Ein Jahr Kulturstaatsministerin Roth: Was muss noch besser werden?
Kulturstaatsministerin Claudia Roth ist seit einem Jahr im Amt. Nicht alles ist in diesem ersten Jahr gut gelaufen. Was erhoffen sich die Buchbranche und die Museumslandschaft von der Ministerin?
"Ich bin ein Fan" - das sagte Claudia Roth kürzlich über die Leipziger Buchmesse. Dreimal musste die Messe ausfallen - für 2023 hat die Kulturstaatsministerin drei Millionen Euro zugesichert. Gerade die unabhängige Buchbranche sei jetzt auf Unterstützung angewiesen, sagt Katharina Eleonore Meyer, Verlagsleiterin des Merlin Verlags und Vorsitzende der Kurt-Wolff-Stiftung. "Besser gestern als heute", so Meyer. "Es ist tatsächlich so, dass viele Kolleg*innen sehr unverhohlen zum Ausdruck bringen, dass sie ohne irgendwelche Zuschüsse und Förderungen ihre Arbeit gar nicht mehr machen können."
Wunsch nach einer strukturellen Verlagsförderung
Mit der Kurt-Wolff-Stiftung setzt sich Katharina Eleonore Meyer darum für eine strukturelle Förderung der Buchbranche ein. Immerhin die Prüfung einer solchen Förderung ist im Koalitionsvertrag festgehalten. Claudia Roth will Gespräche führen, unter anderem mit dem Finanzministerium. Konkret ist sie bisher aber noch nicht geworden. Der Wunsch von Katharina Eleonore Meyer: "Dass ein Weg gefunden wird, um diese Idee der strukturellen Verlagsförderung über den Bund, mit den Ländern, tatsächlich zu realisieren. Damit die Leser in der Bundesrepublik auch weiterhin diese Vielfalt präsentiert bekommen, für die die Buchlandschaft in Deutschland steht."
Museumsdirektor Beitin ist zufrieden mit Roths erstem Jahr
Das Kunstmuseum Wolfsburg ist ein wichtiges Schaufenster für internationale zeitgenössische Kunst. Dort hat Claudia Roth gerade die Schirmfrauenschaft für die Ausstellung "Empowerment" übernommen. Museumsdirektor Andreas Beitin freut sich darüber und ist grundsätzlich zufrieden mit Claudia Roths erstem Jahr im Amt. Ihre Bestrebungen zur Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz beispielsweise begrüßt er: "Es bleibt sicherlich noch sehr viel zu tun und insofern kann man ihr nur viel Kraft und Durchhaltevermögen wünschen, auch für die Themen, die mit dem postkolonialen Erbe zu tun haben, oder was uns hier im Museum umtreibt, wie man unter dem Aspekt des Klimanotstandes im Kulturbereich weiter arbeiten kann. Wir würden uns natürlich sehr freuen, wenn da neue Impulse aus ihrem Bereich kommen."
Energiekosten in Museen: Beitin hofft auf politische Unterstützung
Die Themen Energie, steigende Energiekosten und Klimschutzauflagen sind im Museumsbereich von großer Bedeutung. Andreas Beitin hofft dabei auf mehr Unterstützung aus dem Ministerium: "Als Museum ist man als Betrieb unterwegs, in dem sehr viel Energie verbraucht wird. Da wäre es gut, wenn auch vonseiten ihres Ministeriums die entsprechenden Impulse kommen. (...) Das ist natürlich etwas, das auch auf internationaler Ebene besprochen werden muss, aber das muss über das Punktuelle hinaus auch von einem großen Konzept begleitet werden."
Welche Note gibt es aus Wolfsburg für Claudia Roths erstes Jahr als Kulturstaatsministerin? "Eine 2- bis 3+ kann man ihr geben", findet Beitin.