F.C. Gundlach: Ein Leben für die Fotografie
F.C. Gundlach galt als einer der bedeutendsten Modefotografen der Nachkriegszeit. Er starb 2021, wenige Tage nach seinem 95. Geburtstag, in Hamburg. Gundlach war Gründungsdirektor der Deichtorhallen und lebte seit 1956 in der Stadt.
Bekannt wurde Franz Christian Gundlach als einer der bedeutendsten Modefotografen der deutschen Nachkriegszeit. Neben Models traten auch zahlreiche Stars wie Hildegard Knef, Cary Grant, Romy Schneider oder Zarah Leander vor seine Kamera.
Ende der 1960er-Jahre wechselte Gundlach die Seiten, gründete in Hamburg das Dienstleistungsunternehmen "Professional Photo Service" und später die erste reine Fotogalerie in Deutschland. Im Jahr 2000 übertrug Gundlach seine umfangreiche Sammlung an eine Stiftung, die als Dauerleihgabe in dem von ihm gegründeten Haus der Photographie in den Hamburger Deichtorhallen ihre Heimat gefunden hat.
Brosda: "Unersetzlicher Verlust"
Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) bezeichnete den Tod des Fotografen und Sammlers im Juli 2021 als "unersetzlichen Verlust" für die Kulturstadt Hamburg. "Sein Blick und seine Perspektive werden fehlen", teilte Brosda am Sonntag mit. Gundlach habe als Künstler Fotografiegeschichte geschrieben und ikonische Werke geschaffen. Als Sammler und Kurator habe er mit visionärem Gespür und Leidenschaft agiert. Es sei maßgeblich sein Verdienst, dass sich die Fotografie als Kunstform etabliert habe. "Die Entwicklung Hamburgs zur Kulturstadt ist eng mit seinem Werk und Wirken verbunden", sagte Brosda. Er hinterlasse seiner Wahlheimat Hamburg nicht nur seine herausragende Sammlung, sondern auch ein Lebenswerk, "das uns Ansporn sein wird, Hamburg als Standort für Fotografie weiterzuentwickeln".
Liebe zur Fotografie schon in jungen Jahren
Gundlachs Liebe zur Fotografie beginnt Mitte der 1930er-Jahre. Im Alter von zehn Jahren bekommt er seine erste Kamera: eine Agfa Box. "Ich habe dann meine Freunde dazu gebracht, sich in bestimmter Art und Weise zu arrangieren und sich aufzustellen - das waren die ersten inszenierten Bilder von mir", erinnerte sich Gundlach einmal im Gespräch mit dem NDR.
Sein Faible für Fotografie bleibt. An der privaten Fotografieschule in Kassel lernt F.C. Gundlach weiter. Schon Anfang der 50er-Jahre zieht es ihn nach Paris - damals kulturelle Hauptstadt der Welt. Hier lernt er Filmpromis wie Yves Montand und Simone Signoret kennen. "Ich wurde immer für eine Woche engagiert, die Stars zu fotografieren, denn die mussten ja in die Zeitschriften - Hörzu und wie sie alle hießen", sagte Gundlach.
Gundlachs Markenzeichen: Das architektonische Element

Seine Modefotos in dem Glamourheft "Film und Frau" bringen ihm den endgültigen Durchbruch. Die deutschen Stars der Nachkriegszeit lichtet er ab: Dieter Borsche, immer wieder Nadja Tiller und natürlich Romy Schneider. "Er hatte einfach einen wahnsinnig guten Blick, weil er auch immer seine Hintergründe mit eingebaut hatte - einer seiner zweiten Berufswünsche war immer gewesen, Architekt zu werden. Das sieht man auch seinen Bildern an", sagt Jasmin Seck von der Stiftung F.C. Gundlach.
Gerade die späteren Aufnahmen in den 60er-Jahren seien oft sehr reduziert und sehr grafisch gehalten. Einige seiner berühmtesten Bilder zeigen Frauen in modischen Badekappen vor den Pyramiden. "Die architektonischen Elemente findet man immer wieder, das war damals revolutionär und hat ihn von seinen Fotografenkollegen abgehoben", erklärt Seck.
F.C. Gundlach wird Galerist
Die eigenen Fotos reichten ihm nicht. Seine Leidenschaft ging weiter: F.C. Gundlach wollte die Fotografie als Kunst etablieren und gründete die erste Galerie für Fotografie in Deutschland. Was heute selbstverständlich ist, ist damals Neuland: Als er 1981 30 Bilder von Robert Mapplethorpe, einem der berühmtesten Fotografen des 20. Jahrhunderts nach Hamburg holte, hat niemand Interesse daran. Nur zwei davon verkauft er. Dennoch macht F.C. Gundlach weiter, interessiert sich für Irving Penn, Erwin Blumenfeld.
Gründungsdirektor der Hamburger Deichtorhallen

Im Jahr 2000 überträgt Gundlach seine umfangreiche Sammlung in eine Stiftung, die als Dauerleihgabe in dem von ihm gegründeten Haus der Photographie in den Hamburger Deichtorhallen ihre Heimat findet. "Ich hatte mehrere Angebote, auch von anderen Städten und Institutionen", sagte Gundlach. "Ich habe mich für die Deichtorhallen in Hamburg entschieden, weil ich in dieser Stadt lebe und die Deichtorhallen eine herausragende, international anerkannte Institution sind."
F.C. Gundlach lebt in seinen letzten Lebensjahren in einer Seniorenresidenz an der Elbe. Seit seinem 95. Geburtstag ist dort auch eine Ausstellung mit dem Titel "Gundlach at work" zu sehen. "Ganz viele Arbeitsfotos, auf denen er selbst zu sehen ist. wie er hinter der Kamera im Einsatz ist, wie er in den Ruinen und in der Wüste fotografiert", sagt Jasmin Seck.
Letzte Ruhe auf dem Ohlsdorfer Friedhof
Seine Zielstrebigkeit und den Willen, sich nichts aus der Hand nehmen zu lassen, hat er sich bis zuletzt bewahrt. Auch wenn es um seinem eigenen Tod geht: Zu seinem 90. Geburtstag erzählte er einmal, dass er sich schon ein Mausoleum auf dem Ohlsdorfer Friedhof hat bauen lassen: "Das ist sehr schön gelöst - das ist ein Kubus und man kann durchgucken - in der Mitte steht der Sarkophag", sagte Gundlach damals. "Ab und zu fahre ich mal dahin und gucke. Das ist so ein bisschen wie nach Hause kommen". Nun wird F.C. Gundlach dort seine letzte Ruhe finden.
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