Gefahr durch PFAS in Einweggeschirr und Verpackungen
In vielen Umverpackungen und Einweggeschirr aus Pappe oder Zuckerrohrfasern stecken per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS). Sie sind nicht abbaubar und können die Entstehung von Krebs begünstigen.
Essen wird immer öfter in Verpackungen aus Pappe oder Einweggeschirr aus Zuckerrohr verkauft: Pommes, Döner, Suppen, Salatbowls, Brötchen genauso wie Currywurst oder Burger. Doch Flüssigkeiten und Fett lassen diese vermeintlich umweltfreundlichen Verpackungen schnell durchweichen.
Damit wir solche Take-away-Gerichte problemlos transportieren können, werden häufig per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen - kurz PFAS - für die Imprägnierung eingesetzt. Sie sind fett- und wasserabweisend. Doch gelangen diese chemischen Verbindungen in die Natur, werden sie nicht abgebaut, sondern über Meeresströmungen und die Luft bis in die entlegensten Gebiete der Erde transportiert.
PFAS können Krebs begünstigen und das Immunsystem schwächen
Ein weiteres Problem: PFAS reichern sich auch in Pflanzen und Tieren an - zum Beispiel in Fischen und Meeresfrüchten. So landen die chemischen Rückstände irgendwann in konzentrierter Form auf unseren Tellern. Über belastete Verpackungen nehmen wir die Schadstoffe zusätzlich in unseren Körper auf. Das kann erhebliche gesundheitliche Folgen haben, denn PFAS können sogar die Entstehung von Krebs begünstigen und das Immunsystem schwächen.
PFAS setzen die Wirkung von Impfungen herab und schädigen Organe
Es gilt als wissenschaftlich bewiesen, dass sich PFAS längst bei jedem von uns im Körper angereichert haben. Zwischen 2014 und 2017 wurden über 1.000 Blutproben von Kindern aus Deutschland untersucht. In jeder einzelnen ließen sich PFAS nachweisen. Forschende können wissenschaftlich belegen, dass diese Substanzen in unser Immunsystem eingreifen, weil PFAS die Wirkung von Impfungen herabsetzen. Außerdem können PFAS verschiedene Organe wie die Leber oder die Schilddrüse schädigen, den Fettstoffwechsel beeinträchtigen und die Entstehung bestimmter Krebsarten wie Hodenkrebs begünstigen.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat eine Obergrenze für die Gesamtaufnahme von PFAS in unseren Körper festgelegt. Nur dann gelten sie als unbedenklich. Aber: Dieser Wert wird häufig überschritten, da wir die Aufnahmemenge nicht kontrollieren können.
EU-Kommission soll über Verbot der Stoffgruppe abstimmen
In der Europäischen Union sind einige Arten von PFAS inzwischen verboten. Die Verwendung der sogenannten Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) ist bereits seit 2006 und die von Perfluoroctansäure (PFOA) seit Juli 2020 weitestgehend untersagt. Doch zu der Stoffgruppe der PFAS gehören insgesamt mehr als 4.700 Substanzen. Darf eine Substanz nicht mehr genutzt werden, weicht die Industrie auf die nächste aus. Eine wirksame Lösung wäre, die gesamte Stoffgruppe zu verbieten. Hierzu erarbeitet das Umweltbundesamt derzeit gemeinsam mit anderen Behörden aus Deutschland, den Niederlanden, Norwegen, Schweden und Dänemark einen Beschränkungsvorschlag, über den die EU-Kommission Anfang 2023 abstimmen soll.
Die Verwendung von PFAS soll dann nur noch für Anwendungen erlaubt sein, die wichtig für die Gesellschaft sind und bei denen die Emissionen in die Umwelt durch bestimmte Maßnahmen minimiert werden können. Bis eine strenge PFAS-Regulierung in geltendes EU-Recht umgesetzt ist, kann es jedoch noch Jahre dauern.
Viele Verpackungen mit PFAS belastet
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat 2021 gemeinsam mit acht anderen Umweltschutzorganisationen europaweit 42 Proben von Fast-Food-Verpackungen und Einweggeschirr auf PFAS untersuchen lassen. Das erschreckende Ergebnis: In allen Exemplaren ließen sich die schädlichen Substanzen nachweisen. 32 der 42 Proben wiesen eine derart hohe Konzentration auf, dass sie eindeutig mit PFAS-haltigen Mitteln imprägniert wurden. Die restlichen zehn Proben könnten auch im Laufe des Produktionsprozesses - zum Beispiel durch PFAS-haltige Farbe - verunreinigt worden sein.
PFAS-haltige Verpackungen schwer zu erkennen
PFAS können nur mithilfe einer Laboranalyse sicher nachgewiesen werden. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist es also schwer zu erkennen, ob diese Schadstoffe in Verpackungen von Essen to go oder Einweggeschirr enthalten sind. Häufig wirken PFAS-haltige Verpackungen besonders ökologisch, da sie aus recyceltem Papier oder Zuckerrohrfasern bestehen. Einen Hinweis kann ein Test mit etwas Speiseöl geben. Perlt der Tropfen ab, ohne Rückstände auf der Verpackung zu hinterlassen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das Material mit PFAS imprägniert wurde.