New York Vendée: Herrmann gibt wieder Vollgas
Boris Herrmann ist mit seiner Malizia - Seaexplorer beim Solo-Transatlantikrennen New York Vendée weiter einsam im Norden unterwegs. Der Rückstand des Hamburgers erscheint auf dem Tracker enorm. Und doch kann sich die riskante Strategie am Ende auszahlen.
"Für mich ist das kein Glückspiel", erklärte der 43-Jährige seine Entscheidung, die potenziell längere Strecke in Richtung Zielhafen Les Sables-d’Olonne an der Westküste Frankreichs gewählt zu haben. Zuvor hatte Herrmann lange gleichauf mit Charlie Dalin gelegen - beide hatten sich deutlich von den übrigen 28 Imoca-Yachten abgesetzt. Doch während der Franzose sich anschließend weiter für einen direkten Ost-Kurs entschied, bog Herrmann nach Norden ab.
"Diese Route war mit einigen Risiken verbunden. Aber gleichzeitig war es mein Instinkt, diesen Weg zu gehen, denn angesichts der Unsicherheiten in den Wettermodellen fühlte ich mich nicht bereit, direkt in den Osten zu investieren, wie es Charlie tat", sagte Herrmann.
Das Renngeschehen im Live-Tracker
Laut offiziellem Regatta-Tracker, der aufgrund der sehr unterschiedlichen Strategien aktuell nur bedingt aussagekräftig ist, lag Dalin am Donnerstagvormittag an der Spitze des Rennens mit rund 360 Seemeilen (etwa 670 Kilometer) vor einer Gruppe weiter im Süden um Thomas Ruyant (Vulnerable), Sam Goodchild (Vulnerable) und Jérémie Beyou (Charal). Herrmann wurde auf Rang elf geführt - mit einem Rückstand von 490 Seemeilen (907 Kilometer).
Will Harris: "Boris wird von schönen Winden profitieren"
Das muss für die Zielankunft noch keine Aussagekraft haben, wie Will Harris, Herrmanns Co-Skipper beim Ocean Race, auf der Website des Team Malizia erläuterte. Dalin habe noch einige Herausforderungen vor sich: Der Brite prognostiziert dem Franzosen kurz vor der Küste schwache Winde, die ihn ausbremsen würden. Herrmann hingegen dürfte von "schönen nordwestlichen Winden" profitieren: "Boris wird dann wahrscheinlich der Schnellste der Flotte sein."
Wettermodelle schwanken - für Herrmann ist alles möglich
Der Hamburger, der in der Tat Fahrt aufgenommen hat und auf seinem jetzigen Süd-Ost-Kurs deutlich schneller unterwegs ist als die Konkurrenz, will sich nicht an Prognosen beteiligen: "Bei jedem neuen Wetter-Modelllauf gibt es am Ende große Unterschiede von zwölf Stunden." Er könne Zehnter, aber auch Zweiter werden, so der 43-Jährige.
Harris glaubt an eine Siegchance des Hamburgers: "Es sieht so aus, als würden Boris und Charlie zu ziemlich ähnlichen Zeiten ins Ziel kommen." Vermutlich am Sonntag.