Segler Herrmann startet mit Malizia in den Vendée-Globe-Härtetest
Segler Boris Herrmann startet heute in die transatlantische Einhand-Regatta New York Vendée. Das Rennen von der US-Ostküste nach Frankreich ist für den Hamburger der letzte Härtetest vor der Vendée Globe. Vor der Solo-Weltumseglung will er das Vertrauen in die Yacht und sich selbst stärken.
Die große Feier zum 43. Geburtstag fiel für Herrmann aus. "Wir werden kurz anstoßen", sagte der fünfmalige Weltumsegler, und vielleicht werde es noch ein kleines gemeinsames Frühstück mit dem Team geben. Abgesehen davon war der Dienstag aber vor allem eines: der erste "Reisetag".
New York Vendée: 3.200 Seemeilen nach Les Sables d'Olonne
Es war zwar noch kein offizieller Renntag der transatlantischen Rückregatta, die über 3.200 Seemeilen nach Les Sables d'Olonne führt. Aber ein Tag auf dem Wasser, an dem Herrmann mit der Malizia - Seaexplorer ein wenig Strecke zurücklegen musste. Der Grund: Der Start am heutigen Mittwoch um 14 Uhr US-Ostküstenzeit (20 Uhr MESZ) erfolgt aus Sicherheitsgründen 90 Seemeilen (rund 167 Kilometer) vor der Küste New Yorks.
Das Renngeschehen im Live-Tracker
Für Herrmann und die anderen 27 Segler der Imoca-Klasse ist das Rennen an die Westküste Frankreichs nach der Transat CIC vor einem Monat der letzte Härtetest vor dem Highlight des Jahres: der im November startenden Vendée Globe.
Viel Arbeit nach Blitzeinschlag bei der Malizia
In der Zeit seit der Ankunft in New York - mit Rang zwei feierte Herrmann den größten Erfolg seiner Profikarriere als Solist - mussten er und das Team intensiver arbeiten als gehofft. Ein Blitzeinschlag kurz nach der Ankunft im "Big Apple" hatte Teile der Elektronik und Messgeräte in Mitleidenschaft gezogen. Etwa 30 Teile hatten ausgetauscht und repariert werden müssen - teilweise sogar in England.
"Das ist unglücklich, weil das Schiff in sehr gutem Zustand angekommen ist", sagte Herrmann dem NDR. Ende vergangener Woche aber seien die Arbeiten abgeschlossen worden. Das sei "kompliziert und stressig" gewesen, "aber jetzt sind wir bereit", alles sei in "perfektem Zustand".
"Ich möchte Selbstvertrauen in das Boot und in mich selbst aufbauen und stärken." Boris Herrmann
Als Ziel hatte Herrmann ausgegeben, mit "weniger Fragen und mehr Gewissheiten" in Frankreich anzukommen. Wichtig dafür: "Ich möchte so viele Solomeilen wie möglich zurücklegen." Er wolle weiter "Selbstvertrauen in das Boot und in mich selbst aufbauen und stärken. Je besser die Platzierung und je besser das Rennen insgesamt verläuft, desto mehr Selbstvertrauen" bringe das für die am 10. November beginnende Non-Stop-Regatta um den Globus.
Mit 28 Booten wird fast die gesamte Vendée-Globe-Flotte nach Les Sables d'Olonne segeln, das auch Start- und Zielhafen der bedeutenden Regatta im November ist. Neben dem Sammeln eigener Erfahrungen mit seiner Malizia wird Herrmann also auch einen letzten Blick auf die Konkurrenz werfen können.
Virtueller Start am Mittwoch
Der heutige Start wird für den Hamburger eine neue Erfahrung: Noch nie habe er einen virtuellen Start erlebt, sagte der nunmehr 43-Jährige: "Aber es gibt für alles ein erstes Mal." Nötig ist dieser virtuelle Start, weil es aufgrund der tiefen Gewässer 90 Seemeilen vor New York nicht einfach sei, "die Logistik für einen Rennstart zu organisieren", erklärte Herrmann. "Aber mit moderner GPS-Technologie sollte es ganz gut funktionieren."
Schon auf dem Hinweg hatte das Ziel weit vor New York gelegen, um mögliche Kollisionen im stark frequentierten Küstenbereich zu vermeiden.
Herrmann: "Wettervorhersagen derzeit recht unzuverlässig"
Die vergangenen Tage waren für Herrmann bestimmt von den Rennvorbereitungen mit Sicherheits- und Wetterbriefings. Die Bedingungen könnten etwas ungewöhnlich werden. "Normalerweise würde man hoffen, ein starkes Tiefdruckgebiet zu erwischen und relativ schnell über den Atlantik nach Osten zu segeln", sagte Herrmann.
Normalerweise. Das hieße auf der Regatta von West nach Ost auch mit Rückenwind zu segeln. Bedingungen, die denen bei der Vendée Globe durchaus ähnlich sein können, wie der Weltumsegler erklärte. In den kommenden Tagen aber werden "wir wahrscheinlich schwächere Winde haben und viel gegen den Wind segeln. Die Wettervorhersagen sind derzeit recht unzuverlässig."
Entsprechend schwierig sei auch die Ankunft in Les Sables d'Olonne zu taxieren: zwischen dem 7. Juni im schnellsten und dem 10. Juni im langsamsten Fall, prognostizierte Herrmann.