Bettina Hagen: Sie war ein Top-Model, als es die noch gar nicht gab
Als 18-Jährige modelte Bettina Hagen in den 1960er-Jahren für Yves Saint Laurent, zierte Magazin-Cover in der ganzen Welt. Nur in Deutschland kam die Hamburgerin nicht so recht an - und doch eroberte sie die ganze Welt, Leonard Cohen inklusive.
Ein bisschen wehmütig wird Bettina Hagen schon, wenn sie auf ihre Anfänge als Model blickt: "Die Supermodels kamen ja erst in den späten 80er- und den 90er-Jahren", sagt die heute 78-Jährige. Sie sieht ihre Modelgeneration als Wegbereiterinnen. "Ich wäre so gerne Supermodel gewesen, 15 Jahre später. Aber das war eben nicht."
Trotzdem: Bettina Hagen war früh auf den Covern von Magazinen wie der "Vogue" zu sehen und modelte für berühmte Modeschöpfer wie Yves Saint Laurent. Doch in Deutschland war die natürliche 18-Jährige erst gar nicht so gefragt. "Ich war nur das kleine Mädchen aus Hamburg", erinnert sie sich. Da wurden lieber die schwedischen Models eingeflogen. "Das fanden die interessanter."
Ihr Mut wird belohnt
Doch Bettina Hagen lässt sich davon weder beeindrucken noch entmutigen. Sie fährt nach Paris zu einem befreundeten Model und stellt sich bei "Models International" vor. "Und am gleichen Abend, das glaubt mir kein Mensch, bin ich nach Mailand geflogen und habe eine große Modestrecke für 'Lydia Italiana' gemacht."
Und das ist nur der Anfang. Ende der 60er- bis Mitte der 70er-Jahre zählt die Hamburgerin zu den international begehrtesten Fotomodellen der Welt und lebt in New York und Paris. 1974 kehrt sie nach Hamburg zurück, lernt hier ihren zukünftigen Mann Ralph Laroutte kennen und gründet mit ihm eine Modemarke. Heute sind die beiden 50 Jahre zusammen, leben in einer offenen Ehe, in der beide Freiraum haben.
Eine "intensive Zeit" mit Leonard Cohen
Vielleicht ist das das Geheimnis ihres Glücks: keine absolute Treue. So lernt Bettina Hagen auch den kanadischen Sänger Leonard Cohen kennen. "Ich war natürlich nicht die Einzige, aber es war eine intensive Zeit ab 1979, dass wir uns öfter getroffen haben, inklusive mehrere Tage in Paris", erinnert sie sich.
Bettina Hagen malt den Sänger auch, denn die Kunst wird Ende der 80er-Jahre ihre neue Leidenschaft. Ihre Bilder: ausdrucksstark und farbenfroh. "Gelb, Orange, Rot, Grasgrün, Quietschgelb die kommen immer wieder vor, denn diese Farben des Indian Summer haben mich inspiriert", erklärt sie.
Ein Fotoband über ihr Leben
Inzwischen ist die Hamburgerin 78 Jahre alt und besitzt scheinbar eine unerschöpfliche Energie. Ihr neuester Coup: ein Buch über sich und ihre Zeit, was sie selbst herausgegeben hat. "Das ist ein Denkmal meines Lebens, vielleicht ermutigt es Leute, die sich auch selber nicht trauen", sagt sie. Sie habe als Autodidaktin angefangen und sich immer gesagt: "Mach mal Bettina, wenn es schief geht, geht es schief." Damit müssen man rechnen. Wenn die Dinge dann aber doch klappten, sei es besonders schön. Bei Bettina Hagen hat ein ganze Menge geklappt.