Fusion Festival: Erste gefährliche Pillen im Drogencheck entdeckt
Auf dem Flugplatz Lärz bei Neustrelitz feiern in den kommenden Tagen rund 80.000 Menschen auf dem Fusion Festival. Neu ist in diesem Jahr ein Sofort-Drogencheck der Unimedizin Rostock. Bereits bis Donnerstagmittag konnten die Toxikologen 300 Ecstasy-Pillen testen - davon drei gefährlich.
Auf dem 25. Fusion Festival hat die Universitätsmedizin Rostock das erste Mal ein mobiles Labor zum Testen von Drogen aufgebaut. Noch vor der Eröffnungsparty am Donnerstagabend überprüfte das Team um Drogenexperte Gernot Rücker bereits 300 verschiedene Ecstasy-Drogen - drei davon waren so gefährlich, dass die Besucherinnen und Besucher gewarnt werden mussten. Der Andrang war so groß, dass zwischendurch die Annahme pausiert werden musste, damit das Labor hinterher kommt, erzählt Rücker.
Drogencheck soll Konsum sicherer machen
In dem mobilen Labor können Konsumentinnen und Konsumenten von Partydrogen vor der Einnahme ihre Pillen checken lassen. Das Ergebnis kommt innerhalb von wenigen Sekunden und ist komplett anonym und kostenlos, so der Drogenexperte. Sind irgendwo schädliche Substanzen enthalten, wird sofort eine Warnung an alle Festivalbesucher gesendet, auf die Einnahme zu verzichten. Auch auf dem Festivalgelände selbst werden Flyer ausgehängt, die vor den Pillen warnen.
Durch das Projekt erhoffen sich die Mediziner der Universitätsmedizin Rostock unter anderem Aufschluss über Konsumverhalten, Klientel und das Alter der Konsumenten. Aber auch die Aufklärung ist den Toxikologen wichtig, denn nicht selten sind Partydrogen Ursache für gesundheitliche Beeinträchtigungen, wie beispielsweise Psychosen. Verbote würden aus Rückers Sicht nicht reichen, für ihn mache Aufklären mehr Sinn.
Drese: MV erstes Bundesland mit Drug-Checking auf großen Festivals
Mecklenburg-Vorpommern führt nach Worten von Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) als erstes Bundesland Drug-Checking auf großen Festivals ein. Das Land habe der Universitätsmedizin Rostock die Erlaubnis zur Durchführung von Drug-Checking-Modellvorhaben erteilt. "Mobile Substanzanalysen sind mir mit Blick auf die zahlreichen Festivals, die in Mecklenburg-Vorpommern stattfinden, ein besonderes Anliegen. Solche Angebote sind eine wirkungsvolle Maßnahme, um die Schäden durch Drogenkonsum zu reduzieren", sagte Drese. Im Zentrum stünden die Risikobewertung und die gesundheitliche Aufklärung über die Folgen des Konsums von Betäubungsmitteln. "Der Ansatz des sogenannten Drug-Checkings ist damit präventiver und nicht repressiver Natur", sagte die Ministerin.
Landesweite Stellen zum Drogentest gefordert
Die Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen (Lakost) in Mecklenburg-Vorpommern begrüßte den Start der vom Land genehmigten und finanzierten Drogen-Checks durch die Universitätsmedizin Rostock am Donnerstag. Sie forderte, dass Jugendliche landesweit die Chance erhalten, ihre Drogen überprüfen zu lassen. Drogen-Checks müssten daher regelmäßig in allen Landkreisen und großen Städten angeboten werden, hieß es.
Erfolgreiche Pilotprojekte in Berlin und Thüringen hätten gezeigt, dass es mithilfe der Substanzanalysen und der damit einhergehenden Beratungen möglich ist, junge Leute vom weiteren Drogenkonsum abzuhalten bzw. ihren Drogenkonsum zu reduzieren, erklärte Lakost-Geschäftsführerin Birgit Grämke. Es sei wichtig, dass sich die Konsumenten sicher sein können, dass ihnen straf- oder ordnungsrechtlich keine Gefahren drohen.
Medizinstudierende absolvieren Notfallmedizin-Prüfung
Die Unimedizin Rostock ist auf der Fusion noch mit einem weiteren Projekt vertreten. Auch in diesem Jahr werden wieder 150 angehende Ärztinnen und Ärzte ihre Prüfung in der Notfallmedizin absolvieren. "Die Kooperation zwischen der Universitätsmedizin Rostock und dem Fusion Festival besteht seit über zwanzig Jahren", sagt Rücker. Fortgeschrittene Medizinstudierende sollen am Festival teilnehmen, um dort praktische Erfahrungen in der Notfallmedizin zu sammeln. Um an dem Kurs teilzunehmen, müssten sie mindestens im achten Semester sein, den Notfallschein und die Teilnahme an speziellen Vorbereitungskursen, unter anderem zum Thema Drogen, vorweisen können.
Die Prüfung bestehen die Studierenden laut Rücker indem sie zweimal zwölf Stunden ehrenamtlich auf dem Festival arbeiten. Auch die mündliche Prüfung werde oft während des Festivals absolviert. Zwischen Prüfung und Arbeitsschichten ein Konzert anschauen, sei laut Rücker aber auch kein Problem.
Sonderzüge und XXL-Regios
Rund 80.000 Menschen werden in diesem Jahr auf dem Flugplatz in Lärz bei Neustrelitz erwartet. Davon sollen laut Bundespolizei etwa 20.000 Festivalgäste mit dem Zug über den Bahnhof Neustrelitz anreisen. Daher hatte die Polizei zum Anreisetag auf dem Vorplatz des Bahnhofs Neustrelitz eine sogenannte Bearbeitungsstraße aufgebaut, um Besucherinnen und Besucher auf Drogen und Waffen zu checken. Auch die Deutsche Bahn hat sich auf das Festival vorbereitet und setzt mindestens drei Sonderzüge am 30. Juni und 1. Juli auf der Strecke Berlin-Neustrelitz-Rostock und zurück ein, unter anderem auch einen sogenannten XXL-Regio mit acht Wagen.