Route du Rhum: Boris Herrmann ins Transatlantik-Abenteuer gestartet
Mit dreitägiger Verspätung ist Boris Herrmann in die zwölfte Auflage der Route du Rhum gestartet. Bei strahlendem Sonnenschein vor Saint-Malo in der Bretagne nahmen neben dem Hamburger noch 137 weitere Einhand-Segler die legendäre Transatlantik-Regatta in Angriff - mehr als je zuvor.
Die Solosegler, die in sechs Klassen an den Start gehen, machten sich am Mittwoch um 14.15 Uhr zeitgleich auf die 3.542 Seemeilen (6.562 Kilometer) lange Reise nach Pointe-à-Pitre auf Guadeloupe. Herrmann habe einen guten, sauberen Start erwischt, teilte das Team Malizia mit.
Der ursprünglich für vergangenen Sonntag geplante Start der Rekordflotte hatte aufgrund einer schweren Sturmwarnung verschoben werden müssen. Die Route führt zunächst durch den Ärmelkanal entlang der bretonischen Küste, das offene Meer erreicht Herrmann voraussichtlich am Montagmorgen.
Bedingungen haben es in sich
Den 41-Jährigen erwarten vor allem auf der ersten Rennhälfte Bedingungen, die es in sich haben. Zumal der gebürtige Oldenburger sein neues und erst im September getauftes Hightech-Boot "Malizia-Seaexplorer" aus der Imoca-Klasse noch nicht solo und auch nicht unter Extrembedingungen getestet hat. "Jetzt bin ich bei 40 Prozent", sagte Herrmann: "Wir wissen nicht, was passieren wird, was kaputt gehen wird, wer was tun wird."
Entsprechend verspürt der erfahren Hochseesegler keinen Druck, eine Topplatzierung abliefern zu müssen. "Es geht vor allem um die Weiterentwicklung des Bootes und das Ankommen", so der gebürtige Oldenburger, der bei seiner Route-du-Rhum-Premiere vor vier Jahren mit der Vorgängerin Fünfter geworden war. "Wenn ich es auf die andere Seite schaffe, ist das ein großer Sieg für mich und die Mannschaft. Und wenn wir dann noch besser sind als, sagen wir 15., bin ich zufrieden und nehme es hin."
Herrmann will in weniger als 14 Tagen ankommen
Den weiten Weg in die Karibik will er in weniger als 14 Tagen hinter sich bringen. Kommt er ins Ziel, hat er die Qualifikation für seine zweite Vendée-Globe-Teilnahme 2024/2025 schon sicher - dann mit ausgereiftem Boot. Bei seiner Premiere hatte nur die Kollision mit einem Fisch-Trawler kurz vor dem Ziel eine noch bessere Platzierung als Rang fünf verhindert.
Für die schnellsten Trimaran-Giganten der Ultim-Klasse wird der Sprung über den großen Teich nur rund eine Woche dauern. Favorit ist Ocean-Race-Sieger Charles Caudrelier auf der "Maxi Edmond de Rothschild". Unter deutsch-französischer Flagge ist bei der Route du Rhum auch die in München geborene und in Frankreich lebende "Macsf"-Skipperin Isabelle Joschke in die "Königin der Transats" gestartet. Sie kämpft wie Herrmann in der Imoca-Klasse um ein Spitzenergebnis, in der Dauersieger Charlie Dalin (Frankreich) mit "Apivia" der Top-Favorit ist.
Ocean Race im Januar das nächste große Ziel
Für Herrmann steht bereits am 15. Januar 2023 die nächste Herausforderung an: Dann wird er erstmals beim Ocean Race mitsegeln. Das wichtigste Mannschaftsrennen um die Welt mit Stippvisite in der Kieler Förde führt in sieben Etappen um die Erde. "Beim Ocean Race sollten wir dann auch in der Position sein, das Rennen wettkampforientiert anzugehen. Darauf freuen wir uns alle", blickte der Hamburger voraus.