Giovanni Bottesini - Der Paganini des Kontrabasses
Giovanni Bottesini hat Mitte des 19. Jahrhunderts die Spielweise des Kontrabasses revolutioniert und galt als der größte Virtuose seines Instruments. Auch als Dirigent feierte er Erfolge.
Giovanni Bottesini ist in Italien ein angesehener Dirigent und guter Freund von Giuseppe Verdi. Am 24. Dezember 1871 hat er Verdis "Aida" im Opernhaus in Kairo uraufgeführt, mit großem Erfolg. Doch seinen bis heute legendären Ruf erwirbt sich Bottesini nicht als Dirigent, sondern als Kontrabass-Virtuose. Für Michael Rieber, Solokontrabassist im NDR Elbphilharmonie Orchester, hat Bottesini das Instrument aus dem Schattendasein herausgeholt: "Bottesini war ein Riesen-Fan von Paganini. Er hat ihn nicht unbedingt imitiert, aber er war der Paganini für den Kontrabass. Er hat so halsbrecherisch für den Kontrabass geschrieben, weil er es auch selber so spielen konnte."
Giovanni Bottesini wird zu einer Attraktion
In den Aktpausen geht Bottesini mit seinem Kontrabass ins Foyer und improvisiert für das Publikum über Melodien aus Opernarien, die man zuvor in der Aufführung gehört hat. Eine Attraktion, die sich herumspricht. Immer mehr Menschen wollen ihn sehen und hören.
"Bottesini hat ja auch alles aufgeführt, was er komponiert hat", erzählt Rieber. "Das heißt, er war auch in persona der 'Paganini des Kontrabasses'. Das war natürlich unerhört damals, das hatte man zuvor nie gehört und auch lange danach nicht mehr. Das ist erst im 20. und 21. Jahrhundert angekommen, dass die Bassisten auch wirklich alles spielen, was Bottesini selber gespielt und auch komponiert hat."
Auf Umwegen zum Kontrabass gekommen
Dabei hätte alles anders kommen können. In Crema, etwa 40 Kilometer südöstlich von Mailand geboren, hat der 14-jährige Bottesini als Geiger und Chorsänger ein gewisses musikalisches Talent entwickelt. Sein Vater will ihn am Mailänder Konservatorium anmelden. Doch dort gibt es nur Studienplätze für Fagott und Kontrabass. Bottesini Junior entscheidet sich für das sperrige Streichinstrument. Nach nur wenigen Wochen gelingt die Aufnahmeprüfung gerade so. Doch binnen kurzer Zeit macht er große Fortschritte, überholt sogar seine Lehrer.
Bottesini gibt Gastspiele, wird gefeiert und geht auf Reisen. Von Mailand aus nach Österreich, und über Spanien, Kuba und Mexico in die USA. Das Reisen wird er bis ans Ende seines Lebens beibehalten. Er verdient als Virtuose schließlich genauso viel Geld wie die großen Pianisten, Geiger und Cellisten seiner Zeit.
"Bottesini brachte den Kontrabass zum Singen"
Dominik Wagner stammt aus Wien und ist Preisträger des renommierten ARD Musikwettbewerbs. Er gehört zu den besten Kontrabassisten unserer Zeit. Für ihn gibt es neben Bottesinis halsbrecherischer Technik noch eine weitere Fähigkeit, die den italienischen Virtuosen bis heute so faszinierend macht: "Bottesini brachte den Kontrabass zum Singen. Das konnte er mit seinen Stücken wie kein anderer. Neben all der Virtuosität hat mich jedes Mal, wenn ich seine Musik höre oder spiele, am allermeisten begeistert, den Kontrabass zum Singen zu bringen."
Die Kunst des Belcanto, des schönen Operngesangs, kann er auf seinem Instrument zum Leben erwecken. Dafür wird er noch heute gefeiert. "Man muss sich erst einmal ganz genau auskennen mit dem Instrument, um zu wissen, welche Lage für welche Art der Tonfarbe und für welche Art der Emotion am besten geeignet ist", erklärt Dominik Wagner. "Und Bottesini beherrschte das offensichtlich wie kein anderer."