Hamburg will Erinnerungsorte an NS-Zeit ausbauen
Fast 130 Orte in Hamburg erinnern an die Verbrechen der Nazizeit. Der Senat will diese Gedenkstätten jetzt noch einmal ausbauen und stärken. Unter anderem soll der Ausstellungsbereich im ehemaligen KZ Neuengamme neu gestaltet werden.
Es ist eine lange Liste mit vielen Orten. Ganz oben auf dieser Liste steht das ehemalige KZ Neuengamme. Das Konzept sieht vor, dass die Ausstellungen dort bald überarbeitet werden, außerdem ist ein Besucher- und Übernachtungszentrum geplant. Auch in der alten Schule im Bullenhuser Damm, in dem die SS noch in den letzten Kriegstagen Kinder ermordet hat, soll der Gedenkort wachsen. "Derzeit haben wir nur eine Gedenkstätte in den Kellerräumlichkeiten der Schule", sagt Oliver von Wrochem, der Vorstand der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte. "Mittelfristig wollen wir auch Räume im ersten Geschoss entwickeln, um dort dann auch eine tägliche Öffnung zu gewährleisten und Gruppen begleiten zu können."
Neues Dokumentationszentrum im Lohsepark
Bereits konkret geplant ist ein Dokumentationszentrum im Lohsepark in der Hafencity. Dort erinnert bereits die Gedenkstätte Hannoverscher Bahnhof daran, dass von diesem Ort tausende Menschen in den Tod deportiert wurden. Aber auch Pläne für kleinere Gedenkorte, die die städtische Stiftung mit Expertise begleitet, wie einen Gedenkraum im Feldstraßenbunker, der gerade umgebaut wird, stehen auf der Liste. Kultursenator Carsten Brosda ist besonders wichtig, "dass wir nicht davor zurückschrecken, auch mitten in der Stadt deutlich darauf hinzuweisen, dass diese Verbrechen damals auch mitten in der Stadt und unter den Augen der Stadtbevölkerung stattgefunden haben."
Neue Erinnerungsorte
Auch neue, große Erinnerungsorte sollen entstehen. Der Widerstand in der Nazizeit und dessen Bekämpfung könnte künftig vor allem in Fuhlsbüttel Thema sein. Hier soll ein Teil der heutigen JVA, das Haus 3, umgewidmet werden. In Farmsen wird ebenfalls ein neuer Lernort konzipiert: Rund um den alten Wasserturm wurden in der früheren 'Bewahranstalt' mehr als 2.000 Menschen untergebracht, die die Nazis als "schwachsinnig und asozial" bezeichnet haben. Die Zwangsarbeit im Hafen könnte künftig im Lagerhaus G am Dessauer Ufer thematisiert werden. "Wir haben jetzt eine Gesamtschau und wissen, wo wir was tun können und werden das einzelfallbezogen konkretisieren", sagt Brosda. "Das Ziel ist, das, was auf der Liste steht, in den nächsten zehn bis 15 Jahren umzusetzen."
Erinnerung an Verbrechen der NS-Zeit wachhalten
Für eine Zukunft in Frieden und Freiheit müsse man die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wachhalten, sagt Kultursenator Carsten Brosda. Es gebe gerade Stimmen, die nicht mehr an die Verbrechen der Nazizeit erinnert werden wollen. "Ich glaube, dass wir zu keinem Zeitpunkt davon ausgehen, dass wir einen Zustand erreicht haben, in dem diese Gesellschaft ein Aufklärungs-Level für sich gesichert annehmen kann, dass bestimmte Dinge nicht mehr passieren können, weil man irreversibel einen anderen Status erreicht hätte. Und deswegen geht es darum, dass wir die Aufklärung über uns selbst und die Verbrechen der Nazizeit, dass wir die Orte, die das historisch und authentisch vermitteln, ins Bewusstsein rufen."