Tief "Bernd": Sturmflut an Nordseeküste bringt Fährausfälle
Seit Montagabend fegt das Sturmtief "Bernd" über Norddeutschland. Der Deutsche Wetterdienst warnt bis in den Abend hinein vor Sturmböen. Eine Sturmflut hat an der Nordseeküste zu Beeinträchtigungen geführt.
Eine Sturmflut hat am Morgen die schleswig-holsteinische Nordseeküste erreicht. In Dagebüll (Nordfriesland) stieg das Wasser nach Angaben des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) gut zwei Meter über den normalen Hochwasserstand. Der Fähranleger wurde überspült und es kam zu Ausfällen und Fahrplanänderungen bei der Wyker Dampfschiffs-Reederei im Fährverkehr zu den Inseln und Halligen. Die Neue Pellwormer Dampfschiffahrts GmbH ließ zudem die ersten beiden Verbindungen am Morgen zwischen Nordstrand und Pellworm ausfallen.
Für das nördliche Schleswig-Holstein rechnet der Deutsche Wetterdienst auch am Vormittag noch mit schweren Sturmböen bis zu 90 km/h. Betroffen ist vor allem Schleswig-Holstein, aber auch an den Küsten und im Süden von Niedersachsen bleibt es am Vormittag sehr stürmisch.
Sturmflut auch in Hamburg: Elbufer meiden
Das BSH warnt auch vor einer Sturmflut im Hamburger Elbgebiet. Der Hochwasserscheitel wurde am Vormittag mit bis zu 3,90 Metern über Normalnull am Pegel St. Pauli erwartet. Das entspricht bis zu 1,75 Meter über dem mittleren Hochwasser. Die Innenbehörde warnte: Das gesamte Gebiet, insbesondere der Hafen, die HafenCity und die Ufernähe seien zu meiden, tieferliegende Gebäude zu schützen und Autos wegzufahren.
Die Hamburger Feuerwehr rückte am Abend und in der Nacht etwa 80 Mal wegen abgebrochener Äste und herabrgefallener Ziegel aus. Im Stadtteil Tonndorf stürzte ein Baum auf ein Auto.
Niedersachsen: Mindestens drei Verletzte
In Niedersachsen wurden laut Polizei bis zum Morgen mindestens drei Menschen sturmbedingt verletzt. Ein 60 Jahre alter Autofahrer erlitt bei Elsfleth in der Wesermarsch lebensgefährliche Verletzungen, als er von einem Baum am Kopf getroffen wurde. In Auetal (Landkreis Schaumburg) stürzte ein weiterer Baum auf ein fahrendes Auto, die 26-Jährige am Steuer wurde leicht verletzt. In Meppen wurde eine 60 Jahre alte Autofahrerin ebenfalls leicht verletzt, als sie mit ihrem Wagen gegen einen auf die Straße gestürzten Baum fuhr. Im Landkreis Stade gab es mehr als 50 Einsätze von Polizei und Feuerwehr. Im Landkreis Uelzen stürzten laut Polizei mehrere Bäume auf die L250 bei Ebstorf, sodass diese zwischenzeitlich voll gesperrt wurde.
350 Einsätze in Schleswig-Holstein
Feuerwehren und Polizei in Schleswig-Holstein hatten in der Nacht knapp 350 wetterbedingte Einsätze. Besonders viel zu tun hatten die Einsatzkräfte in der Mitte und im Süden des Landes zwischen 18 und 22 Uhr. Meist ging es dabei um umgestürzte Bäume und herabgefallene Äste. In Todenbüttel hob der Sturm ein Garagendach an. Nachdem die Feuerwehr Risse am benachbarten Einfamilienhaus festgestellt hatte, wurde es vorübergehend geräumt.
Mecklenburg-Vorpommern: Dutzende Sturmeinsätze im Westen
Auch die Feuerwehren in den Landkreisen Ludwigslust-Parchim und Nordwestmecklenburg waren besonders gefordert. Dort mussten die Einsatzkräfte etwa 50 Mal ausrücken, um umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste zu beseitigen. Betroffen waren mehrere Bundes- und Landesstraßen.
Nach Sturmschaden: Bahnverkehr normalisiert sich
Am Montagabend war der Zugverkehr in Niedersachsen sturmbedingt stellenweise zum Erliegen gekommen. Störungen hatte es auch auf anderen regionalen Strecken im Norden gegeben. Zudem waren die ICE-Strecken von Hamburg nach Hannover und Berlin betroffen. Nach zahlreichen Sturmschäden sind die Aufräumarbeiten mittlerweile weitgehend abgeschlossen. Der Zugverkehr laufe wieder größtenteils normal, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn in der Früh. Die ICE-Strecke Hamburg-Berlin wurde laut Bahn am späten Montagabend wieder eingleisig für den Zugverkehr freigegeben. Vereinzelt könne es noch zu Verzögerungen kommen, hieß es.
Niedersachsen und MV: Fähren ausgefallen
Der Fährbetrieb zwischen der Insel Wangerooge und dem Festland läuft wieder normal. Er war am Abend wegen der Sturmflutwarnung eingeschränkt worden, wie die DB als Betreiberin mitteilte. Für die Fähren nach Spiekeroog und zurück aufs Festland gelten heute Morgen noch Fahrplanänderungen. Bereits gekaufte Karten konnten umgebucht werden.
In Mecklenburg-Vorpommern hatte das Fährunternehmen Scandlines wegen stürmischer Winde und starker Strömung am Montagabend den Schiffsverkehr zwischen Rostock und dem dänischen Gedser vorübergehend eingestellt. Am Morgen wurde der Regelverkehr wieder aufgenommen.
Es wird wieder kälter im Norden
Nach dem Sturm soll das Wetter in den kommenden Tagen kälter werden und es könnte laut Vorhersage auch im Norden erneut schneien. Am Sonntag hatte ein Tief in Norddeutschland zunächst Schnee gebracht, der im Laufe des Tages und in der Nacht zu Montag mehr und mehr in Regen überging. Da die Böden teilweise noch gefroren waren, gab es vielerorts Blitzeis.