Historisches Museum Hannover zu Gast in altem Kaufhof
Hannovers Historisches Museum ist wegen Sanierungen geschlossen. Aber solange die Menschen nicht ins Museum kommen können, will das Museum zu den Menschen gehen.
Der Historiker ist heute Handwerker. Viele Kisten hat Jan Willem Huntebrinker mit seinen Kollegen gepackt. Im ehemaligen Kaufhof-Gebäude muss jetzt alles wieder raus. "Das ist Umzug. Ich glaube, das ist die Situation, die wir jetzt für lange Zeit haben. Sozusagen ein bisschen Mit-Geschichte-unterwegs-Wanderzirkus, wenn man so will. Aber Einpacken, Auspacken ist das große Thema", so Huntebrinker.
Außer-Haus-Projekte an Schulen und Seniorenheimen
Seit Anfang November ist das Historische Museum in Hannover geschlossen. Der alte Kaufhof, der jetzt "aufhof" heißt, ist vorübergehende Heimat. Das ist aber nur der Start für viele Außer-Haus-Projekte - zum Beispiel in Schulen. Auch zwei Seniorenheime bekommen demnächst Besuch.
"Das sind Ausstellungen, die sich um die 50er-, 60er-, 70er-Jahre drehen, Erinnerungswelt der Bewohnerinnen. Das ist für die toll, und für uns ist das toll, weil wir unser Material zeigen können", sagt Huntebrinker. So können Menschen die Ausstellungen genießen, die wegen mangelnder Mobilität auch sonst oft Schwierigkeiten haben, ein Museum zu besuchen. "Jetzt ist es da bei ihnen und wir kommen mit Vorträgen, Workshops, die sich um diese Ausstellung drumherum bauen. Wir sind da ganz toll im Kontakt und Austausch mit den Leuten. Ich sag immer, das ist so ein bisschen Lieferdienst Geschichte."
Historisches Museum: Eine Komplettsanierung steht an
Den Lieferdienst gibt es auch in den "aufhof": Barock- und Renaissance-Kostüme. "Wir achten immer darauf, dass die Größen verstellbar sind", erzählt Helena Zapff. "Dass eben eher ein bisschen weiter geschnitten ist und man dann mit einem Band an der Taille verstellen kann, damit wir so vielen Menschen wie möglich ermöglichen, so etwas zu tragen."
Über Jahre wird das eigentliche Gebäude in Hannovers Altstadt geschlossen sein. Eine völlig neue Erfahrung für Huntebrinker. Seit 14 Jahren arbeitet der Historiker hier, wo jetzt so langsam die Baustelle erkennbar wird. Eine Komplettsanierung steht an: Decken, Böden, Fenster, Infrastruktur. Und während schon Teile mobil ausgestellt werden, geht der Auszug immer noch weiter. "Es reicht ja nicht, dass dieses Museum geschlossen und saniert wird. Das heißt, wir sind hier dabei, Objekte zu verpacken für den Umzug, damit gebaut werden kann. Eins ist klar: Wir können hier keine Fußböden rausreißen und sanieren, während da noch historische Objekte stehen", so Huntebrinker.
Museum zum Mitnehmen: Ein Museum auf Tournee
Zurück zum "aufhof". Es muss Werbung für den neuen Standort gemacht werden, denn von außen erkennbar ist das für die Passanten nicht. Dies ist ein Problem, das viele Museen kennen. Vor allem die, die selbst renovieren und umbauen. Einige hat Huntebrinker kurz nach der Schließung zu einem Austausch eingeladen. Erste Erkenntnis: "Wir sind gar nicht allein", berichtet der Historiker. "Wir hatten das Stadtmuseum aus Berlin, das Stadtmuseum Dresden, Stadtmuseum Bonn, das Buddenbrockhaus Lübeck und viele mehr. Zehn Gäste, zehn andere Museen, die von ihren Erfahrungen berichtet haben - die entweder am Anfang eines solchen Prozesses sind oder schon am Ende und ihn schon hinter sich haben."
Das Historische Museum will auf seiner Tournee mit seinen Pfunden wuchern. Das heißt hier ganz konkret: Zwei Millionen historische Bilder aus und um Hannover, die auch unterwegs zugänglich sind. Besonders beliebt: Recherchen zum eigenen Wohnhaus. Museum zum Mitnehmen: Siegel gießen, Schwerter bauen oder Kostüme anprobieren. Die erste Station ist so gut wie geschafft. Schon bald wird wieder eingepackt und woanders aufgebaut.