dran. Einige Möbel und Gemälde sind schon eingelagert. Doch geschafft ist noch nicht einmal die Hälfte der Arbeit.
Größte Veränderung des Historischen Museums seit Bestehen
1903 wurde das Haus als "Vaterländisches Museum" gegründet. Die Sammlung umfasste Objekte zur Geschichte der Stadt Hannover und der früheren welfischen Gebiete. In den 1960er-Jahren bekam das Museum ein eigenes Haus, errichtet von Stararchitekt Dieter Oesterlen - und zwar am Hohen Ufer in Hannovers Altstadt. Also an dem Ort, an dem man den Beginn der mittelalterlichen Besiedlung Hannovers im 11. Jahrhundert vermutet. Seit November 2023 ist das Museum wegen der umfangreichen Sanierungsarbeiten geschlossen.
Vom Knopf bis zur Kutsche alles dabei
Das Museum wuchs, umfasst inzwischen - vom Knopf bis zur Kutsche - rund 250.000 Objekte. Exponate aus der Zeit des Königreichs Hannover bis zur Neuzeit. Dazu gibt es noch Millionen Fotos, Dias und Negative. Die Rede ist von 2,5 bis 5 Millionen Fotos. Das Museum ist eines der größten Fotoarchive Deutschlands. Und jetzt muss alles raus, um später neu ausgestellt zu werden. Sowohl die Räume werden umgestaltet, als auch die bisherigen Ausstellungen.
Spezialbehandlung vor Einlagerung
Etwa 100.000 Objekte - Möbel, Gemälde, Grafiken und Modelle - haben die Kunstpacker um Karim Karlinski und die Restauratoren des Hauses aus dem Museum abholen lassen. Vor der endgültigen Lagerung steht ein weiterer Spezial-Prozess. Im nagelneuen Sammlungszentrum an der Vahrenwalder Straße ist ein Raum eigens für eine Schädlingsbehandlung hergerichtet worden. In der kommenden Woche schließen die Türen. Bis dahin stapeln die Logistiker die Objekte unter Hochdruck bis unter die Decke. Die Experten nutzen jeden Zentimeter, um so viele Exponate wie möglich unterzubringen.
Papierfischchen adé
Anfang kommender Woche wird dieser Raum geschlossen und alle Objekte in eine Stickstoffwolke gehüllt. Sechs Wochen lang. Auf diese Weise werden alle Schädlinge abgetötet, die sich möglicherweise eingenistet haben. Restaurator Dennis Söffker sagt dem NDR Niedersachsen: "Vor allem Papierfischchen sind ein Problem. In einem Bücherbestand haben sie etliche Einbände zerfressen. Wenn man die einmal drin hat, ist es schwer, sie wieder los zu werden." Sie können nicht nur in Büchern leben, auch in Textilien. Sogar Bilder bleiben nicht verschont. Hinter Glas wurden sie bereits entdeckt.
Umzugsstress bis Jahresende
Während der Stickstoffraum sechs Wochen verschlossen bleibt, wird weiter das Depot ausgeräumt. Denn alle Objekte werden der Schädlingsbehandlung unterzogen. Noch etwa 150.000 Exponate und Millionen Fotos müssen für den Abtransport vorbereitet werden. Und nachdem der Raum geöffnet und leer geräumt wurde, geht das Stapeln wieder von vorn los. Bis Jahresende soll alles erledigt sein, damit die Umbauarbeiten im Historischen Museum Hannover beginnen können. In einem dann komplett leeren Haus.