Führungswechsel: Constantin mit Oliver Berben "vernünftig aufgestellt"
Die Produktionsfirma Constantin-Film aus München bekommt einen neuen Chef: Oliver Berben, Sohn der Schauspielerin Iris Berben. Er übernimmt den Vorstandsvorsitz von Martin Moszkowicz, der seinen Vertrag planmäßig Ende Februar auslaufen lässt.
Ein Gespräch mit dem Filmexperten des Bayerischen Rundfunks Markus Aicher.
Es wurde schon immer mal gemunkelt: War das für Dich eine Überraschung, dass dieser Name als Nachfolger genannt wurde?
Markus Aicher: Ehrlich gesagt nicht. Das hat sich in der Branche schon länger abgezeichnet. Wenn man mal auf das Renteneintrittsalter schaut: Martin Moszkowicz ist 65 und hat bei der Constantin auch so manchen Sturm durchstehen müssen. Aber der Übergang war von langer Hand geplant. Die Constantin ist seit dem plötzlichen Tod von Bernd Eichinger, als damals Martin Moszkowicz in die Führungsriege aufrückte, sehr darauf bedacht, ganz gezielt die Strukturen so aufzustellen, dass dieser große Konzern, der in Deutschland sehr viele Film- und Fernsehproduktionen verantwortet, auch zielsicher in die Zukunft geht. In München war dies also keine große Überraschung. Oliver Berben ist ein "Household Name" in der Constantin, und ich glaube, dass ist strategisch auch die richtige Positionierung.
Du hast es gesagt: So mancher Sturm war da durchzustehen. Es ging um schwierige Arbeitsbedingungen bei den Dreharbeiten mit Til Schweiger zu "Manta Manta - Zwoter Teil", um Alkohol und Gewalt. Das Krisenmanagement, was dann folgte, war auch alles andere als ideal: Vorwürfe gegen Til Schweiger wurden zunächst abgestritten, später hat man sich entschuldigt und ein Compliance-Verfahren wurde eingeleitet. Oliver Berben ist ebenfalls schon länger bei Constantin - ist diese Personalie vielleicht genau dieser Krise geschuldet?
Aicher: Ich denke, man macht dies genau zum richtigen Zeitpunkt. Die Constantin steht noch vor einem kleinen Problem: Sie müssen am 7. Dezember den neuen Film von Til Schweiger in die Kinos bringen, der in dieser Krise den passenden Titel hat: "Das Beste kommt noch", eine Adaption der französischen Erfolgskomödie von 2019. Ich denke, man hat das ganz geschickt verknüpft und sich gedacht: Dann machen wir den Wechsel jetzt gleich, mit Ankündigung zum März kommenden Jahres, dass Oliver Berben an die Spitze rückt. Dann nehmen wir Martin Moszkowicz mit dieser Ankündigung aus dem Feuer. Das sieht nach einem geordneten Übergang aus, was es eigentlich auch ist. Ich halte das für eine ganz geschickte Vorgehensweise. Man lenkt damit auch ein bisschen von den Vorwürfen an die Constantin ab, bei denen sich die Constantin und Martin Moszkowicz initial nicht sehr klug verhalten haben. Es hat lange gedauert, bis man zum Casus Til Schweiger richtig Position bezogen hat. Ich denke, dass jetzt das Verfahren ganz vernünftig und zielgerecht funktioniert.
Wofür steht Oliver Berben?
Aicher: Oliver Berben ist in erster Linie ein Fernseh-Mann. Wenn man zurückblickt, wurden die großen Produktionen "Eldorado KaDeWe" oder "Die Wannsee-Konferenz" mit vielen Preisen ausgezeichnet. Er hat hervorragende Beziehungen in die deutsche Fernsehlandschaft, zu den deutschen Fernsehproduzenten. Er ist weniger der Mann, der international bei den Hollywood-Studios ausgerichtet ist. Ich denke, man hat da versucht, der Janusköpfigkeit des Constantin-Konzerns eine vernünftige Ausrichtung zu geben. Er ist der klassische "Leadman" im Fernsehserienbereich, und für den Filmbereich hat man sich ja bereits im vergangenen Jahr einen absoluten Top-Experten geholt, nämlich Martin Bachmann, den langjährigen Sony-Geschäftsführer aus Berlin. Bachmann ist seit Juli vergangenen Jahres in den Vorstand der Constantin aufgerückt und verantwortet dort den Bereich Film. Man hat nun zwei Topleute, die noch dazu privat befreundet sind, ähnliche Karrieren beschritten haben. Und damit ist die Constantin ganz vernünftig für die Zukunft aufgestellt.
Das Interview führte Jan Wiedemann.