Mordfall Lübcke: Mutmaßlicher Helfer Markus H. 2009 bei Neonazi-Demo dabei
Es war einer der größten Aufmärsche der rechtsextremen Szene im Nachkriegsdeutschland. 6.000 Neonazis demonstrierten am 14. Februar 2009 in der Dresdner Innenstadt. Mit dabei beim so genannten "Trauermarsch" anlässlich des Jahrestages der Bombardierung Dresdens: Die Neonazi-Gruppierung "Freier Widerstand Kassel", mit eigenem Banner "Wir vergessen nicht". Einer, der dieses Banner trägt, ist Markus H. - der Mann, der Stephan E., dem mutmaßlichen Mörder des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, die Tatwaffe vermittelt haben soll. Markus H. sitzt in Untersuchungshaft, gemeinsam mit einem weiteren mutmaßlichen Helfer. Der Generalbundesanwalt wirft ihnen Beihilfe zum Mord vor.
Jahrelang in rechtsextremen Strukturen
Die Bilder aus Dresden von 2009, die Panorama vorliegen, sind ein weiterer Beleg dafür, dass Markus H. über Jahre fest eingebunden war in die Kasseler Neonazi-Szene. Er marschiert Seite an Seite mit Mike S., einem der engsten Weggefährten von Stephan E. und zeitweilig Chef der Jungen Nationaldemokraten in Hessen, der Jugendorganisation der NPD.
Nach Panorama-Recherchen war Markus H., Jahrgang 1976, seit frühester Jugend in rechtsextremen Kreisen aktiv. So gab er in einem internen Forum an, bereits Anfang der 1990er Jahre an einem Treffen der inzwischen verbotenen "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige" (HNG) teilgenommen zu haben. Auch war er in jungen Jahren Mitglied der 1995 verbotenen "Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei" (FAP).
Markus H. war auch am 1. Mai 2009 dabei, als über 400 Neonazis in Dortmund eine Kundgebung des DGB attackierten. Zur Reisegruppe aus dem Raum Kassel gehörte Stephan E., der inzwischen den Mord an Walter Lübcke gestanden hat. Der Rechtsextremist Stephan E. wurde 2010 vom Amtsgericht Dortmund wegen Landfriedensbruchs verurteilt. H. kam hingegen ohne Verurteilung davon. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Dortmund bestätigte Panorama jedoch, dass Markus H. damals von der Polizei kontrolliert oder in Gewahrsam genommen wurde.
Stephan E. soll in seinem Geständnis Markus H. als Helfer angegeben haben. Die Ankläger werfen ihm vor, Stephan E. den Kontakt zu einem Waffenhändler - Elmar J. - aus Nordrhein-Westfalen vermittelt zu haben. Laut Bundesanwaltschaft steht der Beschuldigte Elmar J. im Verdacht, Stephan E. im Jahr 2016 die spätere Tatwaffe eine Faustfeuerwaffe im Kaliber .38 verkauft zu haben. Elmar J. und Markus H. sollen dabei Kenntnis von der rechtsextremistischen Gesinnung des Stephan E. gehabt haben. Ebenfalls haben sie es für möglich gehalten und billigend in Kauf genommen, dass Stephan E. die von Elmar J. bezogenen Schusswaffen zu einem politisch motivierten Tötungsverbrechen einsetzen wird.