Schreck für Segler Herrmann: Blitzeinschlag bei der Malizia - Seaexplorer
Weltumsegler Boris Herrmann startet am Mittwoch bei der New York Vendée. Der Hamburger geht bei der Rückregatta des Transatlantik-Rennens Transat CIC als einer der Favoriten an den Start. Doch beinahe hätte eine Naturgewalt ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Als die Teilnehmer der New York Vendée am Freitag mit ihren Imocas in der Bucht von Manhattan die Showregatta Vendée Liberty bestritten, glitt Herrmanns Malizia - Seaexplorer ganz ruhig durch das Gewässer vor dem Big Apple. Die Hochseesegelyacht nahm wie die anderen Boote wegen schwacher Winde zwar nur mäßig Geschwindigkeit auf. Dass die Malizia - Seaexplorer kurz zuvor noch eine Großbaustelle war, konnten die unter anderem bei der Freiheitsstatue stehenden Zuschauer nicht ahnen.
Doch hinter Herrmann und seinem Team lagen zu diesem Zeitpunkt nervenaufreibende und arbeitsreiche Tage. Denn das Boot war bei einem Blitzeinschlag stark in Mitleidenschaft gezogen worden.
Großer Schaden an der Malizia - Seaexplorer
"Wir mussten bis Freitagmittag am Schiff arbeiten. Wir mussten viele Teile austauschen. Das ist sehr unglücklich, weil es in sehr gutem Zustand hier angekommen ist", erklärte Herrmann. 30 Elemente der Malizia - Seaexplorer mussten ausgetauscht oder repariert werden, darunter Kabel und Messgeräte. Das erforderte einen hohen logistischen Aufwand. "Einige Teile mussten wir nach England fliegen lassen", berichtete der Hamburger.
Rechtzeitig zum Showrennen Vendée Liberty, dessen Ausgang keinen Einfluss auf das Ergebnis der New York Vendée hat, war die Malizia - Seaexplorer wieder seetüchtig. Die schnellste Zeit segelte jedoch ein Franzose. Roman Attanasio sicherte sich auf der Best Western in fünf Minuten und 55 Sekunden den Sieg auf der 1,6 Kilometer langen Strecke.
Herrmann ohne Fortune in Windlotterie
Der 46-Jährige hatte anders als viele andere Teilnehmer Fortune, dass gerade eine steife Brise wehte, als er in der Bucht von Manhattan mit seinem Boot unterwegs war. Die Segler waren bei dem Showrennen in vier Pools unterteilt gewesen. Sie starteten nicht gemeinsam, sondern in Zeitabständen. Herrmann hatte bei der Wind-Lotterie weniger Glück und spielte bei der Vergabe der vorderen Plätze keine Rolle.
Doch das war für den Hamburger nach den Strapazen der Vortage zweitrangig. Sein Blick richtete sich bereits auf die am Mittwoch beginnende New York Vendée, die ihn ihn über 3.500 Seemeilen zurück ins französische Les Sables-d'Olonne führen wird.
Malizia - Seaexplorer wird "komplett auseinandergenommen"
"Ich möchte möglichst gut segeln, so wie immer. Ich möchte gerne mit weniger Fragen und mehr Gewissheiten ankommen, bevor es in die Sommerpause geht. Wobei es keine richtige Sommerpause ist, weil wir das Schiff komplett auseinandernehmen und wieder zusammenbauen in zweieinhalb Monaten. Im August beginnen wir mit dem finalen Training für die Vendée Globe", sagte der 42-Jährige. Die am 10. November beginnende Non-Stop-Regatta um den Globus ist für den gebürtigen Oldenburger der absolute Saisonhöhepunkt.
Die New York Vendée will Herrmann daher auch als Testlauf für die härteste Einhandregatta der Welt nutzen. "Wir werden bei diesem Rennen das erste Mal das komplette Plateau der Vendée Globe am Start haben", erklärte er.
Herrmann: "Man kann mit uns rechnen"
Mit seinem zweiten Platz bei der Transat CIC hat der Hamburger unter Beweis gestellt, in der absoluten Weltspitze des Segel-Profisports angekommen zu sein. Die lange Zeit übermächtigen Franzosen haben nun einen Konkurrenten im Nacken sitzen, der mit seinem Team nicht nur ständig an der Optimierung der Malizia - Seaexplorer arbeitet, sondern auch sehr erfolgshungrig ist. "Der zweite Platz war keine Revolution. Man kann mit uns rechnen. Die Arbeit der vergangenen drei bis vier Jahre zahlt sich aus. Wir sind auf dem richtigen Weg", sagte Herrmann selbstbewusst.